BrandenburgLandkreis Oberspreewald-Lausitz

Non-Kin-State in Lübbenau: Minderheiten ohne Mutterstaat zu Gast im Spreewald

Non-Kin-State in Lübbenau:

Minderheiten ohne Mutterstaat zu Gast im Spreewald / Non-Kin-State w Lubnjowe: Mjeńšyny mimo maminego stata su gósći w Błotach

In Lübbenau im Spreewald endete Freitagvormittag (26.04.) die Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Non-Kin-States. Dessen Mitglieder kamen von Dienstag (23. April) an in der Lausitz zu ihrem jährlichen Treffen zusammen.

Die Arbeitsgemeinschaft der Non-Kin-States ist ein Zusammenschluss von Minderheiten, die weder über einen eigenen Staat noch über einen Nachbarstaat verfügen, in dem sie die Mehrheit bilden. Sie befindet sich unter dem Dach der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN).

Die Tagungen finden abwechselnd in einem anderen Land statt. Ziel der Treffen ist es, den Schutz und die Förderung der Minderheitenarbeit in Europa weiter zu entwickeln. Denn: So unterschiedlich die Voraussetzungen auch sind, so ähnlich sind die Herausforderungen bei der Bewahrung und Pflege der jeweiligen Kultur, Sprache und Identität. Die rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung kamen dabei erstmalig in der Lausitz zusammen. Die Jahrestagung in Lübbenau wurde in Zusammenarbeit mit der FUEN-Mitgliedsorganisation Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V. organisiert. Thematisch widmete sich die Tagung den Themen Strukturwandel und Tourismus in der Lausitz. Neben den sorbischen/wendischen Gastgebern nahmen Vertreterinnen und Vertreter der Minderheiten aus zehn verschiedenen Ländern an dem Treffen teil. Dazu gehören die Pomaken aus Bulgarien, die Jenischen aus der Schweiz, die Westfriesen aus den Niederlanden, die Nord- und Saterfriesen aus Deutschland, die Ladiner aus Italien, die Turk-Meskheten aus Russland und Aserbaidschan, die Bretonen aus Frankreich, die Aromunen aus Albanien oder die Ruthenen aus Ungarn.

Die Begrüßung zur offiziellen Eröffnung der Jahrestagung im Gasthof und Hotel Spreewaldeck erfolgte am Mittwoch durch den Beigeordneten des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, Alexander Erbert und die Sorben/Wenden-Beauftragte des Landkreises OSL, Hanka Rjelka.

Anschließend standen neben Fachvorträgen auch eine Gurkenverkostung am Lübbenauer Hafen sowie ein Besuch im Freilandmuseum Lehde des Landkreises auf dem Programm. Im ältesten Freilandmuseum Brandenburgs erhielten die Besucherinnen und Besucher einen Einblick in das Leben der sorbischen/wendischen und deutschen Spreewaldbewohner vor über 100 Jahren. Den Bogen zum Hier und Jetzt schlugen im weiteren Verlauf der Tagung der Arbeitsgemeinschaft Fachvorträge zu aktuellen Themen der sorbischen/wendischen Minderheit. Schwerpunkte der Arbeitssitzungen bildeten der Strukturwandel in der Lausitz sowie das Thema „Tourismus als Chance für die Minderheit“. Einen weiteren Schwerpunkt nahmen die Länderberichte ein, in denen die Teilnehmenden über aktuelle und relevante Themen in ihren Organisationen berichteten.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung besichtigten die Teilnehmenden unter anderem das Archäotechnische Zentrum Welzow. Abgerundet wurde das Treffen durch einen sorbischen Abend mit Kulturprogramm am Mittwoch.

Der Sprecher der AG Non-Kin-States, FUEN-Vizepräsident Bahne Bahnsen: „Der Spreewald und insgesamt das Gebiet der Lausitz und der Sorben/Wenden sind für uns als Tagungsort interessant, da die Minderheit der Sorben/Wenden gut organisiert und gesetzlich anerkannt ist. Wir können uns hieraus ein gutes Beispiel nehmen, aus dem Erreichten Hinweise und Anregungen für unsere Arbeit ableiten und so Impulse für die weitere Minderheitenarbeit in Europa geben.“

Hanka Rjelka, seit Februar 2020 hauptamtliche Beauftragte des OSL-Landkreises für Angelegenheiten der Sorben/Wenden: „Ich freue mich sehr, dass wir erstmals die Ehre hatten, Gastgeberlandkreis für dieses Treffen zu sein. Zusammenkünfte dieser Art bieten eine gute Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen zu finden, vor denen wir stehen. Die Lausitz als Heimat der Sorben/Wenden ist ein gelungenes Beispiel für den Erhalt und die Pflege von Kultur, Sprache und Identität dieser Minderheit. Wir sind stolz darauf, dass wir gut organisiert und rechtlich anerkannt sind. Dies ist das Ergebnis jahrzehntelanger Bemühungen um Selbstbestimmung und kulturelle Selbstbehauptung. Über diesen Weg und das Hier und Jetzt konnten wir im Rahmen der Konferenz ausführlich berichten und einen guten Eindruck von den Sorben/Wenden vermitteln. Auch der Austausch mit den Vertretern der verschiedenen Minderheiten war äußerst wertvoll.“

Hier finden Sie weitere Informationen rund um das Treffen der Non-Kin-State in Lübbenau:

Pressemitteilung „Minderheiten ohne Mutterstaat kommen im Spreewald/Błota zusammen“ der FUEN: https://fuen.org/de/article/Minderheiten-ohne-Mutterstaat-kommen-im-SpreewaldBlota-zusammen

Kommentar verfassen