BrandenburgLandkreis Havelland

Studie zeigt: Wasserstoffwirtschaft hat großes Potenzial im Havelland

Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für die Energiewende: Er macht die Speicherung regenerativer Energie möglich und kann in verschiedenen Sektoren eingesetzt werden. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Beratungsunternehmen haben im Projekt H2VL für den Landkreis Havelland untersucht, wie sich die gesamte Wertschöpfungskette des Wasserstoffs, bestehend aus Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Nutzung, zusammenführen lässt. In einem Abschlussworkshop am vergangenen Mittwoch haben sie ihre Ergebnisse der Wasserstoff-Machbarkeitsstudie in Nauen vorgestellt.

Das Projektteam konnte verschiedene lokale Akteure entlang der Wertschöpfungskette identifizieren, vernetzen und bei der Realisierung von Projekten unterstützen. Von der Erzeugung bis hin zur Verteilung und Nutzung wurden sämtliche Teile der Wertschöpfungskette abgedeckt. Eines der Kernergebnisse: Das Havelland hat sehr gute Voraussetzungen, um vielfältige H2-Projekte umzusetzen. Ein wichtiger Standortvorteil ist, dass es im Havelland große Potenziale zum Ausbau von Erneuerbaren Energien und damit zur Erzeugung von erneuerbarem – auch genannt grünem – Wasserstoff gibt. Wichtig für die Umsetzung dieser Projekte ist, dass die Bürgerinnen und Bürger des Havellands von diesen Potenzialen profitieren.

Etwa 40 Teilnehmende vor Ort in Nauen sowie online zugeschaltet zeigten großes Interesse an der Vorstellung der Studie. Vertreterinnen und Vertreter des Projektkonsortiums stellten die wichtigsten Ergebnisse vor. Das Projekt wurde vom Reiner Lemoine Institut (RLI), der Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV), dem Consulting for Drive (C4D) und dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) durchgeführt.

Die Zusammenarbeit mit den H2-Akteurinnen und -Akteuren vor Ort war eine wichtige Aufgabe der H2VL-Inititative. Dafür hat das Projektteam verschiedene Formate durchgeführt: In bilateralen Gesprächen und Vor-Ort-Terminen stand zu Beginn das Kennenlernen im Vordergrund. Außerdem wurden alle Stakeholder mit einer Umfrage systematisch nach Daten zu geplanten H2-Vorhaben befragt. In insgesamt neun Workshops konnten sich die Teilnehmenden miteinander vernetzen und Projekte innerhalb sowie außerhalb des Havellandes kennenlernen. Die Vernetzung der Akteure untereinander und der Grad an Zusammenarbeit konnten so gesteigert werden.

Im Projekt wurden zwei Wasserstoffcluster entwickelt, die sowohl den Hochlauf der H2-Wirtschaft ankurbeln, als auch der Region nutzen sollen. Im Cluster Östliches Havelland plant das Energieversorgungsunternehmen GASAG und ihre Tochter Energie Mark Brandenburg (EMB) den Betrieb eines Elektrolyseurs – eine Vorrichtung, in welcher mithilfe von elektrischem Strom Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird – am Standort des Energiewendelabors in Ketzin/Havel. Der dort produzierte grüne Wasserstoff kann in kommunalen Fahrzeugflotten in Nauen eingesetzt werden, die sich nicht für einen Batterie-elektrischen Betrieb eignen. Zusätzlich kann die Abwärme des Elektrolyseurs in der Gasübernahmestation in Ketzin/Havel eingebunden werden und verdrängt damit Kesselwärme. Das Cluster wurde sowohl auf seine Wirtschaftlichkeit als auch auf standortbezogene Faktoren geprüft und hat gute Chancen auf eine Realisierung.

„Am Standort des Energiewendelabors in Ketzin planen wir schon länger eine Elektrolyse-Anlage. Mit der Beschaffung von Wasserstoff-betriebenen Fahrzeugen für die kommunale Flotten in Nauen, entsteht eine nachhaltige Abnahmequelle für diesen regional produzierten grünen Wasserstoff. Damit wird eine zeitnahe Umsetzung des Vorhabens ermöglicht“, so Reinier Waters, Leiter der GASAG-Wasserstoffaktivitäten.

Im Cluster Westliches Havelland stand die klimafreundlichere Erzeugung von Fernwärme im Fokus. Durch die direkte Nutzung von Windstrom könnte die Fernwärme in Rathenow dekarbonisiert werden, also eine Reduktion von Kohlenstoff- und CO2-Emissionen stattfinden. Überschüssiger Strom der Windkraftanlagen kann zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt und für die kommunale Mobilität bereitgestellt werden. Zwei treibende Stakeholder in diesem Projekt sind die Rathenower Wärmeversorgung sowie der Wasser- und Abwasserverband Rathenow. „Durch die Nutzung von Windstrom aus einem kommunalen Windpark in direkter räumlicher Nähe besteht die Möglichkeit die Verkehrswende und Wärmewende durch Wasserstofferzeugung und Power to Heat zu wirtschaftlichen Preisen in Rathenow entscheidend voranzubringen“, sagt Günter Rall, Geschäftsführer der Rathenower Wärmeversorgung.

Der Abschluss des H2VL-Projekts ist im Havelland nicht das Ende, sondern vielmehr der Start für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Damit der Landkreis seine Klimaziele erreichen kann, ist es wichtig, Treibhausgasemissionen zu reduzieren – insbesondere in den Sektoren Verkehr und Wärme. Deshalb plant das Havelland auch eine Überprüfung der eigenen Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff. Darüber hinaus wird eine enge Zusammenarbeit mit den Akteuren der Cluster angestrebt, um deren Vorhaben auch langfristig zu betreuen und zu unterstützen.

Landrat Roger Lewandowski hat große Erwartungen an die zukünftigen Entwicklungen von Wasserstoffvorhaben im Havelland: „Die Nutzung von Wasserstoff und die Einbeziehung dieses alternativen Energieträgers in eine regionale Wertschöpfungskette bietet uns die Möglichkeit, lokale Wirtschaftszweige zu stärken und den Bedarf an Energie insbesondere für den hiesigen Wärme- und Mobilitätssektor zu nutzen und auf nachhaltige Weise zu decken. Mit unserer Teilnahme als HyExpert-Modellregion und der Vernetzung aller Partner haben wir die Weichen gestellt, um den Aufbau einer gesamten Wertschöpfungskette – von der Produktion und Speicherung bis hin zur Nutzung von Wasserstoff nicht nur zu denken, sondern auch erste Schritte zur Realisierung einiger Projekte einzuleiten. Daran wollen wir auch weiterhin mit allen Studienteilnehmern und auch weiteren Interessierten intensiv arbeiten.“

Das Havelland war als eine von 15 HyExpert-Regionen im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP2) ausgewählt worden und erhielt eine Förderung von knapp 400.000 Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt. Für weitere Informationen zu dem Projekt und wie es weitergeht, wenden Sie sich an klimaschutz@havelland.de und besuchen Sie die Website www.h2vl.de.

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