Potsdam

Ticketvorverkauf gestartet: Potsdamer Tanztage – Festival für Zeitgenössischen Tanz / 30. Mai bis 11. Juni 2023

Potsdamer Tanztage 2023
12 Produktionen rund um Afrika, Urban Dances und Krieg
Urban Dances aus Afrika, Tanz & Krieg, Migration, Mythen & Utopien und Empowerment sind die
Themen der diesjährigen Ausgabe der Potsdamer Tanztage. Mit 12 Produktionen aus Palästina,
Polen, Deutschland, dem Senegal, der Elfenbeinküste, Kanada, Belgien, der Tschechischen
Republik, Frankreich und Schweden, dabei fünf Deutschlandpremieren und zwei Europapremieren,
spiegelt das Programm die Krisen und die Hoffnungen unserer Zeit wider.
Mit den Stücken Losing It der palästinensischen Tänzerin Samaa Wakim und Every Minute
Motherland des polnischen Choreografen Maciej Kuźmiński stehen Krieg und verlorene Heimat im
Mittelpunkt. Hautnah erlebt das Publikum die Choreografie mit polnischen und ukrainischen
Tänzer:innen, die über Flucht, Angst, Wut und Mut berichtet.
Die Themen Migration und Heimat ist auch im Fokus des Duetts Mbeuk Mi Wossi (Nein zur
Auswanderung) aus dem Senegal. Die Hip Hop Tänzer berichten von der Anstrengung und den
enttäuschten Hoffnungen des Auswanderns.
Urban Dances aus Afrika und Empowerment sind in den Stücken Matière(s) Première(s) der
Compagnie Par Terre / Anne Nguyen aus Paris und Filles-Pétroles von Nadia Beugré zentrale
Themen. Beide Produktionen berichten über die Lebendigkeit und Kreativität der afrikanischen
Urbanen Tanzkultur, aber auch über die Machtkämpfe in der Gesellschaft. Wo ist der Platz der
Frauen, wie können sie sich mehr Macht erkämpfen und wie kann die Jugend durch den Tanz
sichtbar werden?
Kampf und Tanz ist ganz anders in dem Stück Where The Boys Are, das Kampfsport und Tanz
verbindet, zu erleben. Aus dem Kampf entsteht dabei nach und nach Zweisamkeit und das
traditionelle Bild der Männlichkeit wird infrage gestellt.
In den Stücken Merkurius, Moving in Concert und The Pretty Things steht der menschliche Körper am
Limit: an der Grenze seines Könnens, seiner Vorstellungskraft und seiner Kontrolle über Technologie.
Merkurius ist ein utopisches und humorvolles Stück über Merkur und die Mythen, die um diesen
Planeten seit Jahrhunderten kursieren. Obwohl vollständig unbewohnbar, wollen trotzdem einige
Menschen dort siedeln. Moving in Concert erinnert mit seiner Gegenüberstellung nackter Körper und
kühler Technologie an der Fragilität des Menschen und an sein Bestreben, die technologische
Entwicklung zu kontrollieren. In The Pretty Things ist alles nicht mehr so schön, denn in dem Versuch
den Körper zum Äußersten zu bringen, bricht das Chaos aus und die Grenzen der körperlichen
Leistungsfähigkeit werden immer sichtbarer.
Überfordert ist Viktor Černický in PLI mit 22 Konferenzstühlen, die zum Symbol für die Neugier und
Schaffenskraft des Menschen aber auch der Zerbrechlichkeit des Geschaffenen werden.
Besonders unter die Haut gehen zwei Stücke des Programms: in Harmonia stehen auf der Bühne
zehn Tänzer:innen mit und ohne Behinderung, die das Publikum auf eine Entdeckungsreise ihrer
Persönlichkeiten und Fähigkeiten mitnehmen. Die klassischen Hierarchien in der Gesellschaft werden
infrage gestellt und machen Platz für ein neues Zusammenleben. Das Duett The Lost Pieces bringt
Thiago Granato und Sylvain Huc zusammen auf die Bühne für eine rituale Begegnung nah am
Publikum. Inmitten der Zuschauer:innen machen sie unterschiedliche Zustände des Körpers in der
Begegnung sichtbar.
Tanz ist im Programm nicht nur über Aufführungen, sondern auch durch Filme zu erleben. Kurzfilme
zeigen das Making of oder den dokumentarischen Kontext der Stücke.

