Brandenburg

Waldbrandgipfel auf Einladung Woidkes in Potsdam: Für eine effiziente Waldbrandbekämpfung und -prävention Woidke schlägt Waldbrandkompetenzzentrum vor

Nach dem rekordverdächtigen Dürrejahr 2022 mit verheerenden Waldbränden in Brandenburg wollen sich Bund, Brandenburg und Kommunen bei der Bekämpfung von Großbränden optimal aufstellen. Hierauf haben sich Vertreter der Bundes- und Landesregierung sowie der Kommunen, vom Landesfeuerwehrverband, des Landeskommandos Brandenburg der Bundeswehr, dem THW sowie der Bundespolizei bei einem „Waldbrandgipfel“ in Potsdam verständigt, zu dem Ministerpräsident Dietmar Woidke eingeladen hatte –  und dies bewusst lange vor den nächsten Waldbränden. Im Gespräch wurden die Zuständigkeiten und Prozesse bei der Prävention und Bekämpfung von Waldbränden beraten und Handlungsbedarfe definiert, um die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen an die anspruchsvollen Aufgaben des Brandschutzes anzupassen.

 

Der Staat steht bei der Waldbrandprävention und -bekämpfung vor großen Herausforderungen. Notwendig sind weitere Investitionen in die Infrastruktur des Katastrophenschutzes sowie die Löschwasserversorgung am Boden und aus der Luft. Brandschneisen müssen fortlaufend geschaffen sowie Klarheit über Finanz- und Zuständigkeitsfragen hergestellt werden.

Im vergangenen Rekorddürrejahr gab es allein in Brandenburg mehr als 500 Waldbrände auf einer Fläche von knapp 1.500 Hektar, darunter fünf so genannte Großschadensereignisse. Tausende Mitglieder der Feuerwehren, darunter viele Freiwillige, und weitere Einsatzkräfte waren tagelang im Einsatz, um die Brände zu löschen und eine Ausbreitung zu verhindern. Da parallel auch in benachbarten Bundesländern Waldbrände wüteten, waren die Einsatzkräfte an der Belastungsgrenze. In Brandenburg gelten – so Schätzungen – rund 290.000 Hektar Waldfläche als munitionsbelastet (bzw. als Verdachtsflächen). Das erschwert die Waldbrandbekämpfung deutlich.

Woidke: „Die Bekämpfung von Großbränden ist eine gesamtstaatliche Aufgabe. Das wurde heute von allen Beteiligten, denen ich für die Teilnahme sehr danke, anerkannt. Mein Dank gilt auch allen, von den Feuerwehren über die Bundeswehr, die Polizei, das THW und allen weiteren Hilfsorganisationen, die uns im vergangenen Jahr tatkräftig bei der Waldbrandbekämpfung unterstützt haben. 2022 hat uns mit zerstörerischen Großbränden nochmals klar gezeigt, welche Herausforderungen der Brandbekämpfung zukünftig auf uns zukommen. Dafür müssen wir uns – auch länderübergreifend – noch besser aufstellen. Deshalb wollen wir in Brandenburg ein Waldbrandkompetenzzentrum aufbauen. Alle relevanten Akteure sind eingeladen, mitzumachen.

Die bisherigen Rahmenbedingungen müssen fortlaufend den anspruchsvollen Aufgaben bei der Prävention und Bekämpfung von Waldbränden angepasst werden. Die Kampfmittelbeseitigung in unseren Wäldern muss zügiger vorangehen. Den Großteil der Last trägt dabei bisher das Land. Ebenso müssen wir gemeinsam mit Bund, Kommunen und privaten Waldbesitzern bei der Schaffung von Wegen, Waldbrandschutzstreifen und Brunnen schneller vorankommen. Hierzu haben wir heute, bewusst Monate vor der nächsten Waldbrandsaison, den notwendigen Prozess angestoßen. Weitere Gespräche werden auf allen Ebenen zeitnah folgen.“

Bisher unterstützt der Bund über Bundeswehr und Bundespolizei das Land im Rahmen der Amtshilfe schnell und professionell bei der Brandschutzbekämpfung mit Einsatzkräften, Löschhubschraubern, Bergepanzern und Feuerwehrfahrzeugen. Brandenburg investiert viel in die Ausstattung und Nachwuchsgewinnung der Feuerwehren des Landes. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 40 Millionen Euro für verschiedene Maßnahmen vom Land in den Brandschutz investiert (z. B. in Fahrzeuge, Feuerwehrhäuser, Löschwasserentnahmestellen). Für die Waldbrandprävention wurden 4,2 Millionen Euro in das kameragestützte Überwachungssystem FireWatch investiert sowie 6,3 Millionen Euro EU-Fördermittel in Löschwasserentnahmestellen und den Ausbau von Brand- und Katastrophenschutzwegen im Wald.

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: „In Deutschland ist Brandenburg von Waldbrand am stärksten betroffen. Hier gibt es die meisten und größten Waldbrände. Die Bilder von den brennenden Wäldern bei Treuenbrietzen und Jüterbog bleiben in Erinnerung. Dieser Waldbrandgipfel ist wichtig, um weitere Maßnahmen auf den Weg zu bringen, bevor der nächste Sommer kommt. Der Bund hilft bereits bei der Klimaanpassung der Wälder, bei der Waldbrandbekämpfung, beim Schutz der Bevölkerung und mit digitalen Warnsystemen. Als Bau- und Raumordnungsministerin biete ich den Ländern und Regionen weitere Unterstützung an, um unsere Wälder zu schützen. Dazu zählt, dass wir z.B. wie beim Hochwasserschutz bei der Planung zum Schutz vor Waldbränden unterstützen und uns für eine bessere Wasserversorgung der gefährdeten Regionen einsetzen.“

