Potsdam

Gedenken zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht mit Oberbürgermeister Mike Schubert: „Das unsägliche Leid ist mit Millionen von Namen verbunden“

#Potsdam – Anlässlich der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 finden in Potsdam mehrere Veranstaltungen statt. „Am 9. November gedenken wir den vielen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, denen vor 85 Jahren ein ungeheuerliches Unrecht widerfuhr. Wir gedenken den Männern, Frauen und Kindern, die verhöhnt, gedemütigt, verfolgt wurden. Die millionenfach brutal ermordet wurden. Dieses unsägliche Leid ist mit Millionen von Namen verbunden“, sagt Oberbürgermeister Mike Schubert.

Am Donnerstag um 18 Uhr findet am Platz der Einheit, am Standort der ehemaligen Synagoge neben der Hauptpost, eine öffentliche Gedenkveranstaltung statt. Sie wird von der Landeshauptstadt Potsdam und der jüdischen Gemeinde unter Mitwirkung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Potsdam und „Omas gegen Rechts“ veranstaltet. Durch die Veranstaltung führt Susanne Krause-Hinrichs, Geschäftsführerin der F.C. Flick Stiftung. Rabbiner Ariel Kirzon und Stadtkirchenpfarrer Matthias Mieke gestalten gemeinsam den liturgischen Ablauf. Musikalisch wird die Veranstaltung von Hanna Weissgerber begleitet.

„In diesem Jahr erlebt das Gedenken an die Reichspogrome von 1938“, so Oberbürgermeister Mike Schubert, „eine dramatische Aktualität in den Ereignissen im Nahen Osten, wo die Hamas-Terrororganisation die Vernichtung Israels anstrebt. Dieser Terror ist barbarisch. Wir verurteilen diese Gewalt und trauern um alle Opfer.“ In seiner Rede geht Schubert auch auf den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland ein: „Die Spannungen, die sich derzeit auf Israel explosionsartig entladen, führen auch zu Rissen in unserer Gesellschaft. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Antisemitismus um sich greift. Wir müssen ein Klima des Zusammenhalts schaffen, in dem Antisemitismus kein Nährboden findet. Aus dem Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht ziehen wir unsere Verpflichtung, das Geschehene niemals zu vergessen, die Namen der Opfer zu ehren und deutlich Position zu beziehen gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit, gegen Gewalt und Ausgrenzung“, so Schubert.

Am Sonntag, 12. November, finden zudem zwei weitere Veranstaltungen statt. Im Potsdam Museum wird um 11 Uhr in einer szenischen Lesung das Protokoll einer Besprechung führender NS-Vertreter unmittelbar nach den Pogromen vorgetragen. Diese Besprechung hatte zum Ziel, den jüdischen Menschen den Schaden der Pogrome aufzuerlegen. Ein beklemmendes und einzigartiges Zeitdokument, das erstmals in Potsdam vorgetragen wird.

Ebenfalls am Sonntag, um 16 Uhr tritt in der katholischen Kirche St. Peter und Paul der Berliner Gofenberg-Chor auf, der hebräische und jiddische Lieder singt. Alle Veranstaltungen sind öffentlich und kostenfrei.

Die Reichspogrome im November 1938 markierten den Übergang von der Diskriminierung der Menschen mit jüdischer Herkunft zur systematischen Verfolgung, die in den Holocaust münden sollte. In der vom nationalsozialistischen Regime organisierten und gelenkten Gewaltmaßnahme wurden mehr als 1400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsorte sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe zerstört; etwa 30.000 Juden wurden verhaftet und kamen in Konzentrationslager. In Potsdam brachen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Einheiten der SS und der Gestapo in die Potsdamer Synagoge ein, entweihten das Gotteshaus und zerstörten die Einrichtung. Zahlreiche Menschen jüdischer Herkunft wurden festgenommen, verschleppt und gefoltert. Sie wurden isoliert, verloren ihre Rechte und ihre Würde.

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