Potsdam

Filmmuseum Potsdam – Rückblick 2023 und Ausblick 2024

Das Jahr 2023 am Filmmuseum Potsdam war geprägt von vielen Neuerungen und Erfolgen. 2023 konnte der Umzug der Sammlungen an den neuen Standort in der Medienstadt Babelsberg erfolgreich abgeschlossen werden. Mit Dr. Michael Fürst erhielt das Filmmuseum Potsdam im September 2023 eine neue Leitung. Im Oktober eröffnete mit Voll das Leben! Andreas Dresen und Team eine neue Sonderausstellung, mit Prolog im Foyer, zu einem der bedeutendsten deutschen Regisseure der Gegenwart.

Im Jahr 2022, in dem der Normalspielbetrieb nach der Pandemiezeit wiederaufgenommen wurde, kamen ca. 52.000 Besucherinnen ins Filmmuseum Potsdam2023 zählte das Museum insgesamt ca. 55.000 Besucherinnen aus aller Welt.

Ausstellungen

Die zweisprachige ständige Ausstellung Traumfabrik. 100 Jahre Film in Babelsberg erzählt unterhaltsam und interaktiv den Vorgang der Filmentstehung entlang der Geschichte der Babelsberger Filmstudios.
Die Vermittlungswerkstatt Ich sehe was, was du nicht siehst. Aus der Sammlung Werner Nekes, 2022 eröffnet, ging bis 9. Juli 2023 in die Verlängerung.

Die Foyerausstellung Camilla Plastic Ocean Plan war bis 3. September 2023 installiert. Die begleitende Filmreihe zeigte im Kino des Filmmuseums Potsdam Titel zu ökologischen Themen.

Ab 7. September war Andreas Dresen – Film Plakate zugänglich. Die Foyerausstellung mit ausgewählten nationalen und internationalen Filmplakaten, einer Fotogalerie sowie einer Kostümpräsentation ist als Prolog zur Sonderausstellung Voll das Leben! Andreas Dresen und Team eine Offerte an das Publikum, sich auf das Werk eines der bemerkenswertesten deutschen Filmregisseure einzustimmen. Eröffnet am 6.10.2023, läuft die Sonderausstellung noch bis 31.12.2024.

Als begehbare Collage inszeniert, stellt die Schau zehn Schlüsselfilme als die Ergebnisse kollektiver Kreativität in den Vordergrund. Ein zentrales Ausstellungsthema ist die für Andreas Dresen so wichtige Team- bzw. Ensemble-Arbeit. Langjährige Mitarbeitende und Freund*innen werden gewürdigt. Neben biographischen Stationen erhellt die Ausstellung Arbeitsprozesse zwischen Drehbuch und letztem Drehtag. Die Sammlungen des Filmmuseums Potsdam bewahren über Jahre die Arbeitsmaterialien sowohl des Regisseurs als auch die seiner Mitarbeiterinnen, der Szenenbildnerin Susanne Hopf und der Kostümbildnerin Sabine Greunig. Die Exponate der Ausstellung umfassen Arbeitsdrehbücher, Kostüme, Requisiten, Szenenbildentwürfe und Modelle. Eigene Sets kontextualisieren die Dokumentarfilme sowie Dresens Arbeiten für Theater und Oper.

Vermittlung

Im Frühjahr 2023 fanden zahlreiche Angebote für ein junges Publikum (ab 4 Jahren) statt: begleitende Workshops zur Präsentation Ich sehe was, was Du nicht siehst, ein Ferienworkshop Lichtspiele – Kinder machen Kino, in dem Hortkinder ein eigenes Filmprogramm kuratierten sowie eine neue Runde vom MiniFilmclub mit dem Fröbel-Kindergarten Am Volkspark.

2024 startet das begleitende Vermittlungsprogramm im Rahmen der Ausstellung Voll das Leben! Andreas Dresen und Team. Angeboten werden u.a. After-Work-Rundgänge und geführte Touren zu speziellen Dresen-Filmen und deren Themen.

In Zusammenarbeit mit dem Museumsverband Brandenburg wurden Vorbereitungen für das am Haus neue Format inklusiver Führungen für blinde Menschen und Menschen mit Sehbeeinträchtigung aufgenommen. Die Führung wird offiziell in 2024 angeboten.

Ein gemeinsames Vermittlungskonzept für die zwei Standorte des Filmmuseums, den Marstall und das neue Sammlungsgebäude am Medienstandort Babelsberg, ist in Vorbereitung.

Sammlungen

Der Umzug der Sammlungen an den Medienstandort Babelsberg konnte nach einem knappen Jahr im März 2023 abgeschlossen werden. Im Anschluss an die Ausstattung und Inbetriebnahme des Sammlungsneubaus wurde der öffentliche Nutzungsverkehr ab 1. Juni 2023 schrittweise wieder aufgenommen.

Dank einer Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Land Brandenburg und des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder konnte bereits 2022 die Arbeit für die Errichtung des Schaudepots im Sammlungsneubau aufgenommen werden, das am 5. November 2024 eröffnet werden soll.

2023 fand die Realisierung des von der KSL geförderten Drittmittelprojektes Restaurierung von ca. 600 filmszenografischen Entwürfen von Alfred Hirschmeier statt, das die Sicherung von Farbschollen und Farbschichten sowie eine Dokumentation umfasste.

An Sammlungsbeständen konnten folgende Erwerbungen gemacht werden: Bestände zum Ufa-Starfotograf Otto Baumann, sowie zur Schauspielerin Margarethe Schön (1920er bis 1950er Jahre), eine Stalex 16mm Highspeed-Kamera, der Filmbestand aus dem Schulmuseum Frankfurt/Oder, sowie Verkehrskompass-Kurzfilme von Friedrich Rochow.

