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Handwerker „überrumpeln“ Seniorin mit Haustürgeschäften

#Linthe, Chausseestraße – Mittwoch 14. Juni 2023 / Donnerstag 15. Juni 2023 – 


Getreu dem Motto: „Falsche Handwerke können echten Schaden anrichten“ versuchten zwei Männer am Donnerstag in Linthe offenbar überteuerte Handwerkerleistungen abzurechen. Die Polizei wurde dazu am Donnerstag von der Mitarbeiterin einer Sparkasse informiert, dass eine Senioren einen mittleren fünfstelligen Bargeldbetrag abheben wollte. Sie gab an ein Auto davon kaufen zu wollen.

Tatsächlich aber hatte sie jedoch am Vortag Handwerker im Haus, welche sie im Rahmen eines Haustürgeschäftes überrumpelt hatten das Dach ihrer Nebengelasse zu erneuern. Noch während man sich im Gespräch befand, begannen auch schon die Arbeiter mit den Abdeckarbeiten von Astbestplatten einer Scheune und Garage. Aufgrund Sprachbarrieren zusätzlich die Verständigung erschwert, wobei die Geschädigte dann wohl –völlig überfordert– gedrängt wurde einen handschriftlichen Vertrag zu unterschreiben. Im Glauben für die Leistungen nur einen hohen dreistelligen Betrag bezahlen zu müssen, war sich die Geschädigte des letztlich geforderten Endpreiseses offenbar gar nicht bewusst. Als dann nach Abschluss der Arbeiten schließlich eine mittlere fünfstellige Summe in Bar verlangt wurde, die Geschädigte diese jedoch nicht zu Hause hatte, boten die Handwerker der Frau an sie zur Bank zu fahren um dort das Geld zu holen. Mit der Situation total überfordert ließ sie sich darauf ein ihr gesamtes Gespartes bei der Bank abheben zu wollen. Zusätzlich verwerflich, rieten ihr die Männer dazu die Geschichte eines Autokaufes zu erzählen, um bei der Bank die hohe Bargeldabhebung plausibel zu erklären. Die Sparkassenmitarbeiterin wurde jedoch trotzdem hellhörig, zahlte den Bargeldbetrag nicht aus, sondern alarmierte folgerichtig erstmal die Polizei.

Die Polizisten konnten dann vor Ort sowohl die Geschädigte als auch beide Handwerker antreffen. Es wurden dann die Personalien ausgetauscht und auf den Rechtsweg (ordentliche Rechnungsaufstellung mit Möglichkeit zur Überweisungszahlung) verwiesen, bevor alle Parteien dann auseinandergingen. Am Nachmittag wurde die Polizei dann erneut informiert. Die Geschädigte wurde von den Handwerkern zu Hause aufgesucht und erneut gedrängt die erbrachten Leistungen für die Dachsanierung zu begleichen. Erneut konnten Polizisten schließlich vermitteln, sprachen den Männern einen Platzverweis aus, welchen sie dann auch nachkamen. Gegen die Männer wurden zusätzlich Ermittlungen wegen dem Verdacht eines Betruges eingeleitet.

Die Polizei rät in diesem Zusammenhang:

  • Verlangen Sie einen ordentlichen Kostenvorschlag, aus dem die einzelnen geplanten Arbeiten und der Preis hervorgehen sowie überprüfbare Angaben zur ausführenden Firma.
  • Holen Sie Vergleichsangebote von örtlichen Firmen ein.
  • Lassen Sie Sich nicht zu einer Vertragsunterzeichnung drängen, auch nicht durch möglicherweise schon begonnene Arbeiten, die nicht abgesprochen waren.
  • Prüfen Sie alle Angebote und die Vertragsbedingungen in Ruhe und ob diese mit den Absprachen übereinstimmen.
  • Ziehen Sie den Rat von Vertrauenspersonen (z.B. Nachbarn oder Angehörige) hinzu, wenn Sie sich unsicher sind und verschieben eine Vertragsunterzeichnung auf einen anderen Termin.
  • Konsultieren Sie bei Vertragsunstimmigkeiten die Verbraucherzentrale oder einen Rechtsanwalt.
  • Leisten Sie keine Zahlungen im Voraus und lassen Sie Sich auch nicht auf nachträglich erhöhte Preise ein.
  • Verständigen Sie im Zweifelsfall die Polizei unter der Rufnummer 110.

 

In anderen Fällen täuschen Täterinnen und Täter auch eine „amtliche“ oder „berufliche“ Funktion vor oder versuchen durch vermeintliche Haustürgeschäfte, in die Wohnung ihrer späteren Opfer zu gelangen. Tricktäter sind einfallsreich und schauspielerisch geschickt. Sie denken sich immer neue Maschen aus. So gab es in der Vergangenheit auch schon Fälle, in denen die Täter behaupteten, sie kämen in amtlicher Eigenschaft/mit amtlicher Befugnis, im Auftrag der Stadt oder eines Amtes und müssen etwas in der Wohnung überprüfen. Dabei treten sie z.B. als Heizkostenableser, Beauftragter der Hausverwaltung, Mitarbeiter der Krankenkasse, aber auch als Gerichtsvollzieher, Postzusteller oder Monteure auf. In manchen Fällen geben die Täter auch vor, Zeitungen verkaufen zu wollen.

 

Egal welche genaue Vorgehensweise: Ziel der Täter ist immer, dass das Opfer die Tür öffnet und die Täter in die Wohnung gelangen. In der Regel „arbeiten“ die Täter zu zweit. Während ein Täter das Opfer in ein Gespräch verwickelt und ablenkt, durchsucht die zweite Person auch unerkannt in Windeseile die Wohnung nach Bargeld und Wertgegenständen.

 

DESHALB:

Prüfen Sie, wer in Ihre Wohnung/Haus möchte. Gibt der Fremde vor, von einem Amt, einer Behörde oder z.B. von der Hausverwaltung zu kommen, bitten Sie um Geduld, lassen Sie sich einen Ausweis zeigen und kontaktieren Sie die entsprechende Institution, um sich zu vergewissern, dass der Besuch rechtens ist. Im Zweifel: Lassen Sie keine Fremden herein! Sollten Sie Opfer eines Betrugsdelikts geworden sein, erstatten Sie Strafanzeige bei der Polizei.

Als kleine Erinnerungsstütze und Warnung vor solchen Betrugsmaschen hat die Polizeidirektion West Stickerbögen entworfen – ganz nach dem Motto „Sticker kleben, sicher leben!“ Mit kurzen und prägnanten Sprüchen haben Bürgerinnen und Bürger hier die wichtigsten Maschen und Tipps auf einen Blick – und können diese beliebig einsetzen. So passt der Sticker mit einer Warnung vor Telefonbetrug zum Beispiel gut auf das persönliche Telefonbuch mit den Nummern von Freunden und Bekannten, das neben dem Festnetztelefon liegt, und der Aufkleber zur den Haustürgeschäften – natürlich – an die Haustür.

 

Die Sachbereiche Prävention der vier Polizeiinspektionen in der Polizeidirektion West werden die Stickerbögen bei passenden Gelegenheiten und Veranstaltungen an die Bürgerinnen und Bürger verteilen.

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