Neue Alleenkonzeption 2030 – Vorstellung und feierliche Baumreihenpflanzung am Radweg der L 77
Verkehrsminister Rainer Genilke hat anlässlich der Verabschiedung der neu ausgerichteten Alleenkonzeption am Dienstag im Kabinett einen Baum einer neuen Baumreihe entlang des Radweges an der L 77 zwischen Langerwisch und Saarmund gepflanzt. Mit der Alleenkonzeption 2030 werden die Stärkung, der langfristige Erhalt und die Weiterentwicklung der brandenburgischen Alleen gesichert.
Verkehrsminister Rainer Genilke: „Ich freue mich, dass wir nicht nur die Alleenkonzeption 2030 als wichtige Grundlage für die weitere Sicherung des Alleenreichtums in Brandenburg am Dienstag im Kabinett verabschiedet haben, sondern heute auch ein praktisches Beispiel zeigen können. Brandenburg ist das alleenreichste Bundesland. Alleen prägen unsere Landschaft und sind ein Markenzeichen für unser Land, das es zu erhalten gilt. Dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe stellt sich die Landesregierung seit vielen Jahren. Alleen und Baumreihen leisten einen wertvollen Beitrag zum Natur- und Klimaschutz. Die Alleenkonzeption 2030 verfolgt nun stärker als bisher einen ganzheitlichen Ansatz. Wir berücksichtigen dabei sowohl Aspekte der Verkehrssicherheit als auch den Erhalt und die Entwicklung der Alleen und Baumreihen. Die Baumpflanzung entlang des neugebauten Radweges zeigt, dass wir Alleenpflanzungen im Rahmen des Radwegeausbaus stärker berücksichtigen wollen.“
Baumpflanzung entlang des Radweges Langerwisch – Saarmund
Die neue Baumreihe entlang der Landesstraße L 77 kompensiert die Eingriffe in Natur und Landschaft, die mit dem Neubau des Radweges zwischen Saarmund und Langerwisch vor vier Jahren verbunden waren. Die Baumreihe entfaltet zugleich eine landschaftsprägende Wirkung in der Agrarlandschaft und sorgt für ein angenehmes Fahrgefühl bei den Radfahrenden. So ergänzen sich Radwegebau und Alleenschutz. Sollte der Grunderwerb für eine gegenüberliegende Baumreihe gelingen, so könnte potentiell in der Zukunft auch eine Allee entstehen.
Es werden insgesamt 86 Bäume auf dem den Radweg begleitenden Randstreifen zwischen „Am Gut“ (Einfahrt zum Rosengut Langerwisch) und „Bergstraße“ (Saarmund) gepflanzt. Dabei handelt es sich um 81 Winterlinden und fünf Feldahorne. Diese weisen jeweils die Qualität von Hochstämmen mit einem Stammumfang von 16-18 cm auf. Die Bäume stehen etwa zehn Meter voneinander entfernt, werden zur Unterstützung mit einem Dreibock befestigt und erhalten zur besseren Wasserfassung einen Gießring aus Kunststoff.
Das unter den Bäumen befindliche Grasland wird extensiv genutzt und bietet so zugleich Bienen und anderen Insekten Nahrungs- und Lebensraum.
Nach der Pflanzung beginnt die fünfjährige Pflege. Die Bäume werden regelmäßig gegossen, nachgemulcht, gedüngt und geschnitten. Eventuelle Ausfälle werden zeitnah ersetzt. Die Pflanzungen dauern bis Mitte April und kosten rund 187.000 Euro, die fünfjährige Pflege beläuft sich auf rund 273.000 Euro.
Zusätzliche Pflanzungen im Naturraum umfassen die Anlage einer Hecke auf einer Fläche von ca. 130 m2 sowie die Pflanzung von je drei Birnen und drei Apfelbäumen an der Kreuzung L 77/Bergstraße. Es werden heimische Sträucher (Schlehe, Hundsrose und Holunder) mit einer Höhe von 60-100 Zentimeter gepflanzt. Um die Pflanzungen zu schützen, wird ein Verbissschutzzaun mit einer Höhe von 1,80 Meter errichtet. Überdies werden an der Dorfstraße in Philippsthal 27 Bäume in die Lücken der alten Allee gepflanzt, um diese zu vervollständigen. Dabei handelt es sich um Winterlinden, Bergahorn und Eichen.
Alleenkonzeption 2030
In Brandenburg gibt es derzeit rund 1.740 Kilometer Alleen an Bundes- und Landesstraßen außerhalb von Ortschaften. Insgesamt verfügen wir einen über einen Bestand von rund 420.000 Straßenbäumen; ca. ein Drittel davon sind Alleebäume
Die „Alleenkonzeption 2030“ verfolgt das Ziel, den Alleenreichtum in Brandenburg zu erhalten und zu entwickeln, um auch zukünftigen Generationen vitale und funktionale Alleen zu übergeben. Dies stellt eine besondere Herausforderung dar, weil viele der Alleenbäume in Brandenburg das natürliche Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben und über 70 Prozent der Alleebäume über 80 Jahre alt sind. Gleichzeitig werden die Folgen des Klimawandels immer deutlicher spürbar.
