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Julius Hirsch Preis 2023 an Vereine aus Chemnitz und Frankfurt sowie Makkabi Deutschland

Die beiden Chemnitzer Vereine ASA-FF und Athletic Sonnenberg, der Frankfurter Traditionsverein SG Bornheim 1945 e.V. Grün-Weiss und der jüdische Sportverband Makkabi Deutschland sind die diesjährigen Träger des Julius Hirsch Preises. Unter Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf entschied die achtköpfige Jury über die Vergabe der Auszeichnungen. ASA-FF und Athletic Sonnenberg belegen den geteilten ersten Platz.

„Mit der Stiftung des Julius Hirsch Preises erinnert der DFB seit 2005 an den in Auschwitz ermordeten deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch, gemeinsam mit der Familie Hirsch setzen wir das Zeichen: ‚Nie wieder!'“, sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf. „Fast 1500 Bewerbungen sind seit 2005 eingegangen, und alle Vereine, Verbände und Projektträger haben unsere Zivilgesellschaft gestärkt. Auch in diesem Jahr kommen vier von zehn Bewerbungen aus Fußballvereinen, in denen ohne lange Vorlaufzeiten und Abstimmungsketten sehr wirksam gehandelt wird. Mein Dank gilt gerade ihnen für ihr herausragendes Engagement.“

Den ersten Preis teilen sich ASA-FF e.V. mit dem Projekt „#HEIMSPIEL Chemnitz“ und der Chemnitzer Stadtteilverein Athletic Sonnenberg. Die Mitglieder des 1979 gegründeten gemeinnützigen Vereins ASA-FF e.V. haben sich die Förderung entwicklungspolitischer Bildung auf die Fahne geschrieben. Mit seinem von der Jury prämierten Projekt „#HEIMSPIEL“ setzte der Verein zusammen mit den CFC-Fans gegen Rassismus durch mehrere betont weltoffene Fußballturniere sowie ein umfangreiches Kulturprogramm 2023 auf den Plätzen von Chemnitz ein sichtbares und wirkungsvolles Narrativ gegen Rechtsradikalismus sowie für die Vielfalt und Offenheit in Europas Kulturhauptstadt 2025. „Um sich bei einem Projekt wie #Heimspiel in Chemnitz zu engagieren, braucht es durchaus auch Mut“, sagt Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Jüdischen Kultusgemeinde Münchens, die seit vielen Jahren Mitglied der Jury ist. „Mit der Kraft des Fußballs Diskriminierung zu bekämpfen und dabei zugleich Diskriminierung im Chemnitzer Fußball selbst anzugehen, ist aber genau der richtige Weg.“

Athletic Sonnenberg e.V., ein maßgeblich am Projekt „#HEIMSPIEL“ beteiligter Fußballverein, erhält ebenfalls die silberne Schale, die jährlich an den Erstplatzierten des Julius Hirsch Preises verliehen wird. In der Bewerbung des erst 2020 gegründeten Klubs heißt es: „Unser aller Herz schlägt für unseren Stadtteil, wir kennen die Vorzüge wie auch die Herausforderungen des Sonnenbergs und wollen Veränderungsprozesse nur gemeinsam mit den hier lebenden Menschen gestalten.“ Bei Athletic Sonnenberg wird Diversität betont und gestaltet und von den Mitgliedern ein Verständnis für Antidiskriminierung erwartet. Kurz: „Ein Verein, der für Werte steht, die eigentlich normal sein sollten.“

Der zweite Platz geht an den Frankfurter Traditionsklub SG Bornheim 1945 e.V. Grün-Weiss, in dem sich vieles um die Familie dreht. Vor rund zwei Jahrzehnten entwickelte der Verein die Vision, „ein Haus zu bauen, in dem sich Kinder und Jugendliche wohlfühlen, wo Erwachsene sich miteinander austauschen.“ 2007 eröffnete die SG das erste Kinder- und Familienzentrum auf einem Sportplatz in Deutschland. In den vergangenen Jahren entwickelten die Macher*innen der SG Bornheim Grün-Weiss zahlreiche Einzelprojekte für eine „Flüchtlingshilfe mit den Mitteln des Fußballs“, mit denen nach Frankfurt kommenden Familien, insbesondere Kindern und Jugendlichen, aus den Krisen- und Konfliktregionen Europas und Afrikas ein Stück Heimat im Fußball und im Stadtteil geschaffen werden konnte.

„Ich bin begeistert von der Eigeninitiative der Vereinsmitglieder“, sagt DFB-Vizepräsidentin Celia Sasic. „Es sind oftmals die kleineren Klubs, die sich unglaublich engagieren und dabei auch sehr schnell ins Handeln kommen. Die Auszeichnung für die SG Bornheim Grün-Weiss ist eine Bestätigung für den zivilgesellschaftlichen Einsatz in so vielen Vereinen. Von dieser Leidenschaft lebt der Sport.“

Den dritten Platz beim Julius Hirsch Preis 2023 belegt der jüdische Sportverband Makkabi Deutschland mit bundesweit 37 Ortsvereinen und mehr als 5000 Mitgliedern. Ausgezeichnet wird das Präventionsprojekt „Zusammen1“. Das vierköpfige, hauptamtliche Projektteam hat in den vergangenen zwölf Monaten 110 pädagogische Maßnahmen durchgeführt und mehr als 3300 Teilnehmende erreicht. Das Ziel ist klar gesetzt: Auf Basis der Projektsäulen „Verstehen“ (Forschung), „Vermitteln“ (pädagogische Maßnahmen) und „Verändern“ (Herbeiführung wirksamer Regelstrukturen) soll der organisierte Sport gegen Antisemitismus gestärkt werden.

Andreas Hirsch, ein Enkel von Julius Hirsch und gemeinsam mit Julius Hirschs Urenkelin Julia Hirsch Vertreter der Familie in der Jury, sagt: „Makkabi Deutschland hat mit dem Präventionsprojekt ‚Zusammen1‘ eine beachtliche Breitenwirkung erzielt. Hier wurden aus einer ausdrücklich aktiven Position heraus Botschaften gegen den Antisemitismus gesetzt. Dass ‚Zusammen1‘ von vier Hauptamtlichen vorangetrieben wird, war für uns als Jury kein Ausschlusskriterium, auch wenn der Julius Hirsch Preis oftmals gerade den ehrenamtlichen Initiativen öffentliche Aufmerksamkeit verschafft.“

Der Julius Hirsch Preis ist mit insgesamt 21.000 Euro dotiert. Die feierliche Preisverleihung findet am 13. November in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom in Berlin statt.

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