FernsehnMedien/Kultur

„Weltspiegel“ am Sonntag, 1. Oktober 2023, im Ersten

Geplante Themen:

Kolumbiens Kindersoldaten

„Guardia Wächtergruppe“, ruft Kevin. „Zusammen sind wir stark“, antworten ihm zwei Dutzend Kinder. Wir sind im Norden des Cauca – einer der konfliktreichsten Regionen Kolumbien. Kinder des indigenen Nasa-Volkes werden hier von Milizen für den bewaffneten Konflikt rekrutiert. 2016 schlossen Regierung und FARC-Guerilla zwar einen Friedensvertrag, doch die Gewalt im Cauca explodiert derzeit. Es kämpfen: FARC-Splittergruppen, Drogenbanden und Paramilitärs. Es geht um Schmuggelrouten und Koka-Plantagen. Die indigenen Gemeinden und ihre Kinder sind besonders verletzlich, weil sie in Armut leben und es für Jugendliche wenig Perspektiven gibt. Deshalb ködern die bewaffneten Banden die Kinder mit Geld und falschen Versprechungen. Aber die indigenen Nasa wehren sich zunehmend. Sie geben den Jugendlichen Rückhalt in einer eigenen Wächtergruppe: Zusammenhalt statt Waffen – das ist das Ziel. Doch der Koka-Anbau dreht die Gewaltspirale in der Region weiter. (Autorin: Marie-Kristin Boese, ARD Mexiko-Stadt)

Israel: Verfolgte Christen in Jerusalem

Für sie ist alles Nichtjüdische eine Schande und es soll weg, klagt der Jerusalemer Benediktinermönch Abt Nikodemus. Fast täglich wird er von radikalen Juden beleidigt und bespuckt. Es sind zumeist nationalistische jüdische Siedler, die nach einem rein jüdischen Jerusalem streben. Geduldet von der nationalistisch-religiösen Regierungskoalition Netanyahu, geraten die nur noch wenigen Christen Jerusalems immer stärker unter Druck: Friedhöfe würden zerstört und gleichzeitig versuche die israelische Regierung Zugriff auf christliche Besitztümer zu bekommen, kritisiert auch der Propst der evangelischen Kirche Deutschlands in Jerusalem. (Autor: Bernhard Niebrügge, ARD Tel Aviv)

Italien: Waldbrände – auf Spurensuche in Kalabrien

Die Ursache von Waldbränden ist fast immer der Mensch, und nicht der Blitzschlag oder eine reflektierende Glasscherbe. Aber wie entfachen Menschen Feuer und warum? Ein Großteil der Brände bleibt zwar unaufgeklärt, aber seit diesem Jahr versucht die Polizei mit Hilfe von Drohnen den Brandstiftern auf die Schliche zu kommen: mit Erfolg. Die Ermittlungen zeigen, dass oft Bauern ihre Felder oder Unkraut auf Böschungen anzünden, weil es früher so Tradition war. Die Polizei hat aber auch klar kriminelle Absichten ermitteln können: Brandstifter versuchen Bauland zu gewinnen. Zwar dürfen Brandgebiete zehn Jahre lang nicht bebaut werden, aber das wird oft nicht beachtet. Eine „Regie“ der Mafia im Hintergrund wird dabei vermutet, denn die ′Ndrangheta kontrolliert weite Landstriche Kalabriens. (Autor: Rüdiger Kronthaler, ARD Rom)

Argentinien: Angst vor der EU

Die Europäische Union will mit den MERCOSUR-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay das größte Freihandelsabkommen der Welt abschließen: ein Wirtschaftsraum mit 780 Millionen Menschen. Doch im Gran Chaco Argentiniens, dem zweitgrößten Waldgebiet Südamerikas, haben viele Bewohner große Sorgen: Schon jetzt ist die Abholzung für mehr Weideland für Rinder massiv. Wenn die Zölle sinken und die Exporte nach Europa steigen, so fürchten viele, werde die Abholzung sicher steigen. Und die Indigenen haben Angst immer weiter aus dem Gran Chaco verdrängt zu werden. (Autorin: Xenia Böttcher, ARD Rio de Janeiro)

Albanien: Autos oder Umweltschutz?

Albanien ist Autoland. Besonders hoch im Kurs bei den Albanern: Modelle deutscher Hersteller, viele mit einem Stern als Markenzeichen und oft schon ziemlich lang im Einsatz. Kilometerstände von 200.000 und mehr sind keine Seltenheit. Wegen der Umwelt, geltender Normen und TÜV-Vorgaben machen sich die Besitzer der alten Autos keine Sorgen. Für sie sind die Fahrzeuge wegen ihrer Langlebigkeit besonders nachhaltig. Der Bauer Bari Arizi wohnt auf dem Land und nutzt den alten Mercedes für die Feldarbeit. Trotz 350.000 Kilometern auf dem Tacho fährt der Wagen immer noch zuverlässig. Die Autodichte im Land ist hoch und Luftverschmutzung ein Riesen-Problem. (Autor: Nikolaus Neumaier, ARD Wien)

Frankreich: Total autark

Mouans-Sartoux ist ein 10.000-Einwohner-Ort in der Provence. Hier dreht sich alles um Nachhaltigkeit: Eine eigene Stromversorgung, nur regionale Produkte auf den Märkten und ausschließlich lokale Biogerichte in den Schulkantinen – dafür ist die kleine Stadt sogar ausgezeichnet worden, denn ansonsten ist die gesamte Region zu über 90 Prozent von Importen abhängig. Mouans-Sartoux zeigt mit seinem tatkräftigen Bürgermeister und den selbst- und klimabewussten Einwohnern, dass es auch anders geht. (Autorin: Sabine Rau, ARD Paris)

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