Das Kernproblem beim Erhalt der Alleen ist und bleibt die fehlende Flächenverfügbarkeit. Aus Gründen der Verkehrssicherheit müssen Bäume in einem Abstand von 4,50 Meter vom Fahrbahnrand gepflanzt werden, zusätzlich wird ein Pufferstreifen von zwei Meter zur freien Landschaft hin benötigt. Für eine Alleepflanzung, die ein Kilometer lang ist, werden somit über ein Hektar Fläche benötigt. Wenn jedoch nur ein Flächeneigentümer seine Zustimmung verweigert, kann die gesamte Allee nicht gepflanzt werden
Um effektive Wege zu finden, den Alleenbestand zu erhalten, hat das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung im Jahr 2021 den Prozess zur Neuausrichtung der Alleenkonzeption gestartet. Auf der Grundlage aller gewonnenen Erkenntnisse aus dem Beteiligungsverfahren und verschiedenen Workshops wurde die neue Alleenkonzeption 2030 erstellt.
Im Rahmen der vorliegenden Neukonzeption wurde ein strategisches Ziel – Erhalt des Alleenreichtums – mit drei Zieldimensionen – Kulturgut und Identifikation, Klima- und Umweltschutz, Freizeit und Tourismus – formuliert, das sich in sechs Handlungsfelder auffächert. Die Umsetzung erfolgt durch 36 Maßnahmen. Konkretes Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren (2024 – 2028) 20.000 Bäume in Alleen und Baumreihen an allen Straßen und Wegen, innerorts und außerorts, zu pflanzen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels spielen bei der Gestaltung von Alleen die Wahl geeigneter Standorte als auch der Einsatz geeigneter Baumarten eine große Rolle.
Als erstes wurde gemeinsam mit dem Umweltministerium eine landeseinheitliche Alleendefinition für das Land Brandenburg erarbeitet, die auch Baumreihen miteinbezieht. Kernpunkt dieser Alleendefinition ist die Festlegung, dass die ästhetische Wirkung, der kulturhistorische Wert sowie die ökologische Bedeutung einer Allee bzw. Baumreihe bereits ab einer Mindestlänge von 100 Meter einsetzen. Das bringt mehr Planungssicherheit und Flexibilität bei der Neuanlage von Alleen.
Neu ist zudem, dass nicht nur die Bundes- und Landesstraßen außerorts betrachtet werden. Vielmehr sollen im Rahmen von freiwilligen Kooperationen auch Pflanzungen am nachgeordneten Netz erfolgen. Dafür ist eine enge Abstimmung des Landesbetriebs Straßenwesen mit den Kreisen und Kommunen erforderlich. Es wird zudem ein deutlicher Fokus auf die aktive Alleenentwicklung in den Ortsdurchfahrten an Bundes- und Landesstraßen gelegt, um die Orte gerade in den Zeiten des Klimawandels lebenswert zu gestalten.
Der Landesbetrieb Straßenwesen ist dabei, ein digitales Baumkataster aufzubauen. Künftig wird jeder einzelne der 420.000 Straßen- und Alleebäume mit einem individuellen Steckbrief und exakter GPS-Verortung digital verfügbar sein. Damit können Alleen und Baumreihen besser dargestellt und über ein Auswertungstool für die Planung genutzt werden.
Die Potenziale der Nutzung von vereinfachten Flurbereinigungsverfahren werden in zwei Pilotvorhaben evaluiert. Dies ist bereits im Flurbereinigungsprogramm 2024 – 2025 verankert worden. Außerdem sollen Alleenpflanzungen im Rahmen des mit der Radverkehrsstrategie verstärkten und fokussierten Radwegeausbaus vorangetrieben werden.
Auf Initiative des Fördervereins für Baukultur Brandenburg e.V. wird das Kompetenzzentrum für Straßenbäume und Alleen aufgebaut. Das Zentrum übernimmt praxisbezogene Vorlauf-, Dienstleistungs- und Spezialaufgaben und garantiert sowohl die wissenschaftliche Beratung als auch den notwendigen Wissenstransfer in die Praxis. Es bezieht sich auf Straßen aller Kategorien inner- wie außerorts in Brandenburg Perspektivisch wird Berlin hinzukommen. Träger und Standort für das Kompetenzzentrum ist die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik (LVGA. Das Kompetenzzentrum ist deutschlandweit das erste dieser Art. Für die Etablierung des Kompetenzzentrums bis Ende 2024 stehen insgesamt 500.000 Euro zur Verfügung. Eine Verstetigung der Finanzierung wird angestrebt. Im Rahmen des Projektes „Brandenburgische Alleen im Klimawandel – Schaffung eines Lehr- und Sichtungsgartens“ konnten bereits über 30 verschiedene Baumarten in unterschiedlichen Weisen (je vier Varianten) gepflanzt und werden. Sie werden nun einem mehrjährigen Monitoring unterzogen.
Mit diesen Maßnahmen wird es gemeinschaftlich und in vielfältigen Kooperationen gelingen, den Alleenreichtum zu bewahren. Kommunen und Vereinigungen, Vereine und engagierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich dazu eingeladen daran mitzuwirken, dass Alleen und Baumreihen auch zukünftig das Landschaftsbild Brandenburgs prägen.
Weitere Informationen zur Alleenkonzeption 2030 finden Sie hier im Download:
Alleenkonzeption 2030 | Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg