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Die Woblitz, die Greifvögel und die Verantwortung im Land Brandenburg

„Die Woblitz, was ist das denn? Wo ist das denn?“ Obwohl es hin und wieder ausführliche, gute Artikel in der MOZ oder dem Uckermark-Kurier über die Arbeit der Greifvogelstation „Woblitz“ gab, ist in der breiten Bevölkerung wenig bekannt über sie. Gelegen südwestlich von Lychen, mitten im Wald, ist das ehemalige Forsthaus auch nicht leicht zu finden. Seit 1996 der Verein „Aquila e.V.“ gegründet wurde und die Pflege von verletzt oder verwaist gefundenen Greifvögeln übernahm, konnte diese Seite der Naturschutzarbeit in Brandenburg als gesichert angesehen werden. Sie basierte hauptsächlich auf dem Einsatz des Leiters der Station, Paul Sömmer, sowie zahlreichen Ehrenamtlern und Zivis bzw. Bundesfreiwilligendienstleistenden. Nun, da Herr Sömmer in den verdienten Ruhestand gewechselt ist, stellt das Land Brandenburg fest, dass die Greifvogelstation entbehrlich ist, und trennt sich davon. Eigentümer der Liegenschaft ist die Landesforst, und die würde sie gern gewinnbringend verpachten.

Entgegen allen vollmundigen schönen Reden über die reiche Naturausstattung des Landes, stiehlt sich das Land Brandenburg inzwischen auf ganzer Linie aus seiner Verantwortung für die Pflege von Greifvögeln davon – kein Geld für so fruchtloses Tun. Dabei gab es tüchtige Vereine, die bereit waren, die Arbeit zu machen, wenn sie ein Minimum an finanzieller Unterstützung z. B. für den Bau von Volieren, die Bezahlung von Futtermitteln, vom Land erhalten würden. Jedoch ist diese Hilfe schon vor Jahren komplett gestrichen worden. Und die Tatsache des Altersruhestandes des letzten verbliebenen Mitarbeiters in der Woblitz, Paul Sömmer, wird umgehend genutzt, um auch diese Station zu schließen. Sparsamkeit ist ein wichtiges Prinzip in der Haushaltsführung eines Landes, ohne Frage, und Wildtiere zu pflegen ist keine Pflichtaufgabe. Also trennt man sich davon.

Was wird nun aber mit den Greifen, die trotz aller Sparsamkeit verunglücken, verwaisen, nicht selten, besser: zuallermeist durch menschliches Fehlverhalten in die missliche Lage kommen? Wenn sich kein mitleidiger und sachkundiger Mensch findet, der freiwillig die Pflege des Patienten übernimmt, dann kann dieser zur Zeit noch nach Papendorf gebracht werden, das liegt im Nachbarland. Dort kümmert sich der Verein Storchenhof Papendorf ehrenamtlich nicht nur um Störche, sondern auch um Greife. Die Finanzierung wird durch das Land MV abgesichert, inzwischen mitgetragen durch 50Hz transmission. Das Unternehmen errichtet regelmäßig große Überlandleitungen, die nicht selten Ursache von Anflugschäden von Greifvögeln sind, und ist verpflichtet, dafür Ausgleich zu schaffen.

Solche Leitungen entstehen auch in Brandenburg. Warum kann nicht auch hier die finanzielle Absicherung einer Greifvogelpflegestation auf solchem Weg geschehen? Warum wenden sich die Verantwortlichen im Fachministerium schlicht ab und verweigern jegliche Unterstützung? Dabei brüstet sich das Land nur zu gern mit seiner reichen Adlerausstattung, See-, Schrei- und Fischadler brüten und leben hier und werden Gästen gerne vorgeführt. Wie lange allerdings noch, darf gefragt werden. Ursachen für Adlertode in Brandenburg gibt es viele. Neben Hochspannungsleitungen führen die in wachsender Zahl und Höhe errichteten Windräder zu vermehrten Anflügen und Todesfällen bei Adlern und vielen anderen Vogel- und Fledermausarten. Die Produktion von regenerativer Energie gehört zu den stark unterstützten Industriezweigen in Brandenburg. Die Vermeidung und Abmilderung von Verlusten und Schäden an der Avifauna des Landes muss der politischen Führung eine Pflicht sein, keine huldvolle Gabe je nach Kassenlage an quengelnde Ehrenamtler. Geld ist genügend vorhanden, kann doch jeder Landbesitzer, der ein Windrad bei sich zu stehen hat, mit jährlichen üppigen Apanagen rechnen – das sind Steuergelder! Der Natur- und Artenschutz hingegen sitzt wie immer am Katzentisch und blickt in die Röhre.

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