Potsdam

Sanierung des Kleinen Schlosses im Park Babelsberg

Instandsetzungsarbeiten sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) saniert derzeit das Kleine Schloss im Potsdamer Park Babelsberg. Ermöglicht wird die Instandsetzung durch das Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP2, Masterplan) für die preußischen Schlösser und Gärten, das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin bis 2030 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben. Mit den zweijährigen Sanierungsarbeiten am Kleinen Schloss konnte nach der Untersuchungs- und Planungsphase im September 2022 begonnen werden. Sie sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein.

Wie zuvor wird das Kleine Schloss künftig wieder eine Gastronomie, erweitert um einen Außerhausverkauf, sowie zwei Wohnungen aufnehmen.

Baugeschichte
Das heute als „Kleines Schloss“ bekannte Café und Restaurant im Babelsberger Park war am Havelufer erst 1980 unweit der Grenzanlagen eingerichtet worden. Im 19. Jahrhundert diente das von Eduard Gebhardt 1841 nach englischen Vorbildern gestaltete neogotische Haus als „Prinzenburg“ zunächst als Wohnsitz des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm (später Kaiser Friedrich III., 1831-1888). Danach wurde es viele Jahre als „Damenhaus“ von Gräfin Luise von Oriola (1824-1899), einer Hofdame Kaiserin Augustas (1811-1890), genutzt.

Vor dem Erwerb durch den Prinzen Wilhelm (später preußischer König und deutscher Kaiser Wilhelm I., 1797-1888) hatte das Haus einem Weber Blume aus Nowawes gehört. Nach Abdankung der Monarchie 1918 wurde es von der Schlösserverwaltung für Wohnzwecke vermietet. Seit 1934 wohnte der aus Potsdam stammende Komponist Hans Chemin-Petit (1902-1981) im Kleinen Schloss. Im April 1945 erlebten er hier den schweren Luftangriff auf Potsdam, der auch den Babelsberger Park traf und das Kleine Schloss stark beschädigte. Chemin-Petit und seine Angehörigen überlebten die Bombennacht in einem eigens für sie gebauten Luftschutzbunker hinter dem Haus.

Der Luftschutzkeller blieb auch beim Um- und Ausbau des ruinösen Gebäudes zur „Parkgaststätte Strandterrassen“ nach 1958 erhalten und wurde als Vorratskeller genutzt. Nach dem Ausbau der Grenzanlagen seit 1961 setzte sich der Gastronomiebetrieb der „Strandterrassen“ noch wenige Jahre fort. Nach längerem Leerstand erfolgte 1980 ein erneuter Umbau zur Gaststätte „Kleines Schloss“. Im Zuge dessen wurde eine Wiederherstellung des früheren Erscheinungsbildes angestrebt.

Bau- und Umbauphasen

  • Haus des Webers Blume, um / nach 1800: eingeschossig, Wohn- und Stallräume unter einem Satteldach, heute als Erdgeschoss des fünfachsigen Mittelbaus erhalten.
  • 1834 Umbau durch Ludwig Persius (1803-1845): Aufstockung des Mittelbaus und Anbau eines der beiden Seitenbauten (vermutlich der westliche Anbau), 1834/35 von Persius als Baubüro genutzt und vom Förster Geldermann bewohnt. Von 1835 bis 1841 Wirtschaftsgebäude und Gaststätte.
  • Endgültige Erweiterung und Überformung durch Eduard Gebhardt 1841/42: Anbau des zweiten Seitenbaus, äußere Gestaltung nach Skizzen Augustas. Von 1844 bis Ende 1840er Jahre als „Prinzenburg“ Wohnsitz des Prinzen Friedrich Wilhelm (später Kaiser Friedrich III.).

