Potsdam

In Erinnerung an Gitta Nickel und Christian Lehmann – Kurzfilme im Kino2online

Filme im Kino2online

Wir erinnern an zwei außergewöhnliche Filmschaffende, die Dokumentarfilmerin Gitta Nickel und den Kameramann Christian Lehmann

Gitta Nickel
Am 18. Dezember 2023 ist Gitta Nickel verstorben. Gitta Nickel war eine der bekanntesten Dokumentarfilmerinnen der DDR. Mit rund 80 Kino- und Fernsehfilmen war sie die produktivste Regisseurin der DEFA – und wirkte weit darüber hinaus.

Nach einem Pädagogikstudium lernt sie bei der DEFA, 1965 entsteht ihr erster Kurzfilm »Wir verstehen uns«. Früh zeigt sich ihre filmische Beobachtungsgabe: Sie lässt den Protagonist*innen viel Raum, hat einen Blick für prägnante Details und hält sich selbst mit Kommentaren zurück. Ihre Filme schneidet sie ihn der Regel selbst. Sie zeugen von einer empathischen Haltung, die das Beobachten in den Mittelpunkt stellt.

Ohne sich selbst vermutlich als Feministin zu verstehen, befasst Gitta Nickel sich immer wieder mit Gleichberechtigung und Emanzipation, vermittelt weibliche Perspektiven zu den unterschiedlichsten politischen Themen. Der Kurzfilm »Sie«, der sich mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Familienplanung aus Sicht von Arbeiterinnen befasst, ist das bekannteste Beispiel. Darüber hinaus kommen in ihren Filmen Landwirt*innen, vom Krieg betroffene Frauen in Vietnam oder migrantisierte Frauen in der DDR zu Wort – stets auf Augenhöhe mit der Regisseurin. Immer wieder stellt Gitta Nickel die Frage nach der sozialen Herkunft und ihren Auswirkungen auf das Individuum, während sie den DDR-Sozialismus an sich kaum in Frage stellt. Zu ihrer Zeit mit zahlreichen Preisen bedacht, wird Gitta Nickel noch heute großes Interesse entgegengebracht.

Für die Vielfältigkeit ihres Werkes stehen drei ihrer Filme, die ab sofort im kino2online zu sehen sind:

Wir verstehen uns (DDR 1965)
Sie (DDR 1970)
Wie ein Fisch im Wasser (DDR 1987)

Christian Lehmann

Am 14. November 2023 ist Christian Lehmann verstorben. Lehmann war einer der bedeutendsten Kameramänner der DEFA und dokumentierte seit seiner ersten Kameraarbeit, »Drei von vielen« für Jürgen Böttcher im Jahr 1961, das Leben in der DDR bis zur Wiedervereinigung in mehr als 200 Filmen. Sein Kamerastil beeinflusste die Ästhetik des DDR-Dokumentarfilms maßgeblich: Der persönliche Zugang zu den Protagonist*innen seiner Filme sowie seine ruhige, beobachtende Kameraführung kreieren poetische Landschaften wie berührende Porträts. Das Publikum wird dazu angehalten, sich auf die Filme einzulassen, abzutauchen in die Bilder und eine Weile mitzufließen in den vielfältigen Geschichten, die die Kamera aufzeichnet.

Lehmann arbeitete kontinuierlich mit den führenden Dokumentarfilmregisseuren seiner Zeit zusammen, war der Mann hinter der Kamera von Volker Koepp, Jürgen Böttcher, Winfried Junge oder Peter Voigt und erhielt zeitlebens zahlreiche Preise. Zuletzt ehrte ihn die DEFA-Stiftung im Jahr 2015 mit dem Preis für sein Lebenswerk.

In Gedenken an sein Schaffen zeigen wir in unserem kino2online Werke aus dem früheren Schaffen des Kameramanns.

Im Pergamonmuseum (R: Jürgen Böttcher, DDR 1962)
Am Fluss (R: Volker Koepp, DDR 1978)
Wieder in Wittstock (R: Volker Koepp, DDR 1976)

 

Kino2online

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