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Überlastung im Rettungsdienst führt zu Risiken – Deutscher Feuerwehrverband warnt: Dringliches Handeln ist geboten

Berlin (ots)

 

„Im Rettungsdienst ist eine dringende Entlastung nötig! Die derzeitige Überlastung führt nicht nur zu Risiken für die Bevölkerung, sondern auch zur Verschiebung der Belastung auf das Ehrenamt“, bekräftigt Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), die aktuelle Zustandsbeschreibung des „Bündnis pro Rettungsdienst“ zu den Risiken im Rettungsdienst. Neben den etablierten Hilfsorganisationen und einigen weiteren lokalen Vertragsnehmern nehmen auch zahlreiche hauptamtliche Feuerwehren als Leistungserbringer am Rettungsdienst, dabei insbesondere in der Notfallrettung, teil. Pro Jahr werden hierbei durch die Feuerwehren bundesweit knapp 2,8 Millionen Notfalleinsätze und Krankentransporte im Rettungsdienst geleistet.

Wenn der Rettungsdienst ausgelastet ist, wird bei den hauptamtlichen Trägern Personal aus dem Brandschutz umgeschichtet. „Die dann im Einsatzfall fehlenden Kräfte werden gegebenenfalls über die Alarmierung ehrenamtlicher Feuerwehrangehöriger kompensiert. Die Entwicklung dorthin ist seit vielen Jahren absehbar und kommuniziert“, warnt Banse. „Auch wenn die Landkreise und Kommunen als Rettungsdienst-Träger die primäre Verantwortung für die Organisation und Durchführung des Rettungsdienstes tragen, liegen wichtige Einflussfaktoren auf anderen Ebenen“, erläutert er. „Wir sehen ebenfalls, dass ein dringliches Handeln im Rettungsdienst geboten ist und bieten unsere Mitarbeit bei der Reformierung an“, resümiert der DFV-Präsident.

DFV-Vizepräsident Karl-Heinz Frank, der im DFV-Präsidium für den Bereich „Gesundheitswesen und Rettungsdienst“ zuständig ist, erklärt: „Die dringend notwendige Entlastung des Rettungsdienst- und Leitstellenpersonals muss im Vordergrund der Bemühungen aller Verantwortlichen stehen, lässt sich aber nur durch ein ganzes Maßnahmenpaket realisieren. Dabei muss betont werden, dass die Ausweisung zusätzlicher Rettungsmittel alleine keine dauerhafte Abhilfe schaffen wird. Das hat die Entwicklung der letzten Jahre deutlich gezeigt, zumal die Planung und Realisierung neuer Rettungsmittel zeitlich immer deutlich auseinanderliegen werden. Letztendlich spricht auch die spürbare Personalknappheit bei ausgebildeten Notfallsanitätern dafür, auch an anderen Stellschrauben zu drehen.“

Der Deutsche Feuerwehrverband formuliert aus Sicht der Feuerwehren im Rettungsdienst folgende Lösungsansätze:

  1. Reform des Sozialgesetzbuchs V hinsichtlich des Rettungsdienstes als eigener medizinischer Versorgungsleistung (nicht nur Transport)
  2. Ausweisung zusätzlicher Rettungsdienst-Kapazitäten ist sicherlich notwendig, löst strukturelle Probleme aber auf Dauer nicht, zumal chronische Personalengpässe bei Notfallsanitätern ein zusätzliches bundesweites Problem darstellen
  3. Deutliche (sichergestellte) Erhöhung der Erreichbarkeiten der Nummer 116 117 und daran angeschlossener Schnittstellen, um der weiteren „Bagatellisierung“ des Notrufs 112 entgegen zu wirken
  4. Öffentlichkeitskampagne analog der „Rettungsgasse“, um das Bewusstsein bundesweit herzustellen
  5. Umfängliche Sicherstellung des gesetzlichen verankerten, gleichrangigen Versorgungsauftrags sowohl im Rettungsdienst als auch im Bereich Brandschutz/Hilfeleistung durch Bereitstellung auskömmlicher Personalressourcen in den Haushalten
  6. Nur eine weiterhin multifunktionale Ausbildung der hauptamtlichen Feuerwehrkräfte ermöglicht entlastenden Wechsel vom Rettungsdienst in den Bereich Brandschutz/Hilfeleistung sowohl innerhalb von 24-Stunden-Schichten als auch mit Blick auf die Pensionsgrenze deutlich früher.
  7. Wandlung von persönlicher Haftung von Leitstellenpersonal bei Ablehnung von Rettungsmittelanforderungen in (beispielsweise) Amtshaftung
  8. Alle rechtlichen und gesellschaftlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Gewalt gegen Einsatzkräften entgegenzuwirken

Hintergrund: Der Deutsche Feuerwehrverband vertritt über seine Mitglieder rund 1,3 Millionen Angehörige in Freiwilligen Feuerwehren, Jugend-, Berufs- und Werkfeuerwehren an bundesweit 30.000 Standorten. Mehr als 60 Prozent der Feuerwehren mit hauptamtlichen Kräften rücken zu notfallmedizinischen Einsätzen aus und erbringen im Fall der Fälle 24 Stunden am Tag schnelle, kompetente und zuverlässige Hilfe.

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