Potsdam

Jüdisches Filmfestival Berlin | Brandenburg, 13.-18. Juni 2023 im Filmmuseum Potsdam

Ein Festival mit 64 Filmen, quer durch alle Genres. Vom Blockbuster über Komödien bis hin zum Arthouse Kino: Sechs Tage lang ist die gesamte filmische Vielfalt jüdischer Erfahrungen auf der großen Leinwand zu sehen. In zwei Wettbewerben werden aktuelle, internationale Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt. »Kino Fermished« bietet eine breite Filmauswahl über alle Genres hinweg und »Nosh Nosh« (Jiddisch für Leckereien) zeigt ausgewählte Kurzfilme. Im Filmmuseum Potsdam stehen neben vielfältigen Dokumentarfilmen u.a. Jewcy Movies zu 75 Jahre Israel auf dem Programm.

Zu den Vorführungen finden Gespräche mit Gästen statt.

Das Programm im Filmmuseum Potsdam:

13.6., 19 Uhr
He Walked Through the Fields
R: Yosef Millo
Israel 1967, 90′
Uri Kahana ist der perfekte »Sabre« – ein Junge der ersten Generation, der auf israelischem Boden geboren wurde. Leider ist er, als er nach dem Studium in seinen Kibbuz zurückkehrt, ein wenig »vom Kurs abgekommen«. Die Spannungen zwischen seinen Eltern nehmen zu, und er fühlt sich nicht mehr als Teil des Kollektivs. Uri gerät in eine mentale Zwickmühle. Der Spielfilm aus dem Jahr 1967 steht für einen filmkünstlerischen Aufbruch im israelischen Kino.

13.6., 21 Uhr
Waltz with Bashir
R: Ari Folman
D/F/Israel 2008, Animation, 90′
Nach einer überraschenden Begegnung mit einem alten Armeefreund begibt sich der Regisseur auf die Suche nach seinen verdrängten Erinnerungen an seine persönliche Rolle bei einem Massaker im Israel-Libanon-Krieg von 1982.
Waltz with Bashir ist der erste animierte Dokumentarfilm in abendfüllender Länge und gehörte 2008 zu den wichtigsten Filmen des Kinojahres.

14.6., 15 Uhr
A Pocketful of Miracles: A Tale of Two Siblings
R: Aviva Kempner
USA 2022, Dok., 103′
Von der Kindheit in Polen, den vielen kleinen Wundern, die sie KZ und Zwangsarbeit überleben ließen, bis hin zum Wiedersehen in Berlin und dem nicht weniger abenteuerlichen Leben nach der Befreiung: Hanka (Helen) und Dudek (David) Ciesla erzählen eindrücklich, humorvoll und ergreifend ihre unglaublichen Lebensgeschichten.
In Anwesenheit von Aviva Kempner (Regisseurin) und Lucia Fox Shapiro (Editorin)

14.6., 17:15 Uhr
Reckonings

R: Roberta Grossman
USA 2022, Dok., 74′
Nach dem Holocaust begannen geheime Treffen, um das Unfassbare zu verhandeln – Entschädigungen für die Überlebenden des größten Massengenozids der Geschichte. Die Überlebenden waren dringend auf Entschädigung angewiesen, doch wie konnte ein »Gegenwert« für die beispiellose Zerstörung und das Leid eines Volkes festgelegt werden? Reckonings erforscht diese fesselnde, unerzählte Geschichte.

14.6., 19:15 Uhr 
Charlotte Salomon, Life and the Maiden

R: Delphine Coulin, Muriel Coulin
F 2023, Dok., 75′
Mithilfe des autobiographischen Bilderzyklus‘ »Leben oder Theater? Ein Singespiel« der deutsch-jüdischen Malerin Charlotte Salomon gelingt ein Animationsfilm der besonderen Art. Unterhaltsame, anrührende Hommage an eine bedeutende Künstlerin, die im Alter von nur 26 Jahren in Auschwitz ermordet wurde.
In Anwesenheit von Yaël Fogiel (Produzentin)

14.6., 21 Uhr
The Artist’s Daughter, Life on Canvas
R: Margarita Linton, Yaniv Linton
Israel 2022, Dok., 60′
Wie lässt sich Abwesenheit zeigen – oder gar filmen? Eine Tochter sucht den Kontakt zu ihrem Vater, einem bekannten Maler. Doch der vertröstet sie immer wieder. Berührender Film über eine verzweifelte Suche nach Nähe und die Frage nach familiärer Verantwortung.

