BlaulichtEuropol

21 wegen Arbeitsausbeutung verhaftet und 261 Opfer identifiziert

Während der EU-weiten Gemeinsamen Aktionstage nehmen die Behörden Lebensmittel- und Lieferdienste, Schönheitssalons sowie den Transport- und Bausektor ins Visier

Zwischen dem 10. und 17. Juni 2023 koordinierte Europol die EMPACT Joint Action Days (JADs), die sich gegen Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung richteten. Die JADs wurden von den Niederlanden geleitet und von Strafverfolgungs- und Arbeitsbehörden aus 31 Ländern mit Unterstützung von Eurojust, der Europäischen Arbeitsbehörde und Frontex durchgeführt.

Über 27.000 Beamte führten Kontrollen an insgesamt 11.360 Standorten in verschiedenen Branchen durch, darunter Gastronomie, Landwirtschaft und Schönheitsindustrie, wobei der Schwerpunkt insbesondere auf der Ausbeutung von Nicht-EU-Bürgern und Flüchtlingen lag. Im Laufe der Aktionswoche wurden 65.839 Personen und 22.958 Fahrzeuge kontrolliert. Als Ergebnis dieser Kontrollen wurden 57 Verdächtige identifiziert und 21 wegen Arbeitsausbeutung festgenommen, sodass insgesamt 261 Opfer identifiziert wurden. Die während der Operation gesammelten Daten führten zur Einleitung von 86 neuen Ermittlungen, um weitere potenzielle Verdächtige und Opfer im Zusammenhang mit Fällen von Menschenhandel in der EU und im Ausland zu identifizieren. Dieser vernetzte Ansatz, an dem sowohl Strafverfolgungs- als auch Arbeitsbehörden beteiligt waren, erleichterte den Austausch von Informationen und Wissen über Indikatoren für Menschenhandel. 

Lebensmittel- und Lieferdienste im Visier

Jede teilnehmende Behörde untersuchte die auffälligsten Formen der Arbeitsausbeutung in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich. Nationale und regionale Polizeibehörden, Grenzschutzbeamte, Arbeitsbehörden und Arbeitsaufsichtsbehörden arbeiteten Hand in Hand, um Opfer von Arbeitsausbeutung zu identifizieren, zu schützen und zu schützen. Inspektionen wurden überwiegend in arbeitsintensiven Sektoren durchgeführt, in denen geringqualifizierte Arbeitskräfte erforderlich sind. Arbeitnehmer in Branchen wie Transport, Logistik und Baugewerbe sind aufgrund von Faktoren wie der informellen, instabilen und unterbezahlten Natur ihrer Arbeit und dem Mangel an Möglichkeiten, Gerechtigkeit zu erlangen, wenn ihre Rechte verletzt werden, anfälliger für Ausbeutung. 

Die operativen Aktivitäten zielten auf eine Reihe von Sektoren ab, darunter Lebensmittel- und Fleischverarbeitung, Restaurants, Liefer- und Lebensmittellieferdienste, Schönheitssalons, Baugewerbe, Bergbau, Transport und Landwirtschaft. An wichtigen Grenzübergangsstellen in den Herkunfts-, Transit- und Zielländern fanden Kontrollen statt. Die Beamten zielten auch auf die Ausbeutung der Arbeitskraft von Haushälterinnen und Pflegekräften zu Hause ab. Insgesamt wurden während der Aktionswoche 70.661 Dokumente überprüft, da Menschenhändler häufig auf die Verwendung betrügerischer und falscher Dokumente angewiesen sind.

Gefährdete Gruppen, die gezielt ausgebeutet werden

Im Rahmen der gemeinsamen Maßnahmen nahmen Behörden aus Belgien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Schweden und dem Vereinigten Königreich eine bestimmte Restaurantkette ins Visier. Arbeits- und Sozialaufsichtsbehörden führten gemeinsam mit Zoll, Polizei, Lebensmittelsicherheit und Arbeitsschutzbehörden gleichzeitig Kontrollen in 15 Restaurants in ganz Europa durch. Einige Standorte wurden sofort geschlossen und vor Ort mehrere Bußgelder verhängt. 

Inspektionen der niederländischen Arbeitsinspektion in indischen Restaurants in Amsterdam, Den Haag und Almere führten zur Identifizierung von mindestens fünf nicht angemeldeten Arbeitnehmern ohne gültige Arbeitserlaubnis. Die Opfer litten unter schlechten Arbeitsbedingungen, waren unterbezahlt und mussten länger arbeiten als erlaubt. Die Behörden konzentrierten sich auch auf die Identifizierung krimineller Netzwerke, die den Ukraine-Krieg ausnutzen, da Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten fliehen, eine besonders gefährdete Gruppe darstellen. Die beteiligten Behörden arbeiteten eng zusammen, um mögliche Täter und Opfer zu identifizieren. 

Die Rolle von Europol

Europol unterstützte die Aktionswoche rund um die Uhr, indem Analysten die von den teilnehmenden Behörden gemeinsam genutzten Daten verarbeiteten. Europol koordinierte die Aktionstage und ermöglichte den Informationsaustausch zwischen den teilnehmenden Ländern. Europol leistete rund um die Uhr analytische und operative Unterstützung und erleichterte den Kommunikationsaustausch in Echtzeit zwischen den teilnehmenden Behörden und den entsandten Experten, um die Ermittler vor Ort zu unterstützen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Arbeitsbehörden und Strafverfolgungsbehörden trug wesentlich zum Erfolg der Aktion zur Bekämpfung des Menschenhandels bei.

Teilnehmende Mitgliedstaaten:

Österreich, Belgien, Bulgarien, Kroatien, Zypern, Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden

Teilnehmende Nicht-EU-Länder:

Albanien, Moldawien, Norwegen, Schweiz, Vereinigtes Königreich, Ukraine

Beteiligte Behörden:

Eurojust, Europäische Arbeitsbehörde, Frontex

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