Tanzen kann mach aber auch selbst bei den Konzerten des Festivals im fabrikgarten. Mit dabei sind
in diesem Jahr: Golden Diskó Ship, Can’t Spell Kwu, DJ Ipek, Komfortauschen, Ah! Kosmos und
Scheiba.
Der Vorverkauf startet am 03. April 2023.

 

Moving in Concert
Deutschlandpremiere
Mette Ingvartsen (Brüssel)
Hans Otto Theater: Preisgruppen B, C, D
Di 30. Mai 2023 | 19:30
Die Szene ist in Dunkelheit gehüllt und nur Neonröhren sind in der Dämmerung auszumachen. Der
Raum wird durch Lichtreflexionen definiert und schwebt im Kontrast zwischen der Wärme des Lebens
– der Haut, der Körper, der Natur – und der Kälte des Neons und den Schatten dieser neuen
abstrakten Welt. Moving in Concert stellt sich eine Welt vor, in der Menschen, Technologien und
natürliche Materialien nebeneinander existieren. Mit der ablaufenden Sanduhr und der zerrinnenden
Zeit lernen sie, sich gemeinsam zu bewegen, wie ein einziges Ensemble. Inspiriert von der Art und
Weise, wie Körper die sensorischen Effekte einer digitalisierten Welt erfahren, erforscht die
Performance eine Poesie der Plastizität, der Abstraktion und der Imagination. Das Publikum ist
eingeladen, an einer faszinierenden Landschaft teilzuhaben, die durch abstrakte Bewegungen,
Lichtskulpturen und intensive Farbempfindungen entsteht.
Konzept und Choreografie: Mette Ingvartsen
Tanz: Bruno Freire, Elias Girod, Gemma Higginbotham, Dolores Hulan, Jacob Ingram-Dodd, Norbert Pape, Manon Santkin,
Thomas Bîrzan, Armin Hokmi
Zweite Besetzung: Hanna Hedman, Anni Koskinen, Calixto Neto
Sounddesign: Peter Lenaerts
Licht: Minna Tiikkainen
Kostüm: Jennifer Defays
Internet: www.metteingvartsen.net
Dauer: 75 Minuten

The Pretty Things
Europapremiere
Catherine Gaudet (Montreal)
fabrik Potsdam: Preisgruppe C
Doppelticket mit Losing It: Preisgruppe B
Mi 31. Mai 2023 | 19:00
Do 01. Juni 2023 | 20:30
Fünf Individuen, deren Bewegungen sich wiederholen wie in einem symphonischen Kanon,
unerschütterlich. Ein Metronom ist zu hören und bald erfüllt der Rhythmus den Raum. Die
Protagonisten, die zu Maschinen geworden sind, bewegen sich mit einer neuen Hektik – die
Anstrengung steigt und macht nach und nach Platz für Erschöpfung. Während die Choreografie an
Kühnheit gewinnt, setzt eine Art Befreiungsdynamik ein, die aus dem zyklischen Gefängnis
auszubrechen versucht, ohne jemals vom Rhythmus abzuweichen. Hinter der harmlosen Erscheinung
dieser kollektiven Partitur mit ihren systematischen Verläufen liegt der Geruch von billigem Lack, der
irgendwann aufplatzen wird. The Pretty Things ist ein Stück voller Spannung, das die
Instrumentalisierung der Körper entblößt. Catherine Gaudet hört damit auf den widersprüchlichen
Pulsschlag unserer Zeit und offenbart den falschen Schein der Bühnenarbeit.
Anschließend am Mi 31. Mai: Publikumsgespräch
Choreografie: Catherine Gaudet
Tanz: Dany Desjardins, James Phillips , Scott McCabe, Lucie Vigneault, Lauren Semeschuk
Besetzung Uraufführung: Francis Ducharme, Caroline Gravel, Leïla Mailly, James Phillips, Scott McCabe
Musik: Antoine Berthiaume / Kostüm: Marilène Bastien / Licht: Hugo Dalphond
Fotos: Mathieu Doyon
Koproduktion: Festival TransAmériques, Agora de la danse, Centre Chorégraphique National de Caen, Réseau CanDance
(Toronto), Centre national des Arts (Ottawa), Harbourfront Center (Toronto), DLD-Daniel Léveillé Danse
Das Gastspiel wird unterstützt durch das Conseil des arts et des lettres du Québec CALQ und die Vertretung der Regierung
von Québec
Internet: www.catherinegaudet.com
Dauer: 55 Minuten

