Brandenburg

2. Berlin-Brandenburger Alleentagung

Infrastrukturminister Guido Beermann und Umweltminister Axel Vogel haben sich mit Vertreterinnen und Vertretern von Behörden aus Brandenburg, von Forschungsgesellschaften, aus der Wissenschaft und von Verbänden zur 2. Berlin-Brandenburger Alleentagung in der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik in Großbeeren getroffen, um über den Erhalt und die Weiterentwicklung der Alleen und Straßenbäume zu beraten. Infrastrukturminister Guido Beermann, der mit Umweltminister Axel Vogel die Schirmherrschaft über den 2. Alleentag übernommen hat, informierte über den Stand der Neuausrichtung der Alleenkonzeption. Umweltminister Axel Vogel betonte den hohen ökologischen Nutzen von Straßenbäumen.

 

Verkehrsminister Guido Beermann: „Brandenburg ist das alleenreichste Bundesland –Alleen prägen unsere Landschaft. Sie sind ein Markenzeichen für unser Land, das es zu erhalten gilt. Auch auf der gemeinsamen Verkehrsministerkonferenz der Länder mit dem Bund in der vergangenen Woche wurde der notwendige Schutz der Alleen in ganz Deutschland hervorgehoben. Wir appellieren auch an den Bund, künftig Aspekte des Alleenschutzes bei der Fortschreibung und Anpassung der technischen Regelwerke, wie z. B. der Richtlinien für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme, stärker zu berücksichtigen. Gleichzeitig ist es den Ländern ein großes Anliegen, die Zahl der Baumunfälle zu senken. Es sind also sowohl Aspekte der Verkehrssicherheit als auch der Erhalt und die Entwicklung der Straßenbäume und Alleen zu berücksichtigen. Das wollen wir bei der neuen Alleenkonzeption, die in diesem Jahr vorgestellt werden soll, einarbeiten.“

In Brandenburg gibt es derzeit rund 1.740 Kilometer Alleen an Bundes- und Landesstraßen außerhalb von Ortschaften, davon sind rund ein Drittel der Bäume Bestandteil von Alleen. Ausgangspunkt waren im Jahr 2006 rund 2.340 Kilometer Alleen. Obwohl seitdem über 200 Kilometer Alleen neu angelegt wurden, sind rund 600 Kilometer Alleen verloren gegangen. Über 90 Prozent der Alleebäume mussten aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden. Über 70 Prozent der Alleebäume ist über 80 Jahre alt und hat damit das Ende seines Lebenszyklus erreicht.

Umweltminister Axel Vogel: „Straßenbäume und Alleen prägen das märkische Landschaftsbild und sind wertvolle Natur- und Kulturgüter. Wir wollen sie schützen, pflegen, nachpflanzen, und zukunftsfähig weiterentwickeln. Mit ihrer Strukturvielfalt und ihrem häufig historisch gewachsenen Vegetationsbestand sind Alleen wichtige Habitate für Flora und Fauna. Doch auch ihnen macht die zunehmende Erderwärmung zu schaffen. Das Umweltministerium fördert deshalb unter anderem das Projekt „Brandenburgische Alleen im Klimawandel“ der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik e.V., das sich der Pflanzenauswahl, Planung, Pflanzung, Bewässerung, Bodenverbesserung und Pflege von Alleebäumen widmet.“

Um die Alleen in Brandenburg zu erhalten, hat die Landesregierung bereits 2007 eine Konzeption „Zur Entwicklung von Alleen an Bundes- und Landesstraßen in Brandenburg“ beschlossen und diese 2014 nach der Evaluierung bestätigt. Kernpunkt der Konzeption war der Paradigmenwechsel „Weg vom Einzelbaum – hin zum Alleenabschnitt“.

Das Kernproblem beim Erhalt der Alleen ist die fehlende Flächenverfügbarkeit. Aber auch durch Abstufung von Bundes- und Landesstraßen gehen Alleen verloren. Aus Gründen der Verkehrssicherheit müssen Bäume in einem Abstand von 4,50 Meter vom Fahrbahnrand gepflanzt werden, zusätzlich wird ein Pufferstreifen von zwei Meter zur freien Landschaft hin benötigt. Für eine Alleepflanzung, die ein Kilometer lang ist, werden somit über ein Hektar Fläche benötigt. Wenn jedoch nur ein Flächeneigentümer seine Zustimmung verweigert, kann die gesamte Allee nicht gepflanzt werden.

Neuausrichtung Alleenkonzeption

Um effektive Wege zu finden, den Alleenbestand zu erhalten, hat das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung im Jahr 2021 den Prozess zur Neuausrichtung der Alleenkonzeption gestartet. In diesem Jahr wird auf der Grundlage aller gewonnenen Erkenntnisse aus dem Beteiligungsverfahren und verschiedenen Workshops die neue Alleenkonzeption 2030 erstellt. Einige zentrale Punkte sind:

  • Gemeinsam mit dem Umweltministerium wird erstmals eine einheitliche Alleendefinition für das Land Brandenburg erarbeitet. Die Alleenlänge wird künftig einheitlich auf eine Mindestlänge von 100 Meter festgelegt. Das bringt mehr Planungssicherheit und Flexibilität bei der Neuanlage von Alleen.
  • Es werden nicht nur die Bundes- und Landesstraßen außerorts betrachtet. Es soll eine Öffnung für Pflanzungen am nachgeordneten Netz und dafür eine enge Abstimmung mit den Kreisen und Kommunen erfolgen.
  • Es wird ein deutlicher Fokus auf die aktive Alleenentwicklung in den Ortsdurchfahrten an Bundes- und Landesstraßen gelegt, um die Orte gerade in den Zeiten des Klimawandels lebenswert zu gestalten. Bäume gehören zu den wichtigsten Gestaltungselementen von Straßen und Plätzen. Wo Bäume vorhanden und in gutem Zustand sind, sollten sie unbedingt erhalten und ergänzt werden.
  • Die deutsche Alleenstraße, die ebenfalls durch Brandenburg verläuft, soll gezielt mit neuen Alleen und Baumreihen versehen werden. Im vergangenen Jahr zum 30jährigen Jubiläum der Alleenstraße wurden beispielsweise an der B 246 bei Bad Belzig mehr als 300 neue Bäumen gepflanzt. Damit wurde eine weitere Lücke an dieser touristisch wichtigen Straße geschlossen.
  • Der Landesbetrieb Straßenwesen ist dabei, ein digitales Baumkataster aufzubauen. Künftig wird jeder einzelne der 420.000 Straßen- und Alleebäume mit einem individuellen Steckbrief und exakter GPS-Verortung digital verfügbar sein. Ebenfalls können über ein Auswertetool Alleen und Baumreihen dargestellt und für die Planung genutzt werden.
  • Das MIL hat Initiative des Fördervereins für Baukultur zur Planung eines „Landeskompetenzzentrum Straßenbäume und Alleen Brandenburg-Berlin“ unterstützt. Das Kompetenzzentrum soll hier in der LVGA verankert und ein wichtiges Standbein werden. Das Zentrum soll noch in diesem Jahr gegründet werden und wird mit jeweils 250.000 Euro in den Jahren 2023 und 2024 unterstützt. Das Kompetenzzentrum ist deutschlandweit einmalig. Es soll als aktives Netzwerk sowie beratende Institution für alle am Schutz der Alleen Beteiligten agieren.

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