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Neuer Tierschutz-Skandal in Deutschland – RTL EXTRA stößt erneut auf Tierschutzverstöße auf deutschem Reiterhof

Vor rund einem Jahr machte das Team von EXTRA erhebliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz im Spitzensport öffentlich und erschütterte den Reitsport. Neue Recherchen des Magazins zeigen: Tierschutzwidrige Methoden kommen auch fernab des Profisports zur Anwendung. Unzählige Zuschriften lassen aufhorchen. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs: Das System, das Pferde in Deutschland schützen soll, funktioniert zufolge der Recherche des RTL Magazins teils nicht – Veterinärämter versagen in der Verfolgung der Fälle, vermeintliche Täter werden nicht zur Rechenschaft gezogen. Was geschieht hinter verschlossenen Türen der vielen Dressurhallen im Land? Was folgt, wenn der öffentliche Druck fehlt? EXTRA bleibt dran und zeigt die erschreckenden Ergebnisse heute, 7. Februar um 22:35 Uhr.

Die zweijährige Recherche des Magazins, die den Einsatz unerlaubter Trainingsmethoden im Stall von Olympiasieger und Springstar Ludger Beerbaum offenlegte, wühlte im Januar letzten Jahres auf und sorgte für eine nachhaltige Regeländerung. Die umstrittene Trainingsmethode des Touchierens von Pferden im Sprung wurde verboten und in der Konsequenz eine Grauzone zum Schlagen der Tiere abgeschafft. In einem neuen Fall geht das Investigativ-Team Hinweisen auf Missstände bei einem renommierten Ausbildungsstall in NRW nach und stößt dabei auf eine tierschutzwidrige Bewegungsmethode. EXTRA liegen Videoaufnahmen vom Hof vor, die den Einsatz dokumentieren. Die Aufnahmen zeigen, wie Pferde auf eine brutale Art und Weise in einer Longierhalle bewegt werden. Zu sehen ist ein Pferd, dessen Schweif durch einen Strick mit dem Trensengebiss im empfindlichen Pferdemaul zusammengebunden wurde. Zusammengezurrt in dieser unnatürlichen Haltung wird das Tier durch die Longierhalle getrieben.

Die Aufnahmen der verstörenden Szene werden einer Pferdebesitzerin, die selbst ihr Pferd auf dem Hof ausbilden ließ, zugespielt. Die Frau wendet sich darauf hilfesuchend an die EXTRA-Redaktion. Nach zwei Jahren in der Obhut der Betreiber beobachtet die Besitzerin, wie ihr Pferd immer weiter an Zutrauen verliert und zunehmend verstört wirkt. Schließlich zeigt ein tierärztlicher Befund schwerwiegende Verletzungen an der Halswirbelsäule ihres heute sechsjährigen Wallachs. Wurde das Tier tatsächlich Opfer der fragwürdigen Methode? Es kommt zu einer Anzeige durch den Pferdesportverband Westfalen e.V., doch nach dreieinhalb Monaten wird der Fall beigelegt.

Eine Reporterin konfrontiert die Stallbesitzer mit den Vorwürfen und erhält die Aussage, es handle sich bei der Methode um einen einmaligen „Therapieansatz“, der eine Blockade des Pferdes lösen solle. Recherchen des RTL Magazins lassen jedoch an den Aussagen zweifeln. Eine ehemalige Pferdewirtin des Hofes erklärt sich gegenüber EXTRA bereit zu sprechen. „Das war schon dauerhafte Methode, nichts Einmaliges“, behauptet die Zeugin. Bis zu sechs Tiere seien am Tag den Misshandlungen ausgesetzt gewesen. Wie oft es tatsächlich war und ob die Methode noch zur Anwendung kommt, kann leider nicht belegt werden. Doch was ist überhaupt der Grund solcher Praktiken? Um Gewinne zu maximieren, herrsche laut der Pferdewirtin ein hoher Erfolgsdruck, schnelle Ergebnisse müssten für eine steigende Anzahl an Tieren in kürzester Zeit erzielt werden. Heiligt der Zweck alle Mittel? Quälerische Maßnahmen für kurzweilige Erfolge?

RTL bittet das zuständige Veterinäramt Märkischer Kreis um Stellungnahme. Auf Nachfrage äußert man sich wie folgt: „Bei der Adspektion (optische Überprüfung im Rahmen der Allgemeinuntersuchung) waren die Pferde gesund und in einem unauffälligen Allgemeinzustand. Es liegt kein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor.“ Das Verfahren wird nach Einschätzung des Veterinäramtes eingestellt. Kommen Menschen, die Pferde derart behandeln, in Deutschland ungeschoren davon? Scheitert der Tierschutz in einem weiteren Fall in der konsequenten Nachverfolgung? Das EXTRA-Team stellt eine Anfrage beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und erhält bemerkenswerte Antworten: Die Tierschutzbeauftragte des Landes hält die Einschätzung des Veterinäramtes für falsch! Der Pressesprecher nennt die Videoaufnahmen sogar „offenkundig abscheulich“. Doch obwohl das Landesministerium die Einschätzung des Veterinäramtes Märkischer Kreis ablehnt, sind der Behörde aktuell die Hände gebunden. Nachdem das bisherige Verfahren eingestellt wurde, braucht es zunächst neue Beweise, um den Fall ein weiteres Mal aufzurollen. Solange diese nicht vorliegen, können die Stallbesitzer nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

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