Potsdam

Potsdamer Tanztage 2024: Der Vorverkauf startet am Mi 27.03.2024!

15 Tanzproduktionen beleuchten den Platz des Einzelnen in der Welt
Der Vorverkauf startet am 27. März 2024

Die Potsdamer Tanztage präsentieren in diesem Jahr mit 15 Tanzproduktionen, davon fünf
Deutschlandpremieren, eine Europapremiere und zwei Uraufführungen, erneut ein ästhetisch
vielschichtiges und inhaltlich dichtes Programm aktueller Tanzkunst. Im Ausgangspunkt der
Produktionen stehen dabei oft persönlichste Erfahrungen, Geschichten und Erlebnisse der
Künstler:innen und deren gesellschaftliche wie kulturelle Konditionierung. Mit den fast
alltäglichen Bildern von Krieg, Gewalt und Zerstörung stellt sich heute die Frage nach der
Verantwortung, dem Platz und dem Handlungsraum des Einzelnen im Bezug zur Gesellschaft
drängender. In den 15 Produktionen aus Deutschland, Schweden, Südafrika, Kanada, Belgien,
Ungarn, Frankreich, Israel, Libanon, Island und der Schweiz spiegeln sich so persönliche und
gesellschaftliche Krisenerfahrungen, Konflikte, Ängste aber auch humanistische Utopien und
Hoffnungen wider.
Mit dem Stück Necropolis eröffnet Arkadi Zaides das Festival mit einem dokumentarischen Stück
über die meist unbekannten Opfer der Migration an den Grenzen Europas. Anhand von
Recherchen und Videoarbeiten erinnert er an persönliche Schicksale und gibt den Toten einen
Platz mitten unter uns. Vor den Augen der Zuschauer:innen lässt Zaides eine virtuelle Nekropolis
entstehen und kreiert stellvertretend für die Opfer einen imaginären tanzenden Körper.
Mechanics of Distance ist als Aufführung open air und als partizipativer Stadtspaziergang zu
erleben. Der ungarische Choreograf Máté Mészáros lässt sein Publikum die umgebende urbane
Landschaft und den eigenen Körper in Beziehung erleben und erschafft eine eigene getanzte
Architektur. Entstanden in der Covid-Zeit bringt er den Tanz mitten in das Publikum und in die
Stadt ein, und fragt nach den Grenzen zwischen Tänzer:innen und Zuschauer:innen. Mit Dance
is not for us wirft der Libanese Omar Rajeh einen Blick auf seine eigene Vergangenheit und auf
die zerrissene Historie seines Landes. Das Publikum erlebt die Tanz- und Musikkultur seiner
Jugend, Familien-Ereignisse, die Wünsche und Hoffnungen und Erinnerungen an das eigene
Schaffen in Beirut und auf das, was von diesen Spuren in seiner neuen Heimat Frankreich bleibt.
Tanz ist für ihn, als engagierter Künstler, ein Akt des Widerstands wie der Hoffnung, und immer
ein Austausch von Gedanken wie Gefühlen zwischen Künstler und Publikum.
Das Thema der Tabuisierung weiblicher körperlicher Erfahrung steht in zwei Stücken im
Vordergrund. In When the Bleeding Stops der isländischen Choreografin Lovísa Ósk
Gunnarsdóttir geht es um psychische wie körperliche Veränderungen des Körpers in den
Wechseljahren und um das fehlende gesellschaftliche Wissen und falsche Informationen. Ihre
persönlichen Erlebnisse und Fragen hat sie dazu gebracht, einem Thema auf bemerkenswert
emphatische wie liebevolle Weise eine Bühne zu geben, das kaum in der Öffentlichkeit besprochen wird. Die Aufführungen werden begleitet mit einer Lesung von Miriam Yung Min
Stein, die sich in ihrem BuchDie gereizte Frau dem Thema ebenfalls widmet.
In ihrer neuen Arbeit setzt die palästinensische Choreografin und Tänzerin Sahar Damoni nach