Spätere Umbauten

  • Nach 1900: Verputz des östlichen Anbaus (dieser Bauteil war ursprünglich ein Rohziegelbau, die übrigen Bauteile waren immer verputzt). Abriss des hölzernen Anbaus am Westgiebel. Errichtung eines Schuppens an der Hangseite.
  • Seit 1934: Wohnung des Komponisten Chemin-Petit im Obergeschoss. 1942 Einbau des Luftschutzraumes an der Südseite (das Gebäude war vorher nicht unterkellert).
  • Nach 1947: Reparaturen und Beseitigung von Kriegsschäden, Zuweisung an Gräfin Schlieben.
  • 1958: Umbau zur HO-Parkgaststätte „Strandterrassen“ (Architekt Hanns Hörich), Erweiterungen und Anbauten für die gastronomische Nutzung. Umbau des hölzernen Vorbaus an der Nordseite zum Windfang, der später wieder abgerissen wurde.
  • 1963: Schwammsanierung, Zimmerer- und Maurerarbeiten (Einsatz des Holzschutzmittels Hylotox).
  • 1981: Umbau zur Gaststätte „Kleines Schloss“. 1979/80 zunächst Abriss des Küchenanbaus am Westgiebel und der zwei Verbinderbauten an der Südseite zum Kühlhaus und zum Schuppen am Hang. Schuppen und Kühlhaus sowie die Küchenerweiterung an der Südseite blieben erhalten. Instandsetzung des Daches, vereinfachte Wiederherstellung der Ziertürmchen auf dem östlichen Anbau. Erneuerung des hölzernen Vorbaus, Putzausbesserungen und Fassadenanstrich. Farbgebung der als Gaststätte genutzten Erdgeschoßräume nach archivalischen Unterlagen und Befunden. Ausstattung ohne Berücksichtigung des Charakters der ursprünglichen Einrichtung.
  • Nach 1991: Maßnahmen zur Instandsetzung und Sanierung ohne Veränderung des bis dahin überkommenen Erscheinungsbildes.

Projektumfang und Planungsaufgabe
Die Gesamtsanierung des Kleinen Schlosses im Park Babelsberg umfasst die Instandsetzung der Gebäudehülle einschließlich der Bauwerksabdichtung, die grundlegende Erneuerung aller haustechnischen Anlagen sowie die Überarbeitung der Freianlagen im unmittelbaren Umfeld des Gebäudes. Für rollstuhlgebundene Gäste wird ein barrierefreier Zugang zu den Gastronomiebereichen im Erdgeschoss geschaffen.

Darüber hinaus ist vorgesehen, die ehemalige bauzeitliche außenliegende Treppenanlage an der Südostfassade in modifizierter Art wieder zu errichten, um diese als Balkon für die südliche Wohneinheit sowie als Außentresen für die Gastronomie nutzen zu können und damit das Erscheinungsbild des Gebäudes seinem bauzeitlichen Zustand wieder anzunähern.

Die Nutzung des Gebäudes bleibt unverändert: Das Erdgeschoss wird einen Gastronomiebetrieb mit Vollküche, das Obergeschoss zwei Wohneinheiten aufnehmen.

Die Sanierung umfasst demnach die vollständige Wiederherstellung der Fassaden, Dächer und Innenräume. Darüber hinaus werden brandschutztechnische und energetische Ertüchtigungen unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte realisiert.

Im Einzelnen werden folgende Bereiche bearbeitet:

  • Fassaden und Dächer, einschließlich des Rekonstruktion des Altans,
  • Wiederherstellung der bauzeitlichen Fenstertüröffnung an der Nordfassade,
  • Innenräume (alle Etagen),
  • technische Gebäudeausrüstung der Wohnungen sowie der Gastronomie,
  • Rekonstruktion der 2007 in Teilen geborgenen Ziertürmchen auf dem Dach,
  • Wiederbelebung der Fassadenbegrünung,
  • Freianlagen im direkten Umfeld des Bauwerks.

Aktueller Stand
Die schadhaften Dachkonstruktionen wurden instandgesetzt und Teile des Daches bereits wieder eingedeckt. Mit dem Notdach und den Gerüsteinhausungen wird sichergestellt, dass das Gebäude auch während der Bauphase geschützt ist. Alle Holzbauteile, insbesondere die Fenster, Türen, Treppenstufen sowie die schadhaften Deckenbalkenköpfe werden derzeit repariert.

Eine besondere Herausforderung ist der Holzerker, der einen starken Schädigungsgrad aufweist. Hier wird auf gutachterlicher Grundlage von Statik-, Planungs- und Restaurierungs-Expert:innen ein denkmalgerechtes Konzept für die Sanierung erarbeitet und umgesetzt.

Der schadhafte Fassadenputz wurde bereits zu ca. 70 % erneuert und für eine spätere Farbbeschichtung nach historischem Vorbild vorbereitet.

Ausführungszeitraum
Die Bauarbeiten haben im September 2022 begonnen und werden voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen sein. Danach soll der Einzug der Gastronomie sowie der künftigen Nutzerinnen und Nutzer der SPSG erfolgen.

Baukosten
Für das Projekt werden aktuell Gesamtbaukosten in Höhe von ca. 3,75 Millionen Euro veranschlagt. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Sonderinvestitionsprogramms 2 der SPSG (SIP2, Masterplan).

Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlicher Zusammenhalt) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung dieser national und international bedeutenden Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent).

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