15.6., 17 Uhr

Filmmakers for the Prosecution

R: Jean-Christophe Klotz
F/USA 2022, Dok., 60′
Im Juli 1945 erhielten die Brüder Budd and Stuart Schulberg den Auftrag, in Deutschland filmisches Beweismaterial für die Anklage der Nürnberger Prozesse ausfindig zu machen. Jean-Christophe Klotz befasst sich in seinem Dokumentarfilm damit, welche Rolle diese Bilder nach Kriegsende im Umgang mit den beispiellosen Verbrechen gegen die Menschlichkeit spielten.

15.6., 19:30 Uhr
Knock on the Door

R: Aya Elia, Ohad Milstein
Israel 2023, Dok., 54′
Sie sind die »Engel des Todes« – Offizierinnen der israelischen Streitkräfte, die den Familien getöteter Soldatinnen die Todesnachricht überbringen müssen. Ein zutiefst nachdenklicher Film über ein universelles Thema.
In Anwesenheit von Aya Elia (Regisseurin)

15.6., 21 Uhr
The Crown Shyness
R: Valentina Bertani
I/Israel 2023, Dok., 96′
Wie wird man mit 20 noch richtig erwachsen? Die eineiigen Zwillinge Benji und Joshua müssen nach dem Ende der Schulzeit lernen, mit ihrer unbändigen Energie und geistiger Beeinträchtigung ein Leben aufzubauen, auch unabhängig voneinander.
In Anwesenheit von Pollini Giolai (Drehbuchautorin)

16.6., 17 Uhr
The Wild One
R: Tessa Louise-Salomé
F 2022, Dok., 94′
Bewegender Dokumentarfilm über das Leben und Werk des Theater- und Filmregisseurs sowie Schauspiellehrers Jack Garfein. Überlebender der Shoah, Mitbegründer des »Method Acting« und seiner Zeit oft voraus – etwa, als er schwarze Schauspieler*innen in wichtigen Nebenrollen platzierte, gegen den ausdrücklichen Willen seiner Studio-Bosse.

16.6., 19 Uhr
Tantura
R: Alon Schwarz
Israel 2022, 95′
Was geschah 1948 in dem arabischen Fischerdorf Tantura? Auf diese Frage lassen sich mehrere Antworten finden. Mit intensiven Recherchen nähert sich der Dokumentarfilm einem dunklen Kapitel der israelischen Geschichte.

16.6., 21 Uhr
Queen of the Deuce

R: Valerie Kontakos
GR 2022, Dok., 78′
Chelly Wilson, Geschäftsfrau griechisch-jüdischer Herkunft, liebte Männer und Frauen, spielte Poker mit Pornostars und Mafiosi, trotzte allen Herausforderungen ihres Lebens – und war Herrscherin über ein Imperium von Sexkinos im Manhattan der 1970er Jahre.

17.6., 17 Uhr
Narishkayt / Chewdaism
Narishkayt: YidLife Crisis in Krakow, R: Paulina Fiejdasz
PL 2018, 37′
Chewdaism: A Taste of Jewish Montreal, R: Eli Batalion, Jamie Elman
Kanada 2018, 62′

In Narishkayt: YidLife Crisis in Krakow machen sich Eli Batalion und Jamie Elman auf den Weg in die Heimatstadt ihrer Großeltern. Eine gleichermaßen spielerische wie tiefgehende Auseinandersetzung des kanadischen Comedy-Duos mit seiner jüdischen Identität und der von Polens zweitgrößter Stadt. In Chewdaism: A Taste of Jewish Montreal nimmt das Duo die Zuschauer*innen mit auf eine kulinarische Reise durch Montréal, dessen vielfältige jüdische Küche viel mehr als Bagel zu bieten hat.