Losing it
Samaa Wakim & Samar Haddad King (Haifa)
T-Werk: Preisgruppe D
Doppelticket mit The Pretty Things: Preisgruppe B
Mi 31. Mai 2023 | 20:15
Do 01. Juni 2023 | 19:30
„Kannst Du die Bomben noch hören? Ich kann sie hören. “
In völligem Chaos versucht Samaa Wakim auf dem Drahtseil das Gleichgewicht zu halten. Ein
Countdown ertönt, als wolle er sie darauf vorbereiten, dass die Realität sie bald aus ihrem Traum
reißen wird. Sie nimmt das Publikum mit in ihre Erinnerungen an das Aufwachsen unter der
Besatzung, erkundet die verschiedenen Realitäten, in denen sie lebt, und die Fantasien, die sie sich
aus Angst und Hoffnung geschaffen hat, um zu überleben. Während sie aufwächst, wird der Boden
instabil, die Klänge beginnen sich zu verzerren und die Welt um sie herum verschwimmt. Die
palästinensische Choreografin stellt sich die Frage, wie sich diese Erfahrungen auf ihre Identität
auswirken. Im Zusammenspiel mit der von Samar Haddad King live gespielten und von ihrem Gesang
begleiteten Partitur treffen die Klänge der Angst und die Klänge der Sicherheit aufeinander, bis zu
dem Punkt, an dem Vergangenheit und Gegenwart die Zukunft vernebeln.
Anschließend an beiden Tagen: Publikumsgespräch
Choreografie und Performance: Samaa Wakim
Musik und Performance: Samar Haddad King
Licht: Cord Haldun
Technische Leitung: Moody Kablawi
Lied: Turathy (Album: Autostrad)
Gebet: Mounira Wakim
Fotos: Mohab Mohamed
Produktion: Yaa Samar! Dance Theatre, Khashabi Theatre und Theaterformen Festival
Internet: www.ysdt.org
Dauer: 40 Minuten

Merkurius
Deutschlandpremiere
Gunilla Heilborn (Stockholm)
T-Werk: Preisgruppe D
Doppelticket mit Matière(s) Première(s) am Sa 03. Juni: Preisgruppe B
Fr 02. Juni 2023 | 19:30
Sa 03. Juni 2023 | 19:30
“Ein Tag auf Merkur ist 176 Tage lang. Es ist ein unbewohnbarer Ort, aber aus irgendeinem Grund
erwägen einige Menschen, dorthin zu ziehen.”
Nachdem Gunilla Heilborn sich bei den Potsdamer Tanztagen 2022 mit dem Leben von Lew Tolstoi
auseinandergesetzt hat, widmet sie sich jetzt einem weiten und rätselhaften Planeten: dem Merkur.
Die Filmregisseurin und Choreografin bittet dabei ihre langjährige Performerin Kristiina Viiala in einem
Solo zwischen Theater, Tanz und Philosophie auf die Bühne. Als Ausgangspunkt steht der Mythos:
Von der Astrologie über die Figur des Götterboten bis hin zu den Orakeln – Merkur wird ein großer
Einfluss auf die Menschheit nachgesagt. Er ist ein Symbol für die Ängste und die Neugier der
Menschheit über die Zukunft, sowie über die vergeblichen Versuche, sie zu entschlüsseln. Gunilla
Heilborn zeigt dabei ein Stück, das hinter seinem trockenen nordischen Humor die Grundfragen der
Menschheit behandelt: die Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Mikround Makrokosmos, zwischen Raum und Zeit.
Anschließend am Fr 02. Juni: Publikumsgespräch
Konzept und Leitung: Gunilla Heilborn / Performance: Kristiina Viiala
Text und Choreografie: Gunilla Heilborn & Kristiina Viiala
Bühnenbild und Kostüm: Katarina Wiklund
Lichtdesign: Minna Tiikkainen
Musik und Ton: Foad Arbabi
Produktion: Johnson & Bergsmark / Fotos: Elin Berge
Internet: www.gunillaheilborn.se
Dauer: 45 Minuten

