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THW-Einsatz in der Türkei: Rettung nach fast 120 Stunden

Bonn/Kırıkhan. Rund 120 Stunden nach dem Erdbeben ist es gestern Nacht den Einsatzkräften des Technischen Hilfswerks (THW) gemeinsam mit türkischen Rettungskräften gelungen, in Kırıkhan eine Frau lebend aus den Trümmern zu befreien. Mit Spezialausstattung unterstützten zehn THW-Einsatzkräfte der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) dabei, eine 88-jährige Frau zu befreien. „Was unser Team gestern Nacht geleistet hat, macht mich sehr stolz. Nach so langer Zeit Überlebende zu retten ist fast ein Wunder“, sagt THW-Präsident Gerd Friedsam. 

Türkische Rettungskräfte haben zunächst mit Anwohnerinnen und Anwohnern in der Stadt Kırıkhan Trümmerteile weggebaggert und dabei die Frau entdeckt. Sie versuchten, die Frau mit einfachen technischen Geräten zu befreien. Die Helferinnen und Helfer des THW wurden schließlich gegen 20 Uhr Ortszeit hinzugerufen, um mit ihrer Spezialausstattung sowie medizinischem Fachwissen zu unterstützten. „Unsere Einsatzkräfte haben mit einem hydraulischen Spreizer die Trümmerteile angehoben und retteten anschließend die Frau gemeinsam mit weiteren Helfenden“, führt THW-Präsident Friedsam aus. Während der Rettung spielte auch die medizinische Versorgung eine wichtige Rolle. So haben die Einsatzkräfte des THW die Verschüttete betreut und einen schonenden Transport sichergestellt. Gegen 22 Uhr war die Frau befreit und wurde dem Rettungsdienst übergeben. „Das war eine außergewöhnliche Situation. Es ist ein wunderschönes Gefühl, trotz dieser langen Zeit von 120 Stunden noch jemanden lebend herauszuholen“, beschreibt THW-Notfallsanitäter Bernd Stockhorst seine Eindrücke.

„Eigentlich gilt die Faustformel, dass Verschüttete innerhalb von 72 Stunden gerettet werden müssen. Dass unsere Einsatzkräfte es nun auch nach fast 120 Stunden geschafft haben, jemanden lebend zu retten, zeigt, dass es sich dabei eben nur um allgemeine Richtwerte handelt. Die Chancen, Menschen lebend zu befreien, sind stark von den gegebenen Umständen abhängig“, erklärt Gert Friedsam.

Für Auslandseinsätze ist das THW Teil des Katastrophenschutz-Mechanismus der EU. Dieser bietet einen Überblick über die vorhandenen Fähigkeiten und mögliche Kombinationsmöglichkeiten. In Krisenfällen wenden sich die betroffenen Länder mit einem Hilfegesuch an die EU, die die einkommenden Hilfsangebote dann koordiniert. Dadurch ist die Hilfe schnell vor Ort und gut aufeinander abgestimmt.

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