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Gerhard Kurt Müller „LA GRANDE GUERRE“ im KUNST-GESCHOSS – prägende Persönlichkeit der „Leipziger Schule“

Mit folgenden einordnenden Worten richtet sich Der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Staatsminister Carsten Schneider an die Ausstellungsbesucher:

„Die künstlerische Auseinandersetzung mit den elementaren Erfahrungen des Krieges kann die gesellschaftliche Debatte über Krieg wachhalten. Gerade Deutschland, in dem wir seit dem Zweiten Weltkrieg in einer, historisch gesehen, sehr langen Phase des Friedens, der Sicherheit und Wohlstands leben konnten, müssen wir uns die Schrecken des Krieges immer wieder vor Augen führen. Die Situation in der Ukraine nach dem Überfall durch Putins Regime zeigt uns, wie fragil sicher geglaubte Errungenschaften der Zivilisation sein können. Nach dieser Zeitenwende hat die deutsche Öffentlichkeit begonnen, über diesen Krieg und die Rolle Deutschlands bei der Beendigung, durch Waffenlieferungen, Sanktionen, aber auch diplomatische Mittel zu diskutieren. Vorherige Gewissheiten und Standpunkte werden dabei hinterfragt, neue politische Positionen gesucht und gefunden. Es würde mich freuen, wenn diese Ausstellung dazu beiträgt, diese Debatte in Werder und dem Umland mit weiteren Impulsen zu versehen.“
Carsten Schneider – Staatsminister – Der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland

Hier meine einführenden Worte in die Ausstellung: 

„Das künstlerische Werk von Gerhard Kurt Müller (GKM) in knappe Worte zu fassen scheint unmöglich. Malerei, Grafik und Skulptur sind für ihn gleichwertige Ausdrucksformen. Seine spätere plastisch und reliefartig wirkende Malerei und die Reduktion der Figur mit expressiver Steigerung ihrer Bewegungen, der Hang zur Monumentalität und eine handwerklich perfekte Malhaut wurden später sein Markenzeichen.
Der Einsatz als Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg und die Kampfhandlungen bei der Landung der Alliierten in der Normandie waren prägende Lebenserfahrungen. In französischer Kriegsgefangenschaft hatte er erste Kontakte mit dem Antikriegsroman „Le Feu“ von Henri Barbusse.  In Barbusse, der im Ersten Weltkrieg als französischer Soldat in die großen Schlachten in Flandern, an der Somme und Verdun verwickelt war, sah GKM einen geschichtlichen Leidensgenossen. Beide entkamen den unmenschlichen Wirren der Kampfhandlungen und nutzten ihre künstlerischen Ausdrucksformen zur Verarbeitung des Erlebten. Sie waren kunstgeschichtlich nicht allein. An dieser Stelle sei auf das grafische Werk von Otto Dix zum Ersten Weltkrieg verwiesen, der so ebenfalls sein Weltkriegstrauma verarbeitet hat. 
Bereits in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts schuf GKM größere Holzschnitte zum Roman von Barbusse. Zeitgleich befasste sich GKM mit reduzierten und äußerst ausdrucksstarken plastischen Werken zum Thema. Die prägende Erfahrung des Krieges ließ den Künstler GKM nicht mehr los. In den Jahren 2002 und 2003 holte den nunmehr 77-Jährigen die Vergangenheit nochmals ein. Mit Feder, Stift, Ölpastell und Aquarell entstand ein zeichnerisches Werk von insgesamt 80 Zeichnungen, die das Thema für ihn am eindrücklichsten darstellen ließen. GKM fasste seine zeichnerischen Blätter zum Zyklus „LA GRANDE GUERRE“ zusammen, jener Bezeichnung der Franzosen für den Ersten Weltkrieg.
Als vor zweieinhalb Jahren die Vorbereitungen für diese Ausstellung durch den Kurator in Gang gesetzt wurden, standen die Vermittlung der künstlerischen Inhalte dieses Zeichnungswerkes und thematische Plastiken von Gerhard Kurt Müller im Mittelpunkt. Der 24. Februar 2022 transferierte das Ausstellungskonzept in die brutale Wirklichkeit – Aggressionskrieg in Europa. Die Zahl der Mitmenschen, die den Zweiten Weltkrieges mit all seinen Folgen aus eigener Erfahrung erlebten und uns heute hautnah davon berichten könnten, wird von Tag zu Tag weniger.
Mit dieser Ausstellung mahnt uns der Zeitzeuge Gerhard Kurt Müller mit seinem zeichnerischen und thematisch plastischen Werk über die Unmenschlichkeit zweier Weltkriege.
An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich der Witwe von Gerhard Kurt Müller, Frau Ilse Stein und der Gerhard-Kurt-Müller-Stiftung Leipzig für die offene Zusammenarbeit meinen herzlichen Dank aussprechen.“
Frank W. Weber – Kurator der Stadtgalerie KUNST-GESCHOSS

Ausstellung
vom Donnerstag, 20. Juli bis Sonntag, 27. August 2023,
immer Donnerstag, Samstag und Sonntag von 13-18 Uhr, Eintritt frei!
Stadtgalerie KUNST-GESCHOSS
Uferstraße 10 – 14542 Werder (Havel) Inselstadt
http://kunst-geschoss.tumblr.com

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