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Aiwanger: „Wir sind Vorzeigeland für die Erzeugung Erneuerbarer Energien. Aber der Bund muss Rahmenbedingungen verbessern“

Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger hat in der heutigen Kabinettssitzung über die Stärkung der Erneuerbaren Energien im Freistaat berichtet. Aiwanger: „Bayern ist bei Photovoltaik, Bioenergie, Wasserkraft und Tiefengeothermie bundesweit führend. Wir sind das Vorzeigeland für die Erzeugung regenerativer Energien in Deutschland. Und auch bei der Windkraft haben wir eine Aufholjagd gestartet. Beim Programm Windkümmerer 2.0 gibt es inzwischen 233 Anmeldungen von Kommunen, Landkreisen und interkommunalen Zusammenschlüssen. Insgesamt gibt es in Bayern Planungen und Initiativen für mehr als 500 neue Windräder.“

 

Der Staatsminister forderte die Bundesregierung auf, die Rahmenbedingungen weiter zu optimieren und Hürden abzubauen. Aiwanger: „Wir brauchen bei der Windkraft Verbesserungen zum Beispiel bei den Beschränkungen wegen militärischer Luftfahrt. Bei Windenergie und Photovoltaik ist eine verpflichtende Beteiligung der Kommunen nötig. Je mehr die Bürger von regenerativen Energien profitieren, desto stärker entwickelt sich die Ausbaudynamik. Zudem fordere ich ein bundesweites PV-Speicherprogramm nach dem Vorbild des erfolgreichen bayerischen Förderprogramms.“

 

Wichtig wäre auch die Änderung des aktuellen Vergütungssystems (Energy-only-Markt), damit Pumpspeicherkraftwerke künftig wirtschaftlich zu betreiben sind. Aiwanger: „Wir haben in Bayern ein großes Potenzial für Pumpspeicherwerke. Das Kraftwerk in Happurg mit rund 850 MWh ist aber seit mehr als zehn Jahren wegen Schäden am Oberbecken außer Betrieb. In Riedl bei Passau läuft das Genehmigungsverfahren für das Pumpspeicher-Projekt seit 2012. Auch dieses Kraftwerk ist mit 300 MW von großer Bedeutung für Bayern. Deshalb habe ich im April eine Projektgruppe ins Leben gerufen. In beide Projekte bekämen wir mit attraktiveren Vergütungsregelungen zusätzliche Dynamik.“ 

 

Der aktuelle Stand der Erneuerbaren Energien in Bayern:

  • Stand Photovoltaik (PV):

Ende 2022 gab es in Bayern rund 750.000 PV-Anlagen mit rund 18,6 Gigawatt (GW)  installierter Leistung. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von 13 Prozent. Damit ist Bayern deutschlandweit führend hinsichtlich der installierten Solarleistung. Aktuelle Vergleichszahlen aus dem Mai 2023: Erster Platz Bayern (rund 20 GW) vor Baden-Württemberg (rund 9 GW). Der jährliche PV-Anlagenzubau in Bayern ist 2022 um rund 38 Prozent gegenüber 2021 gestiegen.

 

PV-Ausblick: Auf Drängen Bayerns ist es gelungen, die Höchstwerte in den Erneuerbare Energien Gesetz-Ausschreibungen für Freiflächen und Dächer sowie in den Innovationsausschreibungen um 25 Prozent anzuheben. Durch eine Änderung der Bayerischen Bauordnung in der Novelle des Bayerischen Klimaschutzgesetzes wurde eine Solardachpflicht für Nichtwohngebäude sowie bei vollständiger Erneuerung der Dachhaut erlassen, bei Wohngebäuden soll eine Solaranlage die Regel werden. Die Bayerische Verteilnetzinitiative leistet einen wichtigen Beitrag, die Vielzahl neuer dezentraler Erzeugungsanlagen an die Netze zu bringen.

