Potsdam

Mit neuem Meldeportal der Gottesanbeterin auf der Spur

Das Naturkundemuseum Potsdam hat gemeinsam mit Auszubildenden des Brandenburgischen IT-Dienstleisters (ZIT-BB) ein neues Meldeportal für die Fundmeldungen der Gottesanbeterin in Berlin und Brandenburg entwickelt. Das Portal wurde von Lehrlingen des ersten und zweiten Lehrjahres als Fachinformatiker für Systemintegration und Anwendungsentwicklung beim zentralen Brandenburger IT-Dienstleister programmiert und ist seit heute auf der Homepage des Museums freigeschalten.

Peter Koppatz, IT-Entwickler und -Ausbilder im ZIT-BB, fand Anfang Oktober 2022 selbst eine Gottesanbeterin im Landkreis Elbe-Elster und gab den Anstoß für das Projekt. „Nach einer kurzen Internetrecherche erfuhr ich, dass am Naturkundemuseum Potsdam Fundbeobachtungen gesammelt werden und besuchte das Museum. Ich erkannte das Potential für eine praxisnahe Ausbildung. Bei der Umsetzung könnten die Lehrlinge Kenntnisse zu den Themen HTML, Datenbanken, CSS, Client-Server-Architektur und Python erlernen, praktisch anwenden und gleichzeitig ein nützliches Tool für ein laufendes Bürgerwissenschaftsprojekt entwickeln. Eine Win-Win-Situation“, erläutert Peter Koppatz.

Das Projekt startete Ende November mit zwei Lehrlingen des ZIT-BB. In enger Zusammenarbeit mit Dr. Dirk Berger, einem Mitarbeiter des Naturkundemuseums Potsdam, war bereits Ende Februar 2023 der Prototyp in der Erprobung. Im Juli dieses Jahres ist die Domain www.gottesanbeterin-gesucht.de eingerichtet worden. Aktuell sind im Meldeportal die Meldungen von diesem Jahr hochgeladen und in einer interaktiven Karte dargestellt. Die Funde der Vorjahre sollen sobald wie möglich ergänzt werden.

„In den vergangenen zwei Jahren wurden so viele Gottesanbeterinnen in Brandenburg und Berlin gesichtet und gemeldet, dass wir mit der Bearbeitung der Fundmeldungen nur schwer hinterherkamen. Mit dem neuen Meldeportal ist es uns nun möglich, die Sichtungen effizient zu verarbeiten und den Meldenden schneller ein Feedback zu geben. Wir hoffen, dass die Meldeplattform gut angenommen wird“, erklärt Dr. Dirk Berger.

Das Naturkundemuseum Potsdam und die Mantidenfreunde Berlin-Brandenburg erforschen seit 2016 die Verbreitung der Europäischen Gottesanbeterin in Brandenburg und Berlin. Bürgerinnen und Bürger können mitmachen und ihre Begegnungen mit den Fangschrecken mitteilen. Im Jahr 2007 wurde sie zum ersten Mal in Brandenburg gefunden. Seither wird sie immer häufiger beobachtet. Grundlage für die Erforschung ihrer Verbreitung und der aktuellen Ausbreitung der Art sind Fundmeldungen durch die Bevölkerung, die im Naturkundemuseum Potsdam gesammelt werden.

„Eine jährliche Kartierung der gut getarnten Art wäre personell nicht zu leisten“, sagt Dr. Dirk Berger vom Naturkundemuseum Potsdam. Die Auswertung der Zufallsfunde kann dem Museum dabei helfen aktuelle Ausbreitungsereignisse zu rekonstruieren. Neben natürlichen Habitaten, wie offenen und sonnenbeschienenen Offenländer, wird die Art auch regelmäßig im urbanen Raum festgestellt. So zum Beispiel auf Ruderalflächen oder Kulturbrachen, in Innenstädten, in Gärten oder auf Balkonen. Manchmal fliegen die Tiere in den Abend- und Nachtstunden auch durch geöffnete und beleuchtete Fenster und Türen in Wohnungen.

Bis 2019 wurde die Art vor allem in den südlichen Landkreisen gefunden, in denen die wärmeliebende Art geeignete Lebensräume fand. Im Laufe der Jahre breitete sie sich nach Norden aus. Mittlerweile wird sie in den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße, Elbe-Elster, Dahme-Spreewald, Teltow-Fläming, Potsdam-Mittelmark und in Cottbus regelmäßig beobachtet. Seit 2022 ist sie auch häufiger aus dem Havelland, Oder-Spree und Märkisch Oderland gemeldet geworden. Aus Berlin und Potsdam kamen in den vergangenen Jahren sehr viele Meldungen über die Stadtgebiete verstreut hinzu. Aktuell wurde die Gottesanbeterin in Falkensee, Gransee, Bernau, Eberswalde und erstmalig in der Uckermark gefunden. „Wir sind gespannt, wie es im Norden weitergeht, aber auch in den anderen Landkreisen gibt es noch Nachweislücken. Somit zählt nach wie vor jede Meldung des Tieres.

In diesem Jahr wurden bisher vor allem Eigelege (Ootheken) und Jungtiere (Nymphen) gemeldet. Insgesamt gingen 2023 bereits über 100 Meldungen ein. „Vor ein paar Tagen wurde uns das erste erwachsene Tier gemeldet. Ausgewachsene Tiere werden am häufigsten gefunden und gemeldet“ teilt Dr. Dirk Berger mit und ruft die Bevölkerung dazu auf sich aktiv an der Suche nach der Gottesanbeterin zu beteiligen.

Wie können Bürginnen und Bürger mitmachen?

Die Meldeplattform www.gottesanbeterin-gesucht.de ist bewusst einfach gehalten und soll sich intuitiv erschließen. Neben ein paar Informationen zur Gottesanbeterin und dem Projekt können die Meldung direkt abgeben werden. Es muss nur ein Foto hochgeladen werden, in einer Karte der Fundort ausgewählt und das Funddatum ergänzt werden. Personen, die eine Rückmeldung wünschen, können ihre E-Mailadresse hinterlassen.

Besucheradresse

Naturkundemuseum Potsdam

Breite Straße 13

14467 Potsdam

www.naturkundemuseum-potsdam.de

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr sowie am Museumsmontag: Jeden 1. Montag im Monat von 9 bis 17 Uhr mit ermäßigtem Eintritt.

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