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rbb24 Recherche exklusiv: Anfeindungen und Bedrohungen von Wissenschaftler*innen nehmen zu – bundesweite Notfall-Anlaufstelle wird eingerichtet

Berlin (ots)

 

Nach Erkenntnissen des Bundesverbandes Hochschulkommunikation haben Anfeindungen und Bedrohungen von Wissenschaftlerinnen „immens“ zugenommen. Die Hochschulen registrieren nach Informationen von rbb24 Recherche einen deutlich gestiegenen Beratungsbedarf von Wissenschaftlerinnen, die beleidigt, bedroht oder angegriffen werden. Der Verband wird nun eine bundesweite Notfall-Anlaufstelle einrichten, die im Frühjahr ihre Arbeit aufnehmen soll. Das Angebot beinhaltet eine Webseite mit Informationen, eine rund um die Uhr erreichbare Notfall-Rufnummer, kommunikationsstrategische, psychologische und juristische Beratung.

rbb24 Recherche hat mit rund einem Dutzend betroffener Wissenschaftlerinnen gesprochen. Sie erhalten Droh-Mails und -Briefe, werden auf der Straße angepöbelt oder in den sozialen Medien beleidigt und bedroht. Beinahe jede Wissenschaftlerin, die sich in einer breiteren Öffentlichkeit mit ihren Erkenntnissen zu strittigen Themen zu Wort meldet, hat entsprechende Erfahrungen gemacht. Frauen erleben dabei häufig sexistische Anfeindungen.

Die Recherchen von rbb24 Recherche decken sich mit zwei internationalen Studien zu Hass-Angriffen auf Corona-Forscher und den Eindrücken der Sicherheitsbehörden und von Extremismus-Experten, die auch in Netzwerken orchestrierte Kampagnen gegen einzelne Wissenschaftlerinnen oder zu bestimmten Themen registrieren. „Wir konnten deutlich beobachten“ so Gideon Botsch, Extremismus-Forscher vom Moses-Mendelssohn-Zentrum der Universität Potsdam, „dass hier über bestimmte Internetplattformen gezielt dazu aufgerufen wurde, gegen Wissenschaftlerinnen vorzugehen, und dass hier auch Tipps und Tricks verbreitet wurden, wie man das machen kann.“

Bislang wurden weder von den Sicherheitsbehörden noch von den Hochschulverbünden Zahlen zur Situation von Wissenschaftler*innen vorgelegt. Der Bundesverband Hochschulkommunikation reagiert mit seiner Initiative auf den Bedarf wissenschaftlicher Einrichtungen nach Unterstützung und Hilfe im Umgang mit dem Phänomen.

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