PLI
Viktor Černický (Prag)
Open Air vor der fabrik Potsdam: Eintritt frei
Fr 02. Juni 2023 | 10:00 Schulaufführung
Fr 02. Juni 2023 | 21:00
So 04. Juni 2023 | 16:00
Im Hintergrund der Bühne sind 22 Konferenzstühle aufgestellt. Der Performer ist bereits beschäftigt.
In einem streng begrenzten Raum baut er auf und ab, hält inne und beginnt von Neuem. Sein Ziel
bleibt unbekannt, es ist unmöglich, seine Gesten oder seine Absichten vorherzusehen. Das Publikum
wird dennoch von seiner kreativen Energie mitgerissen. An der Grenze zwischen Tanz, Zirkus und
Performance ist PLI eine von Italo Calvino und der Philosophie von Leibniz inspirierte körperliche
Reflexion, in der sich ein einzelner Performer in die Arbeit an einer schizophrenen Rekonstruktion des
Universums stürzt. Die Performance konfrontiert die fragilen Strukturen der Architektur des Raumes
und der Gedanken des Publikums, mit einer unendlichen menschlichen Neugierde.
Do 01. Juni: Aufführungen in Schulen
Licht: Zuzana Režná/ Martin Přihoda
Dramaturgie: Lukáš Karásek
Technische Realisierung: Drahomír Stulír
Fotos: Vojtěch Brtnický
Mit Unterstützung des Ministeriums für Kultur der Tschechischen Republik, der Stadt Brno und der Hauptstadt Prag
Vielen Dank an das T-Werk
Internet: www.zdruhestrany.com
Dauer: 40 Minuten

Matière(s) Première(s)
Deutschlandpremiere
Compagnie Par Terre / Anne Nguyen (Paris)
fabrik Potsdam: Preisgruppe C
Doppelticket mit Merkurius am Sa 03. Juni: Preisgruppe B
Sa 03. Juni 2023 | 21:00
So 04. Juni 2023 | 18:00
Urbane afrikanische Tänze finden bei der heutigen Jugend in aller Welt Anklang. Sie sind sinnlich,
rasend und verbinden uns mit der ursprünglichen Sprache des Körpers selbst. Von schier
ohnmächtiger Wut bis hin zu Gebeten für die Ahnen, von der Wiederherstellung zerbrochener
Identitäten bis hin zum intuitiven Bedürfnis zu tanzen, um sich zu befreien: Drei Frauen und drei
Männer kommen zusammen, um ihre Dämonen auszutreiben und das Leben zu beschwören.
Matière(s) première(s) ist eine initiatorische Reise in die Welt der urbanen afrikanischen Kulturen, wo
der subtile, explosive Tanz die zeitlose Schönheit und die zugrunde liegende Brutalität der Welt
offenbart. Der Tanz enthüllt dabei die postkolonialen Mechanismen kultureller und mentaler Dominanz
und hinterfragt die Machtkämpfe, die den Beziehungen zwischen Afrika und der westlichen Welt
zugrunde liegen.
Anschließend am So 04. Juni: Publikumsgespräch
Choreografie: Anne Nguyen / Assistenz: Pascal Luce
Künstlerische Beratung: Didier Boko
Tanz: Ted Barro Boumba alias «Barro Dancer», Dominique Elenga alias «Mademoiselle Do’», Mark-Wilfried Kouadio alias
«Willy Kazzama», Jeanne D’Arc Niando alias «Esther», Grâce Tala, Seïbany Salif Traore alias «Salifus»
Zweite Besetzung: Joseph Nama alias «Jo Kiero»
Lichtdesign: Marie Ducatez
Kostüm: Simon Huet
Technische Leitung: Flora Lastouillat
Fotos: Patrick Berger
Internet: www.compagnieparterre.com
Dauer: 60 Minuten

 

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