Margaretha Sudhof, Staatssekretärin Bundesministerium der Verteidigung: „Auch künftig wird auf die Bundeswehr Verlass sein. Die Länder wissen uns an ihrer Seite. Soweit uns dies rechtlich und nach den vorhandenen Ressourcen möglich ist, werden wir weiterhin mit unserer Expertise und unserem Gerät unterstützen.“

 

Michael Stübgen, Minister des Innern und für Kommunales: „Im vergangen Jahr gab es mehr Waldbrände in Brandenburg als zuvor und die Lage wird auch in Zukunft gefährlich bleiben. Bund, Länder und Kommunen stehen vor einer gemeinsamen Herausforderung. Die beste Brandbekämpfung findet statt, bevor der Wald in Flammen steht. Wir müssen Kampfmittel gezielt beräumen und Schutzstreifen in den Wäldern angelegen, unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte konzentriert aus- und weiterbilden und die Fahrzeugtechnik für die Waldbrandbekämpfung überall im Land auf den neuesten Stand bringen. All das wird ohne die finanzielle Unterstützung des Bundes nicht zu schultern sein. Das heutige Treffen war daher ein wichtiger Meilenstein für die Sicherheit der Brandenburger Wälder.“

Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz: „In Brandenburg liegen viele Ortschaften im und am Wald, hier gilt es die Gefahr durch Waldbrände mit waldbaulichen Maßnahmen wie Waldbrandschutzriegeln und -schutzstreifen zu verringern. Die Waldentwicklung hin zu stabilen und damit für Feuer unempfindlicheren Mischwäldern muss durch eine flächendeckende Waldverjüngung mit Laubholz erreicht werden. Für die Zukunft ist es wichtig, dass die Kommunen bei der Bauleitplanung Abstandsregelungen zum Wald einhalten und keine Baugebiete in direkter Waldnähe ausweisen, denn immer kommt das Haus zum Wald, nicht umgekehrt.“

Generalleutnant Carsten Breuer, Befehlshaber Territoriales Führungskommando der Bundeswehr: „Die Bundeswehr hat in den vergangenen Jahren im Bereich der Amtshilfe bei Waldbränden in Brandenburg in enger Zusammenarbeit mit anderen Hilfskräften viel geleistet. Wir sind ein Player an der Rauchgrenze im Wald, zusammen und Schulter an Schulter mit Feuerwehr, THW und all den anderen Hilfsorganisationen. Nicht nur der russische Angriffskrieg in der Ukraine führt dazu, dass sich die Bundeswehr wieder auf ihre Hauptaufgabe, die Landes- und Bündnisverteidigung konzentrieren muss. Trotzdem werden wir weiterhin bewährt unterstützen und helfen wo wir können. Auf uns können Sie sich verlassen.“

 

Siegurd Heinze, Vorsitzender des Landkreistages Brandenburg: „Seitens der Landkreise Brandenburgs begrüße ich das Engagement des Landes mit dem Waldbrandgipfel, neue Schwerpunkte für die Bekämpfung von Waldbränden in Zeiten des Klimawandels zu setzen, ausdrücklich. Die Aufgaben zur Prävention und Bekämpfung von Waldbränden binden in den Landkreisen und den Kommunen viele personelle als auch finanzielle Ressourcen. Eine vielschichtige Betrachtung des Themas unter Beachtung der Erfahrungen und Kenntnisse der kommunalen Brand- und Katastrophenschutzeinheiten und des Rettungsdienstes kann zukünftiges planvolles und taktisches Handeln ermöglichen und verbessern. Vor allem bedarf es einer Beschleunigung der bereits angestoßenen und vorhandenen Prozesse aber auch von derzeitigen Planungen. Im Ernstfall zählt für die Einsatzkräfte jede Sekunde. Um ihren Einsatz so sinnvoll, effektiv und erfolgreich wie möglich zu gestalten, ist es unsere Aufgabe aktiv Vorbereitungen zu treffen, die auch seitens des Bundes unterstützt und mitfinanziert werden sollten. Ausdrücklich begrüße ich dabei eine landesseitige Koordinierung und Federführung dieser neuen Ausrichtung und Schwerpunksetzung.“

Rolf Fünning, Präsident Landesfeuerwehrverband Brandenburg e.V.: „Die Waldbrände im vergangenen Jahr haben die Brandenburger Feuerwehrleute in Atem gehalten. Sie sind bis an ihre Leistungsgrenzen und teilweise darüber hinaus gegangen. Ihnen gebührt großer Dank! Speziell in den Bereichen, die als Kampfmittelverdachtsflächen ausgewiesen sind, war der Aufwand enorm und nur mit Unterstützung von externen Helfern, wie Bundeswehr, Landespolizei, THW u.a. zu beherrschen. Hier ist meiner Meinung nach auch die Übernahme einer höheren Verantwortung durch die Bundesregierung von Nöten. Für die kommende Waldbrandsaison in diesem Jahr müssen wir besser vorbereitet sein, das haben auch die vielen Auswertungsveranstaltungen ganz klar gezeigt. Der `Waldbrandgipfel` ist ein Schritt in die richtige Richtung und kann dabei entscheidende Impulse setzen.“

Woidke kündigte am Rande der Beratung an, dass er gemeinsam mit Innenminister Michael Stübgen am 10. Februar die ersten Waldbrandmedaillen des Landes an 30 Feuerwehrfrauen und -männer, sowie weitere Einsatzkräfte aushändigen wird, die bei der Bekämpfung der Großbrände im vergangenen Jahr im Einsatz waren. Zahlreiche weitere Auszeichnungen werden folgen. Woidke: „Sie alle haben es verdient, gewürdigt zu werden.“

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