Missbrauchs-Vorwürfe gegen Vizepräsidenten des Tennisbunds
Hamburg (ots)
Ein ehemaliger und ein aktueller Tennisprofi erheben im Interview mit NDR, Sportschau und Süddeutscher Zeitung schwere Vorwürfe gegen den Vizepräsidenten des Deutschen Tennisbunds (DTB), Dirk Hordorff. Es geht um sexualisierte Gewalt und mutmaßlichen Machtmissbrauch.
Der frühere Tennisprofi Maximilian Abel schildert mehrere angebliche Übergriffe. Unter anderem habe Abel Hordorff in dessen Wohnung besucht. Dort habe er nackt Liegestütze machen sollen und sei massiert worden. Im Jahr 2003 soll Hordorff Abel in einem Hotel mit einem Ledergürtel geschlagen haben, während dieser nackt auf dem Bett habe liegen müssen – angeblich als Bestrafung für eine Lüge.
Abel verbüßt aktuell eine Haftstrafe wegen Kreditkartenbetrugs. Im Gefängnis habe er angefangen, sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen, sagt er. Anfang vergangenen Jahres hat er sich in einem Brief an den DTB gewandt und die Vorwürfe geschildert.
Auch der heutige Tennisprofi Sriram Balaji sagt im Interview mit NDR, Sportschau und SZ, er sei mehrfach Opfer von Übergriffen Hordorffs gewesen. Balaji war im Jahr 2010, als damals 20-Jähriger, für einige Monate in Deutschland. Hordorff war damals Präsident des hessischen Landesverbandes. Mehrfach sei der Funktionär nach kurzem Klopfen in sein Zimmer gekommen, sagt Balaji. Dann habe er sich ausziehen sollen – zunächst bis auf die Unterhose, später dann komplett. „Er hat mich am ganzen Körper angefasst, nur nicht an den Genitalien“, sagt Balaji.
Weitere Betroffene, die anonym bleiben wollen, haben NDR, Sportschau und SZ berichtet, dass Hordorff mindestens einmal bei ihnen sogenannte „Muskelchecks“ vorgenommen habe, die den damals Jugendlichen unangenehm gewesen seien. Dabei habe der heute 66-Jährige etwa ihre unteren Bauchmuskeln abgetastet.
Der DTB hat im vergangenen Sommer – einige Monate nach Eingang des Briefs von Maximilian Abel – eine Kanzlei mit einer internen Untersuchung seiner Vorwürfe beauftragt. Sie ist nun abgeschlossen. Dies teilte der DTB auf Anfrage von NDR, Sportschau und SZ mit. Die Untersuchung komme zu dem Ergebnis, „dass der erhobene Vorwurf eines Fehlverhaltens nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann“, so der DTB. Das Präsidiumsmitglied übe aber sein Amt bis auf Weiteres nicht aus.
Dirk Hordorff hat sich auf Anfrage von NDR, Sportschau und SZ nicht persönlich geäußert. Eine von ihm beauftragte Anwaltskanzlei teilte jedoch mit, die Vorwürfe seien „schlicht unzutreffend“. Die geschilderten Sachverhalte hätten nicht stattgefunden.