Potsdam

Der andere Blick: Chile 1973, 14.-15. September 2023

Der andere Blick: Chile 1973
14.-15. September 2023
Filmmuseum Potsdam

Im September jährt sich der Sturz Salvador Allendes als Präsident von Chile zum 50. Mal. Als Führer der Unidad Popular, eines Bündnisses sozialistischer, kommunistischer und links-liberaler Parteien, hatte Allende sich seit seiner Wahl zum Staatsoberhaupt im November 1970 bemüht, ein sozialistisches Wirtschafts- und Sozialsystem in Chile zu etablieren. Sein Sturz und Tod durch einen Militärputsch unter General Augusto Pinochet am 11. September 1973 stellt ein Ereignis mit tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen dar. Tausende Chilen*innen verließen ihre Heimat und flohen in andere Länder. Die DDR nahm auf Weisung Erich Honeckers viele Asylsuchende unter dem Motto »Solidarität mit Chile« auf, legte aber zugleich fest, dass nur Anhänger*innen der Unidad Popular Zuflucht gewährt wurde. Mitte der 1970er-Jahre lebten und arbeiteten bis zu 2.000 Chilen*innen in der DDR. Einige von ihnen auch beim Film.

In Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg.
Mit freundlicher Unterstützung durch die DEFA-Stiftung.

Eintritt je Veranstaltung: 5,- Euro
Kartenreservierung: 0331-27181-12ticket@filmmuseum-potsdam.de


14. September, 19:00 Uhr
Der Übergang
R: Orlando Lübbert, D: Adelaida Arias, Oscar Castro, Hugo Medina, DDR 1978, 78‘
Das Spielfilmdebüt des chilenischen Exilanten Orlando Lübbert ist dessen einzige Regiearbeit im DEFA-Studio. Der Film begleitet die Flucht dreier chilenischer Oppositioneller – eines Arbeiters, eines Beamten und eines Studenten – über die Anden nach Argentinien nach der Machtübernahme durch die Militärjunta. Als Mischung aus Kammerspiel und Western gelingt ein reflexiver Blick auf politisches Bewusstsein und Handeln. Lübbert kehrte 1995 nach Chile zurück; sein Spielfilm »Taxi para tres« (2001) wurde ein internationaler Erfolg.
Einführung: Mirko Wiermann (DEFA-Stiftung)

Vorfilme:
Der Augenzeuge 40/1973 
(Dok., 10′)
Hitlerpinochet 
(R: Juan Forch, Jörg Herrmann, DDR 1975, Animation, 2‘)
Die Revolution kann keiner aufhalten 
(R: Juan Forch, DDR 1976, Animation, 6‘)

15. September, 18:00 Uhr
Isabel auf der Treppe
R: Hannelore Unterberg, D: Irina Gallardo, Mario Krüger, Jenny Gröllmann, DDR 1984, 71‘
Im Gewand eines Kinderfilms thematisiert Regisseurin Hannelore Unterberg das Leben chilenischer Flüchtlinge. Die 12-jährige Isabel lebt mit ihrer Mutter Rosita seit Jahren in Ostberlin. Sehnsüchtig wartet sie auf den verschollenen Vater.
Unterbergs Film spürt feinfühlig Konflikten bei der Integration nach, die aus Missverständnissen und Ignoranz resultieren, und hinterfragt das Wesen einer postulierten »Solidarität mit Chile«, die unvermittelt in Ablehnung des »Fremden« oder gar in offene Ausländerfeindlichkeit umschlagen konnte.
In Anwesenheit der Regisseurin Hannelore Unterberg

Vorfilm: Copihuito (R: Günter Jordan, DDR 1977, Dok., 15′)

Isabel auf der Treppe
 ist aktuell auch im Kino2online als VoD verfügbar. 
Zum virtuellen Kinosaal

15. September, 20:30 Uhr
Blonder Tango
R: Lothar Warneke, D: Alejandro Quintana Contreras, Gerhard Meyer, Karin Düwel, DDR 1986, 120‘
Lothar Warneke inszeniert mit Blonder Tango die letzte Produktion der DEFA, die sich dem Sujet Chile widmet. Rogelio arbeitet seit Jahren an einem Theater in der DDR. In Briefen berichtet er seiner in Chile verbliebenen Mutter von einer Beziehung mit der Sängerin Cornelia, von der Rogelio jedoch nur träumt. Schließlich erfährt er, dass seine Mutter bereits verstorben ist, man ihm deren Tod aber verheimlicht hatte. Basierend auf dem gleichnamigen, 1983 veröffentlichten Roman des in der DDR lebenden chilenischen Autors Omar Saavedra Santis schildert der Film Fremdsein und -bleiben in der Emigration und versucht zugleich einen Außenblick auf den ostdeutschen Alltag.

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