Brandenburg

Arbeits- und Fachkräfte für die Lausitz / Wissenschaftler: Angebote, Werbung und Weltoffenheit notwendig

In der Lausitz gibt es eine deutlich zunehmende Nachfrage nach Arbeits- und Fachkräften. Experten sehen dafür zwei wesentliche Gründe: Zum einen gehen aufgrund der Strukturstärkung erheblich weniger Jobs verloren als angesichts des Ausstiegs aus der Braunkohle befürchtet worden war. Andererseits verliert die Lausitz aufgrund des demografischen Wandels immer mehr Menschen im erwerbsfähigen Alter. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in ihrem dritten Policy Brief im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Begleitung des Strukturwandels.

Die Studie beleuchtet und analysiert, wie sich der Lausitzer Arbeitsmarkt im Zuge des Wandels vom Braunkohlerevier zur Modellregion für nachhaltige Energie und Wirtschaft voraussichtlich entwickeln wird. Bei der heutigen Vorstellung des Briefes im Startblock B an der BTU in Cottbus diskutierten die Bevollmächtigte des Landes Brandenburg beim Bund, Friederike Haase, Arbeitsminister Jörg Steinbach und der Lausitzbeauftragte des Ministerpräsidenten, Klaus Freytag, mit den Wissenschaftlern sowie Vertretern von Landkreisen, Kammern, Verbänden, Arbeitsagenturen und Unternehmen.

Auf der anschließenden Pressekonferenz betonte Staatssekretärin Haase: „Schon die ersten Erfolge der Strukturentwicklung mit Milliarden-Investitionen in neue, nachhaltige Jobs zeigen es deutlich: Die Lausitz braucht ‚frisches Blut‘. Daher ist das Thema Arbeits- und Fachkräfte eine von drei Prioritäten unseres Lausitzprogramms 2038. Es gibt nach wie vor noch Potenzial in der Lausitz: So pendeln viele Lausitzerinnen und Lausitzer zur Arbeit in andere Regionen. Überzeugen wir sie von ihren Chancen in ihrer Heimat!

Außerdem können und müssen wir auch mehr Menschen aus Metropolen wie Berlin oder Dresden für die vielfältigen Arbeitsplätze in der Lausitz begeistern. Dazu muss die Lausitz gut erreichbar sein. Daher arbeiten wir auch intensiv an der weiteren Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. All das wird aber nicht reichen. Wir müssen auch noch mehr Menschen aus dem Ausland in die Lausitz bringen. Dafür gibt es viele gute Ideen und Ansätze, die wir unter Federführung der Wirtschaftsregion Lausitz umsetzen werden.“

Minister Steinbach unterstrich: „Dass wir heute in der Lausitz Fach- und Arbeitskräfte suchen, ist nach vielen Jahren, in denen Abwanderung und hohe Arbeitslosigkeit den Arbeitsmarkt prägten, mehr als erfreulich. Wir wollen alle, die hier arbeiten wollen und können, halten: Junge Leute durch attraktive Ausbildungsplätze, Arbeitslose durch gute Jobs und internationale Studierende durch gute Lebens- und attraktive Arbeitsbedingungen.

Zur Bewältigung dieser Herausforderungen ist Kooperation eine wichtige Ressource. Und wir können sagen: Sie ist gerade in Fragen der Fach- und Arbeitskräftesicherung in der Lausitz gute und gelebte Praxis. Daher bin ich zuversichtlich, dass bei allen Umgestaltungen im Transformationsprozess am Ende alle Unternehmen – ob groß, ob klein – von den Veränderungen profitieren werden.“

BTU-Forscher Dr. Gunther Markwardt ergänzte: „Bislang hat die Begleitforschung Arbeitsplatzankündigungen und Arbeitsplätze gezählt. Auch wenn Ankündigungen noch keine realen Arbeitsplätze sind, ist die Botschaft klar: Die Kompensation der Arbeitsplätze in der Braunkohleverstromung darf als geglückt angesehen werden. Ansiedlungserfolge und die demografische Entwicklung prägen nun den Arbeitsmarkt in der Lausitz. Wir zählen nicht mehr Arbeitsplätze, sondern müssen nun die Menschen zählen, die diese Arbeitsplätze besetzen könnten.“

Hintergrund

Mehr als zehn Milliarden Euro werden derzeit in den Lausitzer Strukturwandel investiert. Bund und Land setzen eine Vielzahl von Projekten um: von ICE-Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn und Medizinische Universität Lausitz über Industrieansiedlungen bis öffentliche Fürsorge, Kultur und Tourismus. Dadurch entstehen Tausende neue Arbeitsplätze.

Bereits im Jahr 2021 hat Brandenburg die Begleitforschung zur Strukturentwicklung in Auftrag gegeben, um externen Rat und Expertise für einen Erfolg des Wandels einzuholen. Mit der Begleitforschung sind die BTU und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) beauftragt worden. Im Rahmen des Auftrages werden auch Strategiepapiere erstellt, die aktuelle Themen und Probleme beleuchten und Handlungsempfehlungen geben. Bisher wurden erarbeitet:

  • Policy Brief I: „Evaluierung, Monitoring und wissenschaftliche Begleitung des Strukturwandels in der Lausitz“
  • Policy Brief II „Im Osten was Neues? Strukturwandel in der Lausitz – eine Zwischenbilanz“
  • Policy Brief III: „Engpass Arbeitsmarkt?! Chance und Risiko für den Strukturwandel in der brandenburgischen Lausitz“

Im Policy Brief III zum Arbeitsmarkt geben die Forscher der BTU unter anderem folgende Empfehlungen:

  • Auspendler in der Lausitz halten – derzeit pendeln mehr als 23.000 Menschen aus Cottbus, Spree-Neiße, Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz zur Arbeit in andere Regionen
  • Absolventen der Lausitzer Hochschulen in der Region halten
  • Bereits in der Lausitz lebende Ausländer in den Arbeitsmarkt integrieren
  • Zuwanderung aus dem In- und Ausland forcieren

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