Brandenburg

Nonnemacher: „Politik muss vielfältiger und weiblicher werden!“

Podiumsdiskussion in der Gedenkstätte Lindenstraße

Zum Jahrestag der Gründung der Unabhängigen Initiative Potsdamer Frauen am 10. Dezember 1989 fand heute eine Podiumsdiskussion in der Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam zum Thema Frauenpolitik im Land Brandenburg statt. Mit ihrem Einsatz für die rechtliche, soziale und politische Gleichstellung der Geschlechter war die Initiative Potsdamer Frauen am Aufbau demokratischer Strukturen in Potsdam und im Land Brandenburg beteiligt. Heute debattierten Frauenministerin Ursula Nonnemacher und Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg u.a. mit Vertreterinnen der damaligen Fraueninitiative, inwieweit die Forderungen von damals eingelöst wurden und wie es um Parität und Geschlechtergerechtigkeit in Brandenburg heute bestellt ist.

Frauenministerin Nonnemacher: „Politik wird nach wie vor überwiegend von Männern gestaltet. In den Kreistagen und Stadtverordnetenversammlungen liegt der Frauenanteil durchschnittlich bei weniger als einem Drittel, in manchen Kommunen gar bei nur einem Zehntel. Frauen stehen immer unter dem Druck, sich dem männlichen Habitus und Strukturen anzupassen oder aufzufallen. Nicht die Frauen müssen sich verändern, sondern die Bedingungen, denn Politik muss vielfältiger und weiblicher werden! Was mir Hoffnung macht: Im Gegensatz zu damals gibt es heute ein Problembewusstsein in vielen staatlichen Institutionen. Dafür müssen wir auch als Gesellschaft all unsere Kräfte einsetzen. Mein Ministerium unterstützt eine Vielzahl an Paritätsprojekten wie das des Frauenpolitischen Rates und plant darüber hinaus eine Projektstelle zur Förderung des Frauenanteils anlässlich des Wahljahres 2024.“

Landesgleichstellungsbeauftragte Dörnenburg: „Ich bin den Frauen von damals dankbar, die in Potsdam, aber auch in Brandenburg an der Havel und Cottbus Initiativen gegründet haben, um sich regional und überregional im Wendeprozess Gehör zu verschaffen. Viele ihrer Forderung sind leider nach wie vor aktuell. Wir müssen von diesen mutigen Frauen lernen, denn wir sind wieder an einem Scheideweg der Geschichte, bei denen Frauen und ihre Themen oft von wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen werden. Ohne Frauenbeteiligung bleibt die Demokratie defizitär.“

Die Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam zeigt derzeit gemeinsam mit dem Frauenzentrum Potsdam eine Sonderausstellung mit dem Titel „Wir dachten, wir können die Welt aus den Angeln heben. Die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen (1989 bis 1995)“. Bis heute werden Fraueninitiativen meist nicht als Teil der ostdeutschen Bürger*innenbewegung wahrgenommen. Mit der Ausstellung soll dieser Aspekt der Friedlichen Revolution und der Transformationsphase am Beispiel Potsdams beleuchtet und damit gleichzeitig die Geschichte des einstigen Haftortes in der Lindenstraße, in dem die Initiative von 1990 bis 1995 ihren Sitz hatte, weiter ausdifferenziert werden.

Erste Ergebnisse der vorbereitenden Forschungen, die auch vom MSGIV finanziert wurden, finden sich auf der Projektseite: https://frauenzentrum-potsdam.de/frauenzentrum/projekte/1989-90-aufbruch-der-potsdamer-frauen/

Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Januar in der Gedenkstätte Lindenstraße zu sehen. Begleitet wird sie durch ein vielfältiges Programm mit Stadtführungen, Lesungen, Filmabenden und Podiumsdiskussionen: https://www.gedenkstaette-lindenstrasse.de/wir-dachten-wir-koennen-die-welt-aus-den-angeln-heben-die-unabhaengige-initiative-potsdamer-frauen-1989-bis-1995/

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