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ZDF-„frontal“: Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek spionierte offenbar für Russland

Der nach Russland geflohene Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek arbeitete wohl jahrelang für die russischen Geheimdienste. Das zeigen Recherchen von ZDF-„frontal“, dem SPIEGEL, dem österreichischen Standard und der russischen Investigativ-Plattform The Insider. Demnach lernte Marsalek über eine russische Geliebte 2014 Stanislaw Petlinski kennen, einen Mann mit besten Kontakten in den russischen Sicherheitsapparat. Petlinski sagte den Recherchen zufolge später in kleiner Runde, er habe Marsalek anschließend dem russischen Militärgeheimdienst GRU übergeben. Online auf ZDFheute.de ist diese Recherche bereits präsent, „frontal“ berichtet in der Ausgabe am Dienstag, 5. März 2024, 21.00 Uhr im ZDF.

Petlinski bestritt bei einem Treffen in Dubai auf Nachfrage, dass Marsalek russischer Agent sei. Vielmehr habe er Marsalek einflussreichen Russen bis hinauf in die Duma vorgestellt. Petlinski, der sich selbst „Sicherheitsberater” nennt, bestätigte, 2017 mit Marsalek und dem damaligen Geheimdienstchef der russischen Söldnergruppe Wagner nach Syrien gereist zu sein. Außerdem ist er in Marsaleks Geschäfte mit libyschen Söldnern involviert. Auch westliche Nachrichtendienste gehen davon aus, dass Petlinski seit Jahren für russische Geheimdienste arbeitet.

Laut österreichischen Ermittlungsakten ist Marsalek Teil einer „nachrichtendienstlichen Zelle, deren Kapazitäten und Fähigkeiten sich russische Nachrichtendienste bedient“ hätten. Auch britische Staatsanwälte werfen dem früheren Topmanager vor, noch 2023 einen Agentenring in London gesteuert zu haben, der dem Kreml missliebige Personen ausspioniert haben soll.

Nach seiner Flucht im Jahr 2020 haben russische Behörden Marsalek offenbar dabei geholfen, eine neue Identität anzunehmen. Marsalek nutzte den Pass eines russisch-orthodoxen Priesters. Eine Passkopie mit Foto von Marsalek liegt dem Rechercheteam vor. Mit diesem Dokument soll er sich im September 2020 auf der Krim als „Konstantin Bajasow“ ausgegeben haben.

Marsaleks Anwalt reagierte auf einen umfangreichen Fragenkatalog nicht. ZDF-„frontal“ hat gemeinsam mit SPIEGEL, Standard und The Insider über Monate zu Jan Marsalek recherchiert.

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