BrandenburgLandkreis Teltow-Fläming

25. Archäologentag – eine Nachlese

  1. Archäologentag Teltow-Fläming mit mehr als 170 Gästen ein Publikumsmagnet

Enorme Resonanz fand der 25. Archäologentag Teltow-Fläming. Er fand am 28. Januar 2024 im Kreishaus in Luckenwalde statt. Bereits zu Beginn der Veranstaltung war der Saal voll besetzt. Trotz Bahnstreiks und Grüner Woche kamen etwa 170 Interessierte – passend zum Jubiläum der Veranstaltung ein Teilnehmerrekord!

Die Beigeordnete und Dezernentin Dietlind Biesterfeld begrüßte die Anwesenden, dankte den Referenten und hob das Engagement in der ehrenamtlichen Bodendenkmalpflege hervor. Derzeit üben circa 25 Personen dieses Ehrenamt aus. Sie betreuen in ihrer Freizeit archäologische Fundstellen und sammeln dort beispielsweise Feuersteingeräte oder Tonscherben ab. Diese Dinge gelangen dann zur Denkmalfachbehörde nach Wünsdorf und werden wissenschaftlich analysiert. Dietlind Biesterfeld dankte dem Team der Unteren Denkmalschutzbehörde für die Organisation und insbesondere auch dem Kreisarchäologen Dr. Stefan Pratsch als Initiator der Veranstaltung für sein hervorragendes Engagement.

In sieben Vorträgen wurden die spannendsten Forschungen und Ausgrabungen der Jahre 2022 und 2023 präsentiert. So hat das Team um Kai Sommerfeld bei Ausgrabungen in Mahlow einen mittelalterlichen Feldsteinkeller entdeckt. Aus der Verfüllung bargen die Archäologen einen verzierten Knochen, bei dem es sich um einen Spielstein oder einen Orakelknochen handeln dürfte.

Ulrich Wiegmann stellte Ausgrabungen im Gewerbegebiet Rangsdorf-Theresenhof vor. Dabei wurde eine Siedlung der Germanenzeit freigelegt, die aus der Zeit vom 2. bis 4. Jahrhundert nach Christus stammt. Am Rand eines damals vorhandenen flachen Sees errichteten die Menschen größere Langhäuser, die als Wohngebäude und Stallungen dienten. Daneben gab es kleinere Wohngebäude und Speicher zur Aufbewahrung von Lebensmitteln. Ein Highlight war der Fund eines Ortbandes aus Elfenbein. Dabei handelt es sich um den unteren Teil einer Schwertscheide, der die Spitze des Schwertes schützt. Hergestellt wurde das verzierte Ortband in den Provinzen des römischen Reiches, es gelangte als Mitbringsel in unsere Gegend – dort, wo sich heute Rangsdorf befindet

Dass unser Landkreis Potenzial für universitäre Forschungen bietet, zeigte der Vortrag von Dr. Thijs de Boer. Seit mehreren Jahren forscht er mit einem studentischen Team der Amsterdamer Universität zu mittelalterlichen und neuzeitlichen Holzkohlemeilern bei Horstwalde. Zur Verarbeitung von Raseneisenerz, das im Baruther Urstromtal gewonnen wurde, brauchte man große Mengen Holzkohle. Die Untersuchungen sind ein wesentlicher Baustein zur Entwicklung des Handwerks in unserer Region.

Dr. Kerstin Gessner berichtete über Ausgrabungen im Areal des Klosters Lehnin. Dort wurden zahlreiche Wasser- und Regenwasserleitungen neu verlegt, wobei etliche neue Baubefunde zutage kamen. Wenn die Ausgrabungen von Lehnin wissenschaftlich aufgearbeitet werden ist es spannend, diese Ergebnisse mit den Ausgrabungen im Zisterzienserkloster Zinna zu vergleichen, die dort vor 20 Jahren stattfanden.

Herr Dr. Frank Lochter informierte über naturwissenschaftliche Untersuchungen an der Kreisgrabenanlage von Bochow. Schon eintausend Jahre vor dem Bau des berühmten Steinkreises von Stonehenge errichteten bäuerliche Gemeinschaften hier in unserer Region ein komplexes Bauwerk, das aus zwei kreisförmigen Gräben und drei Palisadenringen bestand. Mehrere Öffnungen dienten dazu, die Winter- und Sommersonnenwende zu ermitteln. Neben astronomischen Zwecken dürfte die Kreisgrabenanlage auch als Versammlungsstätte genutzt worden sein. Der Landkreis und die Gemeinde Niedergörsdorf wirken darauf hin, dieses einzigartige Bodendenkmal zu schützen und touristisch zu erschließen.

Zu allen Vorträgen gab es Nachfragen und Anregungen aus dem Publikum. Das ist – ebenso wie die große Teilnehmerzahl – ein Indiz für das große Interesse an den Grabungsfunden und ihren Bezug zur Regionalgeschichte.

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