Potsdam

Eingeschränkter Service nach Hinweisen auf IT-Angriff

Internetverbindung zum Rathaus abgeschaltet / Zahlungsverkehr gewährleistet
Die Landeshauptstadt Potsdam hat nach dem Abschalten der
Internetverbindung aus Sicherheitsgründen einen Verwaltungsstab unter
Leitung von Oberbürgermeister Mike Schubert eingerichtet. „Die
Abschaltung erfolgte präventiv, weil wir seitens der
Sicherheitsbehörden des Landes ernstzunehmende Hinweise auf einen
bevorstehenden Angriff auf die Potsdamer ITInfrastruktur bekommen
haben. Ich bin der Empfehlung der IT-Verantwortlichen gefolgt, die
Daten der Stadt durch eine präventive Abschaltung der
Internetverbindung, also dem Eingang in die Systeme der Verwaltung, zu
schützen. Es ging darum, Szenarien wie in anderen deutschen Städten
nach Cyberattacken zu verhindern. Dabei haben uns augenscheinlich auch
die Erfahrungen und Vorkehrungen geholfen, die wir nach dem Angriff
vor zwei Jahren aufgesetzt haben. Nun gilt es zügig, unsere Systeme zu
überprüfen, wenn nötig Sicherheitsstandards zu erweitern und dann die
Online-Erreichbarkeit wiederherzustellen“, sagt Oberbürgermeister Mike
Schubert.
Bei der Bewältigung der Lage greift der Verwaltungsstab auf die
Ausweich- und Bypassszenarien zurück, die im Zuge des Citrix-Angriffs
im Jahr 2020 erarbeitet wurden. Zudem kann bei den Untersuchungen und
Prüfungen auf die damaligen Dokumentationen zurückgegriffen werden,
was eine bessere Ausgangsbedingung als beim letzten großen
Angriffsversuch ist.
Zunächst jedoch ist keine Kommunikation per E-Mail mit der
Stadtverwaltung möglich, auch die Internetverbindung bleibt offline.
Der Bürgerservice der Landeshauptstadt Potsdam ist nur eingeschränkt
nutzbar. Die vereinbarten Termine können gewährleistet werden, nicht
möglich sind unter anderem die An- und Abmeldung von Fahrzeugen, die
Bestellung eines ExpressReisepasses und die Ausstellung eines
Führungszeugnisses. Auch die Urkundenstelle des Standesamtes, die
Volkshochschulanmeldung und das Portal Maerker und Maerker Plus stehen
nicht zur Verfügung. Zudem kann im Bürgerservice aktuell nur
eingeschränkt mit Karte gezahlt werden.
Telefone und Fax stehen weiter ohne Probleme zur Verfügung. Bei Fragen
stehen die Behördennummer 115 sowie die zentrale Nummer 0331 2890 zur
Verfügung, dort werden die Anruferinnen und Anrufer an die zuständigen
Kolleginnen und Kollegen weitergeleitet.
„Es ist nicht nur kriminell, sondern asozial in so schweren Zeiten in
denen Bürger von der Beantragung und Auszahlung von Wohngeld und
Sozialleistungen abhängig sind, dazu nötige IT-Systeme zu attackieren.
Dass die Digitalisierung unsere Welt verändert, spüren wir alle jeden
Tag. Es braucht im Netz genauso viel Regeln und Schutz wie in der
realen Welt. Das fängt beim Schutz gegen eine verrohte Unkultur des
politischen Umgangs in den sozialen Medien an und geht bis zu Attacken
auf die Daseinsvorsorge und Verwaltungen um staatliches Handeln zu
schädigen oder Daten zu stehlen. Das ist vor allem eine Aufgabe der
Sicherheitsbehörden. In diesem Fall hat die Zusammenarbeit zwischen
den Landesbehörden und der Stadt Potsdam nach jetzigem Stand gut
funktioniert“, erklärte Oberbürgermeister Mike Schubert.
Hintergrund
Die Landeshauptstadt Potsdam hat am Donnerstagabend die
Internetverbindung der Verwaltung abgeschaltet. Die Stadt wurde über
einen unmittelbar bevorstehenden Angriff auf die IT-Strukturen und
Daten durch die Sicherheitsbehörden des Landes Brandenburg informiert.
Am Nachmittag wurde zudem ein mögliches Angriffsszenario auf eine
externe Schnittstelle festgestellt. Nach Rücksprache der
IT-Verantwortlichen mit dem Land und den brandenburgischen
Sicherheitsbehörden hat Oberbürgermeister Mike Schubert entschieden,
in einem ersten Schritt die Internetverbindungen offline zu stellen
und die Systeme zu überprüfen, Sicherheitsstandards anzupassen und
dann wieder online zu gehen. Mit dem Abschalten der Systeme haben wir
Szenarien wir in anderen deutschen Städten nach Cyberattacken
verhindert. Die Stadt ist aktuell dabei, die Systeme so auszurichten,
dass ab Anfang Januar möglichst mit Ausweichlösungen die
Arbeitsfähigkeit für Fachverfahren, insbesondere für die
Sozialverfahren, aufrechterhalten werden kann. Um die Systeme gegen
externe Angriffe zu stärken werden IT-Sicherheitsfirmen und
ITForensiker beauftragt, um die IT-Spezialisten der Verwaltung bei
ihrer Arbeit zu unterstützen.

Kommentar verfassen