BrandenburgLandkreis Teltow-Fläming

Teltow-Fläming: Alter der steinzeitlichen Geweihaxt aus Woltersdorf bestimmt

Zeugnis der Steinzeit

Herstellung der Geweihaxt von Wolterdsorf auf 4. Jhd. v. C. datiert

Es war vor vier Jahren eine Sensation: der an Archäologie interessierte Ralf Eyssen aus Luckenwalde fand in einem Bach eine steinzeitliche Geweihaxt. Die Fundstelle liegt am Westrand von Woltersdorf, einem Ortsteil von Nuthe-Urstromtal. Dort befinden sich mehrere regulierte Gewässer. Die Geweihaxt wurde ca. 20 Meter entfernt von einem Wehr entdeckt. Es ist anzunehmen, dass sie bei den Bauarbeiten für das Wehr im Jahr 1955 aus größerer Tiefe ausgebaggert und dann im Lauf der Jahre flussabwärts verlagert wurde.

Auf Anregung der Unteren Denkmalschutzbehörde wurde die Geweihaxt mit Hilfe der Radiokarbonmethode datiert. Die Untersuchung fand im Leibniz-Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel statt. Die Messung ergab, dass die Geweihaxt in die Mitte des 4. Jahrtausends vor Christus datiert. Damit ist die Geweihaxt von Woltersdorf eines der jüngsten Exemplare dieses Gerätetyps in Nordostdeutschland.

 

Steinzeitliches Handwerk

Am Ende der mittleren Steinzeit, ab dem 6. Jahrtausend vor Christus, stellten steinzeitliche Jäger aus den mittleren Partien von Geweihstangen des Rothirsches Äxte her. Von der Geweihstange wurden die Basis und die Krone abgetrennt, dann der Mittelspross entfernt. Durch den Ansatz des Sprosses bohrte man ein Loch und arretierte einen Holzstiel darin. Am unteren Ende erhielt das Gerät eine schräge Schneide. Die fertige Axt mit Stiel hat eine typische T-Form und wird von Experten als T-Axt bezeichnet. Die T-Axt von Woltersdorf ist fast komplett erhalten; nur ein kleiner Teil der Schneide ist beim Gebrauch ausgebrochen. Das Werkzeug ist 21 cm lang, 6 cm breit und wiegt 375 Gramm.

 

Erfolgreiche Nachsuche

In den Jahren 2021 und 2022 erfolgte mit Hilfe von ehrenamtlichen Helfern eine Nachsuche an der Fundstelle. Obwohl der Boden des Gewässers extrem mit Glasbruch und Blechdosen vermüllt ist, gelang es, fünf weitere Knochen bzw. –fragmente zu bergen. Der Bestimmung zufolge, die die Zoologin Frau Dr. Hanik von der Denkmalfachbehörde des Landes Brandenburg vornahm, sind es ein fragmentierter, 14 cm langer Extremitätenknochen vom Reh, der Extremitätenknochen eines Marders, ein Zahn von einem Wildpferd und das Fragment eines Oberschenkelknochens vom Rothirsch. Nur das Schädelfragment eines Kleinsäugers ließ sich nicht bestimmen. Dieses Faunenspektrum passt gut in die Steinzeit und korrespondiert mit dem Fund der Geweihaxt.

 

Nur wenige Funde in Brandenburg

Im Land Brandenburg gibt es nur wenige Fundstellen, in denen steinzeitliche Geweihäxte erhalten sind. Ein fast gleichartiger Fund, 1967 aus mehr als 5 m Tiefe am Mühlenfließ in Trebbin ausgebaggert, ist heute im Stadtmuseum Luckenwalde aufbewahrt. Zudem sei der Fund eines altsteinzeitlichen Ur-Skeletts von Potsdam erwähnt, der 1984 entdeckt wurde und heute in der Sammlung des Archäologischen Landesmuseums in Brandenburg zu finden ist. All dies weist darauf hin, dass es im Verlauf der Nuthe zwischen Luckenwalde und Potsdam Sedimente mit einer ausgezeichneten Erhaltung organischer Funde aus der Steinzeit gibt.

„Es ist vorgesehen, das relativ junge Datum der T-Axt von Woltersdorf zu überprüfen und im Zusammenhang mit anderen Funden zu bewerten. Sowohl von dem massiven Oberschenkelknochen vom Rothirsch, den man bei der Nachsuche in Woltersdorf fand, als auch von der T-Axt aus Trebbin sollen Proben für eine Radiokarbondatierung entnommen werden. Die neuen Daten sollen helfen, die Tradition der Knochen- und Geweihbearbeitung im Übergang zwischen der mittleren und Jungsteinzeit in unserer Region besser zu verstehen“, sagt Dr. Stefan Pratsch. Die T-Axt von Woltersdorf stammt aus der Steinzeit, dem Forschungsschwerpunkt des Kreisarchäologen.

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