  • Stand Windenergie:

In Bayern sind 1.150 große Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 2,6 GW am Netz. Seit 2022 gingen 19 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 62,3 Megawatt (MW) in Betrieb. Derzeit sind insgesamt 47 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von über 200 MW beantragt und noch nicht genehmigt. Zudem sind im Marktstammdatenregister für Bayern 26 genehmigte Anlagen gelistet, die derzeit noch nicht in Betrieb gegangen sind.

 

Windenergie-Ausblick: Die hohe Dynamik von 233 Anmeldungen beim Programm Windkümmerer 2.0 zeigt die sehr breite, positive Stimmung für den Ausbau der Windenergie in Bayern. Auch mit den geplanten großen Windparks wie im Altöttinger und  Burghauser Forst (bis zu 40 Windräder) oder am Rennsteig (15 Windräder) wird Bayern bei der Windenergie aufholen.

  • Stand Bioenergie:

Bei der Stromerzeugung aus Bioenergie ist Bayern mit 1,95 GW installierter Leistung führend (Platz 2 Niedersachsen mit 1,89 GW, Platz 3 Nordrhein-Westfalen mit 0,96 GW). 2021 betrug die Stromerzeugung aus Biomasse 9,2 Terawattstunden (11,5 Prozent der Stromerzeugung in Bayern). Bei den Ausschreibungen im April 2023 wurden die Höchstwerte um 10 Prozent angehoben. Dadurch erhielt Bayern in der letzten Ausschreibung mit 107 Geboten und 108 MW die meisten Zuschläge.

 

Bioenergie-Ausblick: Bayern setzt mit dem neuen Förderprogramm BioWärme ein deutliches Zeichen für Bioenergie: Für Biomasseheizwerke sowie Nahwärmenetze werden allein in diesem Jahr 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

  • Stand Wasserkraft:

Die Wasserkraft in Bayern lieferte in 2021 rund 11 TWh (langjähriger Mittelwert 12,5 TWh). Das entspricht rund 60 Prozent der deutschlandweiten Stromerzeugung aus Wasserkraft.

 

Wasserkraft-Ausblick: Für Bayern wird ein Potenzial von rund 1 TWh/Jahr gesehen, insbesondere durch Modernisierung und Nachrüstung großer Wasserkraftanlagen.

 

  • Stand Tiefengeothermie:

Bayern ist bei der Tiefengeothermie mit rund 85 Prozent der installierten Wärmeleistung bundesweit mit Abstand führend. Seit Inkrafttreten der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze im September 2022 ist eine massive Zunahme von Anträgen und Anfragen zu bergrechtlichen Erlaubnissen als Grundlage späterer Tiefengeothermie-Projekte festzustellen.

 

Tiefengeothermie-Ausblick:  Im Hinblick auf den zu erwartenden Antragsschub werden die Genehmigungsbehörden beim geologischen Dienst im Landesamt für Umwelt sowie bei den Bergämtern gestärkt. Es wurden für Projekte der angewandten Energieforschung 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um insbesondere die petrothermale und mitteltiefe Geothermie sowie die Nutzung der Tiefengeothermie zur Generierung von Prozesswärme voranzubringen.

  • Stand Wasserstoff:

Ergänzend zum Ausbau der Erneuerbaren Energien forciert die Bayerische Staatsregierung den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft als ergänzende Säule der Energiewende. Grüner Wasserstoff birgt durch seine vielfältigen und flexiblen Anwendungsbereiche ergänzend zur direkten Stromnutzung das Potenzial, insbesondere schwer und nicht direkt elektrifizierbare Bereiche in den Sektoren Industrie und Verkehr zukünftig vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen.

 

Das StMWi fördert bayerische Akteure zum einen über das Bayerische Förderprogramm zum Aufbau einer Wasserstoff-Tankstelleninfrastruktur für Nutzfahrzeuge auf der Anwendungsseite und künftig ergänzend zudem auf der Produktionsseite durch das derzeit in Erarbeitung befindliche „Bayerische Förderprogramm zum Aufbau einer Elektrolyseur-Infrastruktur“ (BayFELI) mit einem Volumen von 150 Millionen Euro.

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