BrandenburgLandkreis Potsdam-Mittelmark

Golfplatz in Kemnitz an innovativem Bewässerungsprojekt beteiligt

Der „Märkische Golfplatz Potsdam“ im Werderaner Ortsteil Kemnitz ist assoziierter Partner eines Bewässerungsprojektes zur Nutzung von häuslichem Abwasser. Ziel des bundesweiten Projektes mit dem Titel PU2R ist es, aufbereitetes Abwasser zur Bewässerung von Landwirtschaftsflächen zu nutzen. Man spricht von Wasserwiederverwendung. Auf einer Versuchsfläche am Rand der Golfanlage soll dazu verglichen werden, wie gut ein solches Recycling gegenüber herkömmlichen Bewässerungsformen funktioniert und wie es auf die Umwelt wirkt.
Hintergrund ist eine neue EU‑Verordnung. Sie ermöglicht ab 26. Juni kommenden Jahres unter bestimmten Voraussetzungen die Verwendung von geklärtem Abwasser für die Landwirtschaft. So sind stoffliche und hygienische Mindestanforderungen einzuhalten. Ein Risikomanagement ist erforderlich, um Umwelt‑ und Gesundheitsrisiken möglichst auszuschließen. Martin Westphal, Geschäftsführer der Märkische Golfland GmbH, glaubt, dass eine solche Regelung in Zeiten der Klimaanpassung auch Potenzial für Freizeit‑ und Erholungsflächen bietet.
Das Verbundprojekt PU2R (Point‑of‑Use Re‑Use: Dezentrale landwirtschaftliche Wiederverwendung von häuslichem Abwasser zur Verringerung von Nutzungskonkurrenzen) findet vor dem Hintergrund der neuen EU-Verordnung statt: Sieben Forschungsinstitute und Unternehmen untersuchen dabei gemeinsam mit dem Umweltbundesamt die Nutzung von aufbereitetem Abwasser zur Bewässerung von Nutzpflanzen im Labor und Freiland. Diese Versuche werden am Beispiel des Kemnitzer Golfplatzes auf das „öffentliche Grün“ ausgeweitet.
„Parkanlagen, Sportflächen und Golfplätze werden oft mit großen Wasserverbräuchen assoziiert“, sagt Martin Westphal. Und er glaubt: „Wegen ihrer großen Flächen bieten sie unter dem Vorzeichen klimatischer Veränderungen umgekehrt die Chance, durch künstliche Grundwasseranreicherung zur Entlastung von Wasserressourcen beizutragen und positiv auf Pflanzen und Mikroklima zu wirken.“
Mit der Beteiligung an PU2R geht es zunächst um die Entlastung der Wasserressourcen. Als regionale Partner sind neben der Märkischen Golfland GmbH die Untere Wasserbehörde des Landkreises Potsdam‑Mittelmark, die Untere Naturschutzbehörde und der Wasser‑ und Abwasserzweckverband Werder‑Havelland beteiligt. Unlängst stellte Martin Westphal das Forschungsprojekt auf dem Golfplatz an PU2R beteiligten Akteuren und Fachleuten im Rahmen eines zweitägigen Projektpartnertreffens vor.
Werders Bürgermeisterin Manuela Saß, zugleich Verbandsvorsteherin des WAZV Werder‑Havelland, ließ sich bei einem Besuch des Treffens die weitgehend fertiggestellte Versuchsanlage zeigen: Sie besteht aus vier jeweils 100 Quadratmeter großen, vom Untergrund abgesperrten Versuchsfeldern. Auf ihnen werden konventionelle Bewässerungsformen mit der Bewässerung durch  aufbereitetes Wasser verglichen. Damit verbundene Potenziale, aber auch Gefahren werden untersucht.
„Noch vor wenigen Jahren hat man sich nicht vorstellen können, geklärtes Abwasser zur Bewässerung aufzubereiten“, so die Bürgermeisterin. „Das hat sich mit den technischen Möglichkeiten geändert. Mit moderner und leistungsfähiger Klärtechnik kann Abwasser in Deutschland heute fast vollständig von schädlichen Rückständen gereinigt werden.“ Sie freue sich auf die Begleitung des Projektes und unterstütze den Gedanken, geklärtes Abwasser in regionalen Kreisläufen zu nutzen. „Das ist doch allemal besser, als es über die Havel in die Nordsee zu schicken.“
Zunächst soll für das Modellprojekt am Golfplatz aufbereitetes Abwasser aus dem nahen Klärwerk des WAZV direkt genutzt werden. In einem weiteren Schritt wird dann eine vierte Reinigungsstufe auf der Demonstrationsanlage installiert. Erste Ergebnisse der Forschungen sollen Ende kommenden Jahres vorliegen. Sie sollen nicht in der Schublade verschwinden. Denn Martin Westphal will mit einem Antrag für die innovative Bewässerung der Greens nicht lange warten.
Nach einem öffentlichen Dialog sollen die Genehmigungsfähigkeit und Finanzierungsmöglichkeiten solcher Bewässerungsoptionen für Freizeit‑ und Erholungsflächen mit Entscheidungsträgern aus Behörden beleuchtet werden.

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