Brandenburg

Fördermittel für Alleenkompetenzzentrum – Aufbau kann starten

Infrastrukturminister Guido Beermann hat im Beisein des Abteilungsleiters „Naturschutz“ des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, Frank Reichel, einen Förderbescheid für den Aufbau des Kompetenzzentrum für Straßenbäume und Alleen“ (kostba) an die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik (LVGA) am Standort Müncheberg übergeben. Er informierte sich während seines Besuches über die Arbeit der Obstbauversuchsanstalt mit dem Lehr- und Sichtungsgarten der Brandenburgischen Alleen.

Verkehrsminister Guido Beermann: „Brandenburg ist das alleenreichste Bundesland –Alleen prägen unsere Landschaft. Sie sind ein Markenzeichen für unser Land und sollen für künftige Generationen erhalten werden. Dabei müssen wir sowohl Aspekte der Verkehrssicherheit als auch den Schutz dieses Kulturgutes und seine weitere Entwicklung berücksichtigen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels spielt bei der Gestaltung von Alleen auch der Einsatz geeigneter Baumarten eine große Rolle. Mit der Gründung des deutschlandweit ersten Alleenkompetenzzentrums und dem Lehr- und Sichtungsgarten für Alleen- und Straßenbäume wollen wir den Alleenerhalt voranbringen. Die neue Alleenkonzeption, die noch in diesem Jahr ins Kabinett eingebracht werden soll, ist eine wichtige Grundlage für die weitere Arbeit. Ich freue mich, dass auf Initiative des Fördervereins für Baukultur Brandenburg e.V. und in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium sowie weiteren Akteuren nun ein wichtiger Baustein zum Alleenschutz starten kann.“

Frank Reichel, Abteilungsleiter Naturschutz im Umweltministerium: „Der Aufbau des Alleenkompetenzzentrums ist ein ganz wichtiger Baustein, um unsere Alleen in Brandenburg zu erhalten. Es ist besonders erfreulich, dass es mit der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik gelungen ist, eine renommierte Institution für diese Aufgabe zu gewinnen. Die Lehr- und Versuchsanstalt ist seit Jahren eine verlässliche Partnerin des Umweltressorts und engagiert sich in der Gärtnerausbildung ebenso wie in der Weiterentwicklung im Obstanbau. Die Einrichtung verfügt über die wissenschaftliche Expertise in der Forschung an Gehölzen auch mit Blick auf die Klimaveränderungen. Diese Expertise kann in das Kompetenzzentrum, das sich dem Thema ‚Zukunft der Alleen‘ widmet, einfließen.“

Kompetenzzentrum für Straßenbäume und Alleen (kostba)

Alleen sind wertvolle Natur- und Kulturgüter, sie sind wichtig für den Tourismus und dienen überdies dem Klimaschutz, da sie CO2 speichern. In Brandenburg gibt es derzeit rund 1.740 Kilometer Alleen an Bundes- und Landesstraßen außerhalb von Ortschaften. Ausgangspunkt waren im Jahr 2006 rund 2.340 Kilometer Alleen. Obwohl seitdem über 200 Kilometer Alleen neu angelegt wurden, sind rund 600 Kilometer Alleen verloren gegangen. Über 90 Prozent der Alleebäume mussten aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden. Über 70 Prozent der Alleebäume ist über 80 Jahre alt und hat damit das Ende seines Lebenszyklus erreicht. Der Klimawandel mit seinen Wetterextremen wirft viele Fragen auf, beispielsweise zu effizienter kontinuierlicher Baumpflege sowie den Baumarten der Zukunft.

Auf Initiative des Fördervereins für Baukultur Brandenburg e.V. wird das Kompetenzzentrum für Straßenbäume und Alleen gegründet. Das Zentrum übernimmt praxisbezogene Vorlauf-, Dienstleistungs- und Spezialaufgaben und garantiert sowohl die wissenschaftliche Beratung als auch den notwendigen Wissenstransfer in die Praxis. Es wird sich auf Straßen aller Kategorien inner- wie außerorts in Brandenburg und Berlin beziehen. Träger und Standort für das Kompetenzzentrum wird die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik (LVGA) werden. Das Kompetenzzentrum soll zukünftig wie die LVGA von den beiden Ländern Brandenburg und Berlin getragen werden und ist deutschlandweit das erste dieser Art.