Am 2. Januar wird Barbara Ziereis die Leitung der Sammlungen am Filmmuseum Potsdam übernehmen. Frau Ziereis war seit 2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart, und dort verantwortlich für die Landesgeschichtliche Sammlung und deren Nutzung.

Kino

Zu den besonderen Kino-Höhepunkten in der ersten Jahreshälfte 2023 zählten die Festivals Berlinale Spotlight (März), das Studentische Filmfestival „Sehsüchte“ (April) und das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg (Juni). Die Clio, der Preis für den besten Film zu einem historischen Thema des Festivals Moving History wurde im September an die Fernsehserie »Sam. Ein Sachse« vergeben.

Das Filmerbe Brandenburgs bleibt ein Fokus des Filmmuseums: Spezielle Filmprogramme zu den Themen „Kunst im öffentlichen Raum“, „Stadtwende. Bürgergruppen gegen den Altstadtverfall“ und „Mit Straßenbahnen unterwegs“ erfreuten sich großer Beliebtheit. Aktuelle Filmdigitalisierungen, die in diesem Rahmen angefertigt wurden, finden sich auch weiterhin im VoD-Angebot Kino2online.

Gemäß des museumseigenen Positionspapiers Filmerbe weiblicher kuratieren legt das Filmmuseum Wert auf ein gendergerechtes Programm. Herausgestellte Reihen und Formate waren u.a. Western von Schwestern, die Brandenburgische Frauenwochen zur Situation von Frauen im Iran und #unitoo – Gegen sexualisierte Gewalt.

Zu den wichtigsten Kooperationsprojekten gehören die Filmreihen zu Ausstellungen benachbarter Museen, darunter das Museum Barberini („Sonne. Die Quelle des Lichts im Film“, „Munch. Lebenslandschaft“) oder DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam („I’ve Seen the Wall. Louis Armstrong auf Tour in der DDR 1965“).
Gemeinsam mit dem Deutschen Rundfunkarchiv feierte die Veranstaltungsreihe Radiogeschichte(n) von Oktober bis Dezember 100 Jahre Rundfunk in Deutschland. Der Saal wurde dafür zum Hörspielkino.

Einzigartig in Potsdam sind die Stummfilmkonzerte mit Live-Musikbegleitungen, u.a. an der historischen und denkmalgeschützten Welte-Kinoorgel: Von Januar bis Mai waren die Internationalen Stummfilmtage Bonn zu Gast und im November fand Vorderhaus und Hintertreppe. Klassenverhältnisse im Stummfilm, ein umfangreiches Stummfilm-Wochenende unter Beteiligung Berliner Schüler*innen, statt. Das Kinojahr klingt ebenfalls mit Stummfilmen aus: Am 29.12. schlagen die Queen’s of Destruction in der Reihe „Cinema‘s First Nasty Women“ zu.

Folgende Jubilare wurden in Kinoveranstaltungen gewürdigt: die Regisseure Peter Goedel und Andreas Voigt, der Schauspieler Hermann Beyer, der Trickfilmer Tony Loeser. Die verstorbenen Filmkünstler Jean-Luc Godard, Roland Oehme und Paul Lehmann wurden ebenso bedacht.

Das Aktuelle Potsdamer Filmgespräch präsentierte als Veranstaltung des Förderkreis Film e.V. Berlin Brandenburg in Zusammenarbeit mit dem Filmverband Berlin Brandenburg monatlich aktuelles deutsches Kino. Zu den Gästen gehörten 2023 unter anderem Grit Lemke, Volker Koepp, Axel Ranisch, Sophie Linnenbaum, Pola Beck und Hans-Christian Schmid.

In Zeiten, in denen Film oft über algorithmisch strukturierte Streaming-Dienste konsumiert wird, bilden kommunale Programmkinos, wie das im Filmmuseum Potsdam, einen Raum an, an dem Filme gemeinsam geschaut und über sie diskutiert und reflektiert werden kann. Das Kino im Filmmuseum Potsdam ist einer der wenigen „Dritten Orte“ in der Potsdamer Innenstadt, dient also weder einer privaten noch einer kommerziellen Nutzung, es lädt – auch in den Abendstunden – zu kulturellen Angeboten, zur Bildung und Vernetzung ein. Kinoveranstaltungen mit Gästen für Einführungen und Filmgespräche, Stummfilme mit Live-Musik und lokale Kooperationen prägen deshalb in besonderer Weise das Programm des Filmmuseums – gut erreichbar, preisgünstig und offen für alle.

Im Jahr 2023 eingeführt wurde das Kulturpass-Angebot für Jugendliche.

Das Online-Angebot auf Kino2online bietet auch zukünftig Seitenblicke und Kommentare zu den Reihen und Themen des Programms. Kino2online ist als Video-on-Demand-Plattform bundesweit erreichbar.

Das Kinopublikum kann sich auch in 2024 auf spannende Highlights freuen! Das Filmmuseum Potsdam bereitet derzeit unter anderem das Berlinale Spotlight vor: Vom 1. bis 5. März 2024 werden im Anschluss an die Berlinale die wichtigsten deutschen Nachwuchsfilme in Potsdam zu sehen sein. Und die begleitende Film- und Veranstaltungsreihe zu Voll das Leben! Andreas Dresen und Team geht ebenfalls weiter – am 30.1. mit der Premiere des neuen Dokumentarfilms „Andreas Dresen – Ein Leben für den Film“ in der 300. Ausgabe des Aktuellen Potsdamer Filmgesprächs.

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