Potsdam

Allgegenwärtig und doch unsichtbar

#Potsdam – Gleichstellungsbeauftragte und Autonomes Frauenzentrum Potsdam begehen den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November

Partnerschaftliche Gewalt ist auch im vergangenen Jahr auf einem hohen Niveau geblieben. Das Lagebild Häusliche Gewalt der Polizei Brandenburg erfasste 2022 für Potsdam insgesamt 548 Fälle – ein Plus von 22 Fällen im Vergleich zu 2021. Einer der fünf Femizide im Land Brandenburg wurde im März 2022 in Potsdam begangen.

„Jedes Jahr stellen wir wieder fest, dass Gewalt gegen Frauen ansteigt oder auf einem hohen Niveau verweilt. Potsdam verzeichnet wiederholt den höchsten Anteil von polizeilich erfassten Fällen häuslicher Gewalt im Land Brandenburg (6,3 % aller erfassten Fälle im Land). Wir müssen uns also fragen, warum die Maßnahmen nicht ausreichen oder nicht wirksam (genug) sind. Die Pandemie allein darf nicht (mehr) als Ausrede dienen. Die Folgen der Gewalt haben diverse Formen: Die individuellen sozialen Folgen für die Betroffenen wie Traumata, aber auch für das Sozialsystem in Form von Behandlungskosten oder dem Ausfall von Arbeitskräften. Diese Dimensionen müssen sich endlich auch in der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen niederschlagen. Das bedeutet zum einen auskömmliche Finanzierung der Schutzeinrichtungen und Beratungsangebote. Der Bund darf sich dabei nicht mehr aus der Verantwortung ziehen. Es bedeutet aber auch Präventions- und Täterarbeit endlich ernst zu nehmen. Wir brauchen beispielsweise Konzepte, wie wir gendersensible Kinder- und Jugendarbeit besser umsetzen können“, so Potsdams Gleichstellungsbeauftragte Claudia Sprengel.

Sie ruft am 24. November um 10.30 Uhr zur Fahnenhissung der UN Women Fahne vor dem Rathaus (Friedrich-Ebert-Straße 79/81) auf.

Auch das Potsdamer Frauenhaus (Träger: Autonomes Frauenzentrum Potsdam) war 2022 so stark gefragt wie in den Jahren zuvor. 33 Frauen und 24 Kinder fanden hier Schutz; 83 Frauen mussten jedoch wegen fehlender Kapazitäten an andere Einrichtungen verwiesen werden.

„Gewalt beginnt meist schleichend. Doch manchmal gibt es schon früh Anzeichen, für die wir aufmerksam sein sollten“, sagt Katrin Aechtner, Geschäftsführerin des Autonomen Frauenzentrums. Das kann eine Grundhaltung sein, die die Partnerin herabwürdigt, so etwa: „Für dein Alter siehst du noch gut aus,“ oder „Du kannst von Glück reden, dass ich überhaupt mit dir zusammen bin.“ Auch die Reaktion auf die Gegenwehr gegen eine Grenzüberschreitung kann offenkundig sein: „War doch nur Spaß“ oder „stell‘ dich nicht so an“ anstelle einer Entschuldigung und eines offenen Gesprächs darüber, was gerade passiert ist. „Gewalt hat viele Formen. Die permanente Abwertung des Gegenübers und das Unterlaufen des Selbstwertgefühls einer Person ist eine davon“, so Katrin Aechtner weiter. Das Autonome Frauenzentrum möchte sich mit diesen Merkmalen von psychischer Gewalt, die später zu körperlicher Gewalt eskalieren kann, auseinandersetzen und lädt dazu in Kooperation mit dem Netzwerk der Brandenburgischen Frauenhäuser am 25. November zu einem Gesprächsabend im KuZe ein.

  • Veranstaltungen zum 25. November: 
    24. November, 10.30 Uhr: Flaggenhissung vor dem Potsdamer Rathaus mit Redebeiträgen der Gleichstellungsbeauftragten Claudia Sprengel und Michaela Burkard vom Autonomen Frauenzentrum
  • 25. November, 11.00 – 14.30 Uhr: Selbstbehauptungsworkshop im Frauenzentrum, Schiffbauergasse 4H. Anmeldung unter anmeldung@frauenzentrum-potsdam.de.
  • 25. November, 19.30 Uhr: Autonomes Frauenzentrum in Kooperation mit dem Netzwerk der Brandenburgischen Frauenhäuser (NbF) e.V.: Gesprächsabend „That’s not Love! Beziehungsgewalt frühzeitig erkennen und abwehren“ mit Tanz im Anschluss im KuZe, Hermann-Elflein-Straße 10
  • 30. November, 18 Uhr: Autonomes Frauenzentrum in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung: Vorstellung der Broschüre „Femizide in Deutschland – (k)ein Einzelfall“ sowie Daten & Fakten zu häuslicher Gewalt und Femiziden in Brandenburg im Autonomen Frauenzentrum, Schiffbauergasse 4H

Kommentar verfassen