Das Kompetenzzentrum soll bis Ende 2024 aufgebaut werden. Mit der Förderung kann nun die Stellenbesetzung starten. Es stehen jeweils 250.000 Euro in den Jahren 2023 und 2024 zur Verfügung. Das Kompetenzzentrum soll als aktives Netzwerk sowie beratende Institution für alle am Schutz der Alleen Beteiligten agieren. Wissenschaftliche Forschung und Erkenntnisse sollen in die Praxis umgesetzt werden. Im Rahmen des Projektes „Brandenburgische Alleen im Klimawandel – Schaffung eines Lehr- und Sichtungsgartens“ konnten bereits über 30 verschiedene Baumarten in unterschiedlichen Weisen (je vier Varianten) gepflanzt und werden. Sie werden nun einem mehrjährigen Monitoring unterzogen.

Hintergrundinformation zur Neuausrichtung der Alleenkonzeption

Um die Alleen in Brandenburg zu erhalten, hat die Landesregierung bereits 2007 eine Konzeption „Zur Entwicklung von Alleen an Bundes- und Landesstraßen in Brandenburg“ beschlossen und diese 2014 nach der Evaluierung bestätigt. Kernpunkt der Konzeption war der Paradigmenwechsel „Weg vom Einzelbaum – hin zum Alleenabschnitt“.

Das Kernproblem beim Erhalt der Alleen ist die fehlende Flächenverfügbarkeit. Aber auch durch Abstufung von Bundes- und Landesstraßen gehen Alleen verloren. Aus Gründen der Verkehrssicherheit müssen Bäume in einem Abstand von 4,50 Meter vom Fahrbahnrand gepflanzt werden, zusätzlich wird ein Pufferstreifen von zwei Meter zur freien Landschaft hin benötigt. Für eine Alleepflanzung, die ein Kilometer lang ist, werden somit über ein Hektar Fläche benötigt. Wenn jedoch nur ein Flächeneigentümer seine Zustimmung verweigert, kann die gesamte Allee nicht gepflanzt werden.

Um effektive Wege zu finden, den Alleenbestand zu erhalten, hat das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung im Jahr 2021 einen umfangreichen Prozess zur Neuausrichtung der Alleenkonzeption 2017 gestartet. In diesem Jahr wird auf der Grundlage eines Entwicklungsgutachtens und weiterer Erkenntnisse aus dem Beteiligungsverfahren und verschiedenen Workshops die neu erstellte „Alleenkonzeption 2030“ in das Kabinett eingebracht. Einige zentrale Punkte sind:

  • Gemeinsam mit dem Umweltministerium wird erstmals eine einheitliche Alleendefinition für das Land Brandenburg erarbeitet. Die Alleenlänge wird künftig einheitlich auf eine Mindestlänge von 100 Meter festgelegt.
  • Es werden nicht nur die Bundes- und Landesstraßen außerorts betrachtet, sondern auch Pflanzungen im nachgeordneten Netz.
  • Es wird ein deutlicher Fokus auf die aktive Alleenentwicklung in den Ortsdurchfahrten an Bundes- und Landesstraßen gelegt, um die Orte gerade in den Zeiten des Klimawandels lebenswert zu gestalten. Bäume gehören zu den wichtigsten Gestaltungselementen von Straßen und Plätzen.
  • Die deutsche Alleenstraße, die ebenfalls durch Brandenburg verläuft, soll gezielt mit neuen Alleen und Baumreihen versehen werden.
  • Der Landesbetrieb Straßenwesen baut ein digitales Baumkataster auf. Künftig wird jeder einzelne der 420.000 Straßen- und Alleebäume mit einem individuellen Steckbrief und exakter GPS-Verortung digital verfügbar sein.

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