FernsehnMedien/Kultur

„Weltspiegel“ am Sonntag, 25. Juni 2023, im Ersten

Ukraine: Erst Klinik – dann Front

Das ukrainische Militär hat mit seiner Gegenoffensive im Süden und Osten des Landes begonnen. Der Rückhalt in der Bevölkerung ist groß und auch die Überzeugung vieler Soldaten, an der Front für die Freiheit ihrer Heimat zu kämpfen. Die eroberten Quadratkilometer werden bekannt gegeben, nicht aber die Zahl der verletzten, geschweige denn der getöteten Soldaten. Doch es gibt viele verletzte Soldaten. Wenn sie wieder „hergestellt“ sind, entscheidet eine Kommission, ob sie zurück an die Front können, zu einem anderen Kriegsdienst taugen, oder ob sie vom Dienst befreit sind. Eine riesige Bürokratie in der Ukraine noch in sowjetischen Stil, sagen Menschenrechtler. Monatelang werden die schwer verwundeten Männer wieder gesund gepflegt, um dann womöglich ihr Leben zu riskieren. Ein Thema, über das nicht viel gesprochen wird, schon gar nicht vor einer ausländischen Kamera. (Autorin: Isabel Schayani / ARD Kiew)

USA: Bürgerrechte im Wandel der Zeit

Wenn der „Weltspiegel“ in den vergangenen 60 Jahren aus den USA berichtet hat, ging’s immer wieder um ein Thema: Rassismus. Bürgerrechtsbewegung, Martin Luther King, George Floyd, Black Lives Matter. Bis heute bedeutet schwarz zu sein für die meisten weniger Einkommen, schlechtere Gesundheitsversorgung, schlechtere Bildung. Pascale Sablan hat sich vorgenommen, das zu ändern. „Als schwarze Frau wirst Du nie Architektin“ – dieser Satz ihres Professors treibt sie bis heute an. Und hat sie zu einer der erfolgreichsten Architektinnen im Land gemacht. Ihre Mission: In den kommenden fünf Jahren will sie Sexismus und alle Formen von Unterdrückung aus der Baubranche verbannen.
Auch Virginia Ali ist erfolgreich als Unternehmerin. Sie hat Ben’s Chili Bowl „erfunden“, ein mittlerweile legendärer Diner in Washington DC, der zu einem Schmelztiegel über Generationen hinweg geworden ist. Arm oder reich, schwarz oder weiß, hier sind alle willkommen. Ihre Familie begegnet Rassismus mit Toleranz und Offenheit. Virginias Sohn Kamal Ali ist überzeugt, die Schwarzen haben bereits viel erreicht. „Früher ging’s um Bürgerrechte. Jetzt kümmern wir uns um viel mehr: die Rechte von Schwulen, Menschenrechte, Tierschutz, unsere Umwelt.“ (Autorinnen: Gudrun Engel / Marion Schmickler)

Polen: Oder – droht erneut ein Fischsterben?

Umweltschützer schlagen Alarm, sie befürchten ein Fischsterben in der Oder in diesem Sommer, vergleichbar mit der Katastrophe des letzten Jahres. Doch die Aufmerksamkeit, die sie in diesen Tagen bekommen, hält sich eher in Grenzen. Im vergangenen Jahr trieben hunderte Tonnen toter Fisch auf der Wasser-Oberfläche. Das Gift der Goldalge, die eigentlich nur in Salzwasser vorkommt, hatte sie ersticken lassen und mit ihnen Millionen Kleinstlebewesen und Muscheln, eine Umweltkatastrophe. Durch hohe Temperaturen, niedrigen Wasserstand und zu hoher Salzkonzentration im Fluss stieß die Alge auf beste Bedingungen. (Autorin: Kirstin Joachim / ARD Warschau)

Frankreich: Die Seine soll sauber werden

Der Countdown läuft – in einem Jahr finden in Paris die Olympischen Sommerspiele statt. Ein Mega-Ereignis für die Grande Nation. Seit 100 Jahren ist beispielsweise das Baden in der Seine verboten. Doch mit Olympia soll sich das ändern. Ein ehrgeiziger Plan. Hier sollen u. a. Schwimmwettbewerbe stattfinden, so die Stadt. Die große Frage lautet: Ist der Fluss sauber genug, dürfen Athleten ins Wasser? Mitten in der Stadt entsteht jetzt in Windeseile eine moderne Wasserreinigungsanlage. Ein Wettlauf mit der Zeit. (Autorin: Sabine Rau / ARD Paris)

Faröer Inseln: Walfang und weiblicher Widerstand

Bei Treibjagden werden die Grindwale in Buchten getrieben und dann mit Messern getötet, in dieser Saison schon mehr als 500 Tiere. Die Einwohner:innen verteidigen sich gegen Kritik, die Fischerei sei eine jahrhundertealte Kultur. Viele jüngere Frauen äußern aber neuerdings Kritik. Und verweisen unter anderem auf die Gesundheitsgefahren beim Verzehr von Walfleisch. (Autor: Christian Blenker / ARD Stockholm)

Bhutan: Glücksland ade?

Das Land im Himalaya – hier ist das Glück der Menschen nationales Ziel. Dennoch möchten besonders junge Menschen auswandern, z. B. nach Australien. Die Perspektiven in Bhutan seien im Vergleich zu anderen Ländern nicht so vielversprechend, anderswo könnte man mehr Geld verdienen, erzählt die 24-jährige Dekey. In Bhutan gibt es seit der Corona-Pandemie in vielen Branchen noch weniger attraktive Jobs als zuvor. Der so wichtige Tourismus-Sektor ist nahezu vollständig eingebrochen. Der Regierung ist bewusst, dass gerade junge Menschen berufliche Perspektive benötigen und sie versucht gegenzusteuern. (Autor: Oliver Mayer / ARD Neu Delhi)

Chinas Senioren-Hipster – Internethype um die Ältesten

Vier Pekinger Großmütter verdienen Geld als Influencer:innen, sie haben Millionen Follower und Hundertausende verfolgen ihre Livestreams. Die älteste von ihnen ist 82 Jahre alt. Es ist ein neues Phänomen, das nicht nur die eher gehobene Senioren-Mittelschicht in den Städten betrifft. Auch auf dem Land engagieren sich Omas und Opas als Influencer:innen, da sie so der Einsamkeit und der Langeweile entgehen. (Autorin: Marie von Mallinckrodt / ARD Peking)

Weltspiegel-Podcast in dieser Woche:
60 Jahre Weltspiegel: Bürgerrechtsbewegung im Wandel
Moderation: Janina Werner

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