FernsehnMedien/Kultur

Weltspiegel – Auslandskorrespondenten berichten am Sonntag, 23. April 2023, um 18:30 Uhr im Ersten

Geplante Themen:

Sudan: Der Bürgerkrieg geht weiter
Aus dem schwelenden Machtkampf zwischen Sudans Armeechef Abdel Fattah al-Burhan und seinem Vize Mohammed Hamdan Daglo ist offener Krieg geworden. Seit dem vergangenen Wochenende kämpft die Armee gegen die Miliz von Hamdan Daglo. Auch zivile Einrichtungen und Wohnhäuser wurden in den vergangenen Tagen bei den Kämpfen zerstört. Die Menschen sind schutzlos. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Wir berichten in einer Reportage aus dem Sudan. (Autor: Ramin Sina, ARD-Studio Kairo)

Japan: Neue Verteidigungsstrategie – Wo sind die Rekruten?
Die veränderte globale Sicherheitslage hat in Japan zu einer neuen Verteidigungsstrategie geführt: Mit 320 Milliarden US-Dollar will Japan seine Armee in den nächsten Jahren modernisieren und ausbauen. Vor allem den Provokationen aus Nordkorea und den Drohungen aus China möchte die Regierung in Tokio militärische Stärke entgegensetzen. Mit der neuen Sicherheitsstrategie will Japan bei einem Angriff auch zurückschlagen können. Doch es fehlen die Soldaten! Interesse an einer Karriere in der japanischen Armee haben nur wenige. Der „Weltspiegel“ berichtet über die neue Militärstrategie Japans und den Fachkräftemangel, den auch die Armee derzeit erlebt. (Autor: Ulrich Mendgen, ARD-Studio Tokio)

Ukraine: Urlaub in Odessa?
Vor zwei Jahren besuchten noch vier Millionen Touristen die schöne Hafenstadt am Schwarzen Meer, Russlands Angriff auf die Ukraine hat alles verändert. Immer wieder wurde Odessa beschossen, mit russischen Raketen und von russischen Kriegsschiffen. Der beliebte Strand ist inzwischen vermint. So soll eine Invasion vom Meer aus verhindert werden. Doch in der Altstadt bereiten sich die Wirte und Hotelbesitzer auf die Tourismus-Saison vor. Denn trotz Krieg und Angst vor russischen Angriffen erwarten die Tourismus-Planer viele Urlauber, vor allem aus der Ukraine. Der „Weltspiegel“ berichtet über Hoffnungen für die anstehende Sommersaison – und die Angst vor Raketen. (Autorin: Judith Schacht, ARD-Studio Kiew)

Brasilien: Ayahuasca als Rauschmittel und Antidepressivum
„Liane der Geister“ heißt Ayahuasca übersetzt. Die stark berauschende Substanz ist nirgendwo weltweit so verbreitet wie in Brasilien. Denn dort ist der Konsum von Ayahuasca seit Jahrzehnten für religiöse Rituale legal. So wie bei dem indigenen Volk der Huni-Kuin im brasilianischen Bundesstaat Acre. Einmal im Monat trinken die Dorfbewohner die braune Flüssigkeit aus einem kleinen Glas. Es versetzt die Huni-Kuin in einen stundenlangen Rausch. Während sich die Urvölker so in Kontakt mit der Natur halten, gibt es auch in den Städten Brasiliens immer mehr Ayahuasca-Anhänger. In Rio de Janeiro existiert seit Jahrzehnten die Ayahuasca-Kirche „Santo Daime“. Mehrmals im Monat trifft sich hier eine religiöse Gemeinschaft, die im Ayahuasca-Rausch stundenlang religiöse Verse rezitiert und dazu tanzt. „Ayahuasca unterstützt die innere Einkehr und Selbsteinsicht“, sagt Wissenschaftler Draulio Araújo. Er hat jahrelang den Ayahuasca-Rausch erforscht. Sein Ergebnis: Ayahuasca mache nicht abhängig und könne ein wirksames Mittel sein, um Depressionen zu bekämpfen – aber auch posttraumatische Belastungsstörungen sowie die Sucht nach klassischen Drogen wie Kokain, Crack, Tabak oder Alkohol. (Autor: Matthias Ebert, ARD-Studio Rio de Janeiro)

Im Weltspiegel Podcast geht es um Rauschmittel als Medizin. Daniel Satra spricht mit Matthias Ebert in Brasilien über die Pflanzendroge Ayahuasca und mit Jennifer Johnston in Singapur über ein neues Gesetz in Australien, das als erstes Land der Welt psychedelische Drogen für den therapeutischen Einsatz freigibt.