ihrem Festivalauftritt 2022 ihre Beschäftigung mit dem Thema Schwangerschaft und Abbruch
fort. InNawa thematisiert sie die Auswirkungen einer Abtreibung auf die Identität, Psyche und
den Körper der betroffenen Frau und öffnet dabei insbesondere in den stark religiösen und
traditionell geprägten Gesellschaften aber auch hier in Europa eine kaum geführte Debatte
künstlerisch.
Die Kraft der Gruppe und des Zusammenfindens sind Themen in drei sehr tänzerischen
Stücken. Mellowing mit dem Dance On Ensemble bringt auf serieller Musik 12 Performer:innen in
einer virtuos komponierten Choreografie zusammen. Das Stück fasziniert durch den
gemeinsamen Rhythmus und die dynamische Unruhe. Genauso hypnotisch sind die
Produktionen Cécile und René der Tanzakrobat:innen von Sinking Sideways. Mit einem Duett
und einem Trio ist das junge Ensemble damit gleich zweimal im Programm zu erleben. Mit
höchst tänzerischer wie akrobatischer Klarheit zeigt das Trio in seiner gleichermaßen abstrakten
wie hoch poetischen Bewegungspraxis ein Lob auf die Kraft und Schönheit gemeinschaftlichen
Seins.
Urban Dances aus Südafrika/Schweden sowie aus Kanada sind auch Teil des Programms. Yebo
Yes! stellt den isiPantsula in den Vordergrund, einen in den Townships Südafrikas entstandenen
Tanzstil, ein Mittel des Protests und des Austauschs der Unterdrückten in der Zeit der Apartheid.
Mit La Probabilité du Néant überschreitet Alexandra ‚Spicey‘ Landé, eine der wichtigsten
Persönlichkeiten des Hip Hop-Tanzes in Québec, die Grenzen der Genres in einer Aufführung, die
zwischen urbanem Tanz, Videoprojektionen, Licht- und Schattenspielen, zeitgenössischem Tanz
und Theater navigiert.
Zwei Uraufführungen finden in einem Doppelabend statt: Die Absolvent:innen der Tanzschule La
Manufacture in Lausanne präsentieren zwei Kurzstücke von Yasmine Hugonnet und Radouan
Mriziga. Empathic Chamber erforscht die menschlichen Beziehungen durch Bewegung.
Yasmine Hugonnet untersucht die Art und Weise, wie Menschen ihre Emotionen offenbaren und
wie diese von anderen wahrgenommen werden und ermutigt sie zugleich, die Schönheit
gemeinsamer Erfahrungen zu sehen. In Al-Monboso hinterfragt Radouan Mriziga den Einfluss
von Landschaften auf Kunst, Philosophie und Wissenschaft in einer Zeit, in der sie oft für den
Profit ausgebeutet werden.
Ein Höhepunkt des Festivals ist zweifellos Kono Atari No Dokoka (Somewhere Around Here) von
Michikazu Matsune und Martine Pisani. Das Stück ist eine Hommage an die Karriere und
choreografische Arbeit der französischen Choreografin Martine Pisani, die mit ihren
humorvollen und wunderbar fragilen und absurden Stücken in den letzten 30 Jahren regelmäßig
in der fabrik Potsdam zu sehen war. Eine Videoinstallation zeigt parallel Ausschnitte einiger ihrer
Arbeiten.
Auch in diesem Jahr bereichern die Studierenden des HZT Berlin mit neu erarbeiteten
Kurzstücken das Programm und werden u.a. auf der Freundschaftsinsel, am Rechenzentrum und
in der Schiffbauergasse open air zu sehen sein.

Tanzen kann mach aber auch selbst bei den Konzerten des Festivals im fabrikgarten. Mit dabei
sind in diesem Jahr: Skyline Sun, Maxim Pritula, KAMA Orchestra, DJ Shuwana, Lua Preta und DJ
pi:menta.
Der Vorverkauf startet am 27. März 2024.
www.potsdamer-tanztage.de

Kommentar verfassen