Berlin

Polizeiliche Kriminalstatistik und Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2022

Iris Spranger, Senatorin für Inneres, Digitalisierung und Sport, und Dr. Barbara Slowik, Polizeipräsidentin von Berlin, haben heute die Polizeiliche Kriminalstatistik und die Entwicklung der Politisch motivierten Kriminalität für das Jahr 2022 vorgestellt.

„Am 25. November 2021 endete die epidemische Notlage von nationaler Tragweite, am 31. März 2022 die Verlängerung auf Landesebene hier in Berlin. Beides hatte deutliche Auswirkungen auch auf die Kriminalitätsentwicklung in der Hauptstadt und im gesamten Bundesgebiet – im Positiven wie im Negativen“, stellte Iris Spranger bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik und der Politisch motivierten Kriminalität für das Jahr 2022 fest.

Wie für die Kriminalitätsentwicklung in den Jahren 2020 und 2021 müssen auch für das vergangene Jahr die Wechselwirkungen mit der Pandemie betrachtet werden. Diesmal jedoch mit Blick auf das Ende der Infektionsschutzmaßnahmen und -beschränkungen. Der Einfluss der Pandemie auf die Kriminalitätsentwicklung ist kaum noch feststellbar. Für eine belastbare und fundierte Bewertung werden in der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik deshalb auch Vergleichszahlen aus dem letzten Jahr vor der Pandemie angeführt.

Im Jahr 2022 wurden 519.827 Straftaten registriert. Das ist gegenüber 2021 ein Anstieg von 37.700 Fällen bzw. 7,8 %. Damit liegt Berlin merklich unter dem bundesweiten Anstieg in Höhe von 11,5 %. Verglichen mit 2019 handelt es sich hier in Berlin um einen Anstieg von 1,2 %. Dabei konnte die Aufklärungsquote nahezu gehalten werden. Sie sank um 0,4 Prozentpunkte auf 44,9 % und stellt damit noch immer den dritthöchsten Wert im Zehn-Jahres-Vergleich dar. Der Rückgang der Aufklärungsquote lässt sich vor allem auf die Zunahme der Diebstahlsdelikte zurückführen. Ihr Anteil an den Gesamtstraftaten stieg von 37,2 auf 41,1 %. Die Anonymität einer Millionenmetropole bietet gerade bei den Eigentumsdelikten Tatgelegenheiten. Durch den Wegfall der Infektionsschutzmaßnahmen wurde dieses Potenzial durch Täterinnen und Täter wieder stärker genutzt.

Die Häufigkeitszahl, also die Anzahl der festgestellten Straftaten je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, hat in etwa das Niveau der Jahre vor der Pandemie erreicht und beläuft sich auf 14.135 (2021: 13.158, 2019: 14.086, 2018: 14.160). Die Polizei Berlin hat insgesamt 136.570 Tatverdächtige und damit 10.202 mehr als 2021 (2019: 136.704) ermittelt. Die Anzahl der tatverdächtigen Kinder ist um 34 % gestiegen, die der Jugendlichen um 27,6 %. Die Polizei Berlin steht hier, wie in vielen anderen Bereichen, vor einem Symptom und nicht der Ursache gegenüber. Mit dem Jugendgipfel wurde daher ein ganzheitlicher Ansatz entwickelt, der sich vor allem der sozialen Fragen annimmt – bei dennoch konsequentem Rechtsstaat.

Die Zahl der Rohheitsdelikte nahm um 14,4 % zu, die der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung um 4,4 %. Der Anstieg Letztgenannter lässt sich insbesondere auf die Verbesserung des Strafrechts, die größere Sensibilität für strafbares Handeln und daraus resultierend auch die Bereitschaft zur Anzeige zurückführen.

Wie im Verlauf der Pandemie bereits dargestellt, haben sich die Infektionsschutzmaßnahmen und -beschränkungen in erheblichem Maße auf unterschiedliche Arten des Diebstahls ausgewirkt. Diebstähle insgesamt sind im vergangenen Jahr dadurch um 19,1 % gestiegen. Hierunter fallen vor allem der Diebstahl von Kraftfahrzeugen (+30,6 %) und durch Einbruchsserien in City-Toiletten der Diebstahl von/aus Automaten (+1.754,2 %). Diese Auswirkungen zeigen sich auch beim Wohnraumeinbruch (+23,5 %). Er liegt damit jedoch noch immer fast 2.000 Fälle unter dem Wert im Jahr 2019 (7.965 Fälle).

Die Anzahl der Polizistinnen und Polizisten, die Opfer einer Straftat gegen die körperliche Unversehrtheit oder persönliche Freiheit geworden sind, hat um 1,8 % auf insgesamt 8.726 zugenommen. Hinzu kommen 307 Feuerwehr- und Rettungskräfte, die im vergangenen Jahr ebenfalls Opfer einer solchen Tat wurden (+27,4 %).

Das Gesamtfallaufkommen der politisch motivierten Kriminalität ist im Jahr 2022 auf 5.122 Fälle zurückgegangen (-14,6 %). Die Aufklärungsquote stieg auf 43,7 % (+3,5 Prozentpunkte). Die politisch motivierten Gewaltdelikte sanken im Vergleich zum Vorjahr um 45,1 %. Es wurden 381 Fälle mit einer antisemitischen Motivation registriert (-17,2 %). Antisemitische Gewalttaten nahmen indes um elf Fälle bzw. 78,6 % zu. Die Anzahl der queerfeindlichen Fälle erhöhte sich um 2,5 % auf insgesamt 542. Auch hier stiegen die Gewaltdelikte (+25,2 % bzw. 33 Fälle). Im Bereich der politisch motivierten Kriminalität (rechts) war ein Anstieg auf 2.189 (+4,8 %) festzustellen. Die politisch motivierte Kriminalität (links) ging indes auf 958 Fälle (-37,2 %) zurück.

Innensenatorin Iris Spranger:

„Anfänglich durch die Pandemie und seit Februar 2022 vor allem durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine geprägt, hat das vergangene Jahr auch die Polizei Berlin in besonderem Maße gefordert. Umso dankbarer bin ich, dass sie die Kriminalität bekämpft und den prognostizierten Anstieg nach den pandemischen Einschränkungen mit allen Kräften eingedämmt hat. Diese Anstrengungen haben dazu geführt, dass der Anstieg unter dem Bundesdurchschnitt geblieben ist. Ich danke der Polizei Berlin für ihren unermüdlichen Einsatz für die Sicherheit aller Menschen in der Hauptstadt.“

Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik:

„Die richtige Schwerpunktsetzung bei der polizeilichen Aufgabenwahrnehmung ist angesichts begrenzter Ressourcen stets eine große Herausforderung. Im bundesweiten Vergleich belegen die Zahlen aber, dass wir mit unserer Schwerpunktsetzung richtiglagen. Angesichts der Entwicklung der Opferzahlen des letzten Jahres müssen wir unseren Weg nicht nur fortsetzen, sondern unsere Maßnahmen weiter intensivieren. Von zentraler Bedeutung ist es aber, mit der fortschreitenden Digitalisierung in allen Bereichen der Kriminalität Schritt zu halten, am besten einen Schritt voraus zu sein. In der Ermittlungsarbeit müssen wir mittlerweile bei nahezu sämtlichen Straftaten mit großen Datenvolumina auf mobilen Endgeräten umgehen. Hier brauchen wir zwingend die Möglichkeit, moderne Technologien schnell beschaffen zu können.“

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