Kolumbien: Escobars Nilpferde – das Erbe des Drogenbarons
In den 80er-Jahren regierte der Drogenboss Pablo Escobar die Region um Medellín in Kolumbien. Auf seinem Anwesen ließ er damals einen legendären Privatzoo einrichten. Als Escobar 2013 bei einem Polizeieinsatz erschossen wurde, kamen die Tiere frei. Darunter auch viele Nilpferde, die sich seitdem ungestört vermehren und zum Problem für die einheimische Fauna werden. Sie gefährden sogar Menschen. Der Gouverneur der Region Antioquia möchte nun zumindest die Hälfte der 150 Tiere einfangen und in Schutzgebiete nach Indien und Mexiko ausfliegen lassen. Escobars Einfluss ist in der Region bis heute spürbar. Die „Narcos“-Serie auf Netflix hat erst kürzlich einen neuen Hype entfacht. Es gibt Escobar-Touren in der Stadt und Devotionalien aller Art in den Souvenirläden. Außerdem sind es nicht wenige, die den Drogenboss bis heute verehren und ihm nachtrauern. (Autorin: Karin Feltes, ARD-Studio Mexico-City)

Bosnien: Rückkehr an den Ort des Massakers
Vor 30 Jahren war Adnan Zec 13 Jahr alt. Mitten in der Nacht wurde das Haus seiner Familie in Brand gesteckt. Er rannte nach draußen und wurde von Kugeln ins Bein getroffen. Der Junge fiel ins Gras, stellte sich tot und musste dabei mit ansehen, wie seine Familie exekutiert wurde. In einem Nachbarhaus verschanzte er sich eine Woche lang hinter einem Sofa, bis UN-Soldaten ihn retteten. Er sagte als Zeuge vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aus – seine Erlebnisse hat er nun in einem Buch verarbeitet. 30 Jahre später kehrt er in sein Dorf zurück, in dem das Massaker bis heute nicht richtig aufgearbeitet wurde. In der kroatischen Öffentlichkeit wird das gerne verdrängt. Täter von damals sind heute führende Politiker und Kirchenmänner. (Autorin: Anna Tillack, ARD Studio Wien)

USA: Mit Keksen die Welt verbessern – Die “Greyston Bakery” und ihr „Wir nehmen alle”-Konzept
„Eat Brownies. Change Lives“ – ganz so einfach ist es zwar nicht, mit Keksessen das Leben anderer zu verbessern. Aber die Greyston Bakery vor den Toren New York Citys geht einen großen Schritt in diese Richtung. Seit 40 Jahren setzt die Großbäckerei in Yonkers das Konzept des „Open Hiring“ um. Keine Bewerbungsgespräche, keine Fragen zu Abschluss, Ausbildung oder eventuellen Vorstrafen. Wer seinen Namen auf eine Liste setzt, bekommt einen Job. In der Regel nach einer Wartezeit von einem halben Jahr. So hat die Firma – ursprünglich gegründet von einem Zen-Buddhisten – Hunderten Vorbestraften, psychisch Erkrankten, Drogenabhängigen, Obdachlosen oder auch alleinerziehenden Eltern zu einem Einstieg in den Arbeitsmarkt verholfen. Allen Zweifeln zum Trotz verdient die Bäckerei Geld: Hauptabnehmer ist die Eiscreme-Firma „Ben and Jerrys“. Die angeschlossene Greyston Stiftung versucht jetzt auch Unternehmen in anderen Branchen für die „Open Hiring“-Idee zu begeistern. (Autorin: Marion Schmickler, ARD-Studio New York City)

Indien: Kampf gegen die Holzmafia – Lady Tarzan und ihre Mistreiterinnen
Jamuna Tudu gilt in ihrer Heimat als Legende – seit sie vor 20 Jahren den Kampf gegen die Holzmafia im indischen Bundesstaat Jharkand aufnahm. Jharkand gilt als eine der ärmsten Regionen Indiens, viele der Bauernfamilien leben in einfachsten Verhältnissen. Als immer mehr Wälder illegal abgeholzt und die Böden immer trockener wurden, ging Jamuna Tudu auf Patrouille in die Wälder, um die Holzmafia aufzuhalten. Weil viele sie als Retterin des Waldes in ihrer Heimat sehen, bekam sie den Namen „Lady Tarzan“. Inzwischen hat sie viele Mitstreiterinnen. Wir berichten über eine Frau, die den Wald in ihrer Heimat gerettet hat. (Autor: Jakob Schaumann, ARD-Studio Neu Delhi)

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Redaktion: Dr. Clas Oliver Richter (NDR)

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