Berlin

Gegen das massive Drängen des GALERIA-Managements – ver.di streikt in Berlin-Brandenburg für rechtssichere Lohnerhöhung und Tarifbindung

Die Gewerkschaft ver.di ruft die Beschäftigten von GALERIA am Dienstag, den 5. November zum Streik auf. Mit dem Streik macht ver.di Druck für eine tarifliche Lohnerhöhung bei den Galeria-Beschäftigten. Die Gewerkschaft fordert das Unternehmen nachdrücklich auf, unmoralische, vergiftete Angebote an die Verkäufer:innen zu unterlassen und sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Hintergrund der Eskalation in der Auseinandersetzung ist der eklatante Druck auf die Beschäftigten durch das Galeria-Management. Das Management macht einen Verzicht der Beschäftigten auf den Schutz durch den Tarifvertrag zur Bedingung für eine Lohnerhöhung. Zusätzlich wiegelt das Unternehmen die Kolleg:innen gegeneinander auf. Denn nur wenn 90% der Beschäftigten einer Filiale auf den Schutz des Tarifvertrags verzichten, soll die Lohnerhöhung gezahlt werden – auch nur an die, die diesem Verzicht zustimmen.
Damit wird gezielt Zwietracht in den Belegschaften gesät und der Druck auf die Kolleg:innen erhöht, die am Schutz durch den Tarifvertrag festhalten wollen.

Nach der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof im Zuge der Signapleite war GALERIA von den Investoren Richard Baker und Bernd Beetz übernommen worden. ver.di hatte den neuen Investoren zahlreiche Angebote gemacht, wie die Neustrukturierung von Galeria bei Erhalt der tarifvertraglichen Absicherung für die Beschäftigten gelingen kann. Statt auf die Angebote der ver.di Tarifkommission einzugehen, versucht das Management die Tarifflucht mit der Brechstange durchzusetzen.

„Galeria versucht mit dem sogenannten „Betrieblichen Bündnis“ einen rechtssicheren Tarifvertrag zu verhindern. Doch nur mit einem Tarifvertrag sind Einkommen und Arbeitsbedingungen rechtssicher & verbindlich geregelt. Ohne Tarifvertrag sind die Verkäufer:innen zukünftig abhängig vom „Goodwill“ ihres Arbeitgebers. Das wäre auch der Türöffner zu den manteltariflichen Regelungen, wie die Anzahl der Urlaubstage, Zuschläge usw. Alles wäre nun angreifbar“ erklärt Conny Weißbach, Landesfachbereichsleiterin Handel Berlin-Brandenburg. „Die neuen Eigentümer stellen mehr Geld für die Beschäftigten in Aussicht, was ja tatsächlich dringend notwendig ist. Aber sie verlangen im Gegenzug den Verzicht auf den Tarifvertrag. So treiben sie die Verkäufer:innen in die Ecke, denn diese haben im Prinzip nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera.“

Als wäre diese instrumentalisierende Unternehmensstrategie nicht genug, folgte letzte Woche die Verkündung, dass die GALERIA-Filiale am Alexanderplatz zu Ende 2025 geschlossen werden soll. Es handelt sich um das größte Haus in der Hauptstadt, das als Touristenmagnet gilt und knapp 350 Beschäftigten ihr Einkommen sichert. Die Gespräche der Eigentümerin der Liegenschaft, der Commerz Real AG, mit dem Kultursenator Joe Chialo zur Unterbringung der Zentral- und Landesbibliothek in dem Gebäude verunsichern die Beschäftigten enorm. Zwar betont die Senatsverwaltung, dass für sie der Erhalt des Galeria Warenhauses und der dortigen Arbeitsplätze Priorität hat, aber die Pläne der Eigentümerin sprechen Bände. Nach einem zweijährigen Umbau könnte das GALERIA-Haus nur noch mit einer sehr kleinen Fläche weiter betrieben werden und selbst das wäre momentan nicht sicher.

„Für die Verkäufer:innen beginnt damit wieder einmal die Sorge um ihren Arbeitsplatz. Das, was die Beschäftigten und ihre Familien auszuhalten haben, geht weit über das Maß des Erträglichen hinaus. Wir erwarten, dass die Arbeitsplätze für die rund 350 Menschen gesichert werden. Das Warenhaus muss mit ausreichend großer Fläche erhalten bleiben“ sagt Conny Weißbach.

Im Rahmen des Streiks findet eine Kundgebung um 11:00 Uhr vor der GALERIA Filiale Steglitz, Schloßstraße 7-10, 12163 Berlin. Andrea Kühnemann, ver.di-Landesleiterin, wird sprechen. Eingeladen sind auch mehrere Politiker:innen verschiedener Parteien.

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