17.6., 19:30 Uhr
Sabotage / Letter to a Pig

Letter to a Pig, R: Tal Kantor
F/Israel 2021, Animation, 16′
Sabotage, R: Noa Aharoni
Israel 2022, Dok., 63′

Der Dokumentarfilm Sabotage erzählt von vier Jüdinnen, die kurz vor der Befreiung in Auschwitz gehängt wurden. Sie hatten aus einer Waffenfabrik Schießpulver an Widerstandsgruppen im Lager geschmuggelt. Anna Wajcblum, die Schwester einer der Ermordeten, berichtet von den Verbrechen und dem Leid im Lager, dem sich die mutigen Frauen widersetzten.
Im Vorfilm Letter to a Pig wird ein Mädchen durch den titelgebenden Brief an das Schwein, das den Shoah-Überlebenden vor seinen Nazi-Verfolgern rettete, aus der Langeweile des Klassenraums in einen Tagtraum versetzt. Darin wird sie selbst Teil der Geschichte. Ein Animationsfilm über die Last und Verarbeitung von intergenerationalen Traumata.
In Anwesenheit von Noa Aharoni (Regisseurin)

17.6., 21:30 Uhr
Remembering Marrakech

R: Philippe Bellaiche u.a.
Israel 2023, Dok., 89′
Die marokkanische Stadt Marrakesch war jahrzehntelang das Zentrum lebendiger sephardischer Kultur. Was davon geblieben ist, beleuchtet dieses Filmprojekt über jüdisches Leben einst und heute. Gemeinsam begeben sich dafür israelische und marokkanische Studierende auf Spurensuche.
In Anwesenheit von Kinar Dar (Regisseurin)

18.6., 17 Uhr
I like it here
R: Ralph Arlyck
USA 2022, 88′
Mit einer Leichtigkeit, die nicht traurig auf Vergangenes und nicht ängstlich auf die Zukunft blickt, sondern neugierig die wechselnden Perspektiven eines Lebens betrachtet, denkt der 82-jährige Kult-Dokumentarist Ralph Arlyck über das Alter(n) nach. Niemals ohne Kamera, reflektiert er sein Leben, filmt er seine Nachbarinnen, seine Frau, seine Ärztinnen – geht ihnen auf die Nerven und stellt unangenehme Fragen, auch an sich selbst.

 

18.6., 19 Uhr
Closed Circuit / Requiem for a Whale
Requiem for a Whale
R: Ido Weisman
Israel 2022, Dok., 15′
Closed Circuit
R: Tal Inbar
Israel 2022, Dok., 54′

In Closed Circuit trifft die Filmemacherin sechs Jahre nach einem Attentat in einem beliebten Café in Tel Aviv auf Überlebende, die bis heute traumatisiert sind. Parallel montiert werden die Bilder der Überwachungskameras. Sie verdeutlichen die schockierende Brutalität des Anschlags.
Eines Morgens liegt ein riesiger toter Finnwal am Strand. Ido Weisman dokumentiert in Requiem for a Whale die Begegnung der Menschen mit dem toten Wal. Vor epischer Strandkulisse verhandeln die Schaulustigen existenzielle Fragen über Tod, Vergänglichkeit, Umwelt, Verantwortung und Ethik.


18.6., 21 Uhr

Kurzfilmprogramm: Nosh Nosh
R: div. Regisseur*innen
D/Israel 2021-2022, 73′

The Sky Is Falling (R: Stephan Stelman, Israel 2022) erzählt vom 15-jährigen Uri, der am Vorabend von Jom Kippur mit drei Freunden eine Werbetafel angezündet hat – mit tragischen Folgen. Soll er Verantwortung übernehmen, oder doch lieber an seinen Privilegien festhalten?
Soviet Life- Zoya Cherkassy (R: Anat Schwartz, Israel 2022) porträtiert die ukrainischstämmige israelische Malerin Zoya Cherkassky, die in ihren Bildern ihr Leben zwischen Weggehen und Ankommen, der Vergangenheit in Kyjiw und dem Heute in Tel Aviv reflektiert.
Der Social Spot Eine Frage der Sicherheit (R: Maximilian Karakatsanis, Rosa Sadnik, D 2021) fragt nach dem Zusammenhang von Identität und Sicherheit.
Herzstern / Heart-Star (R: Neda Ahmadi, D 2022) animiert das jiddische Gedicht »Herzensstern« von Philipp Ammon in Ölbildern- mit Musik von Olivier Milhaud.
Colony Collapse Disorder (R: Amos Holzman, Israel 2021) erzählt von einem israelischen Liebespaar, das durch den Militärdienst nicht getrennt werden will und sich ein Beispiel an den Bienen nimmt.
In Anwesenheit von Anat Schwartz (Regisseurin)

Alle Filme werden in Originalfassung mit Untertiteln gezeigt. 

Das Programm für alle Spielstätten finden Sie unter: www.jfbb.info

Kartenreservierung: 0331-27181-12ticket@filmmuseum-potsdam.de

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