Brandenburg

Schulterschluss zwischen Medizin und Pflege: Pilotprojekt ErwiN geht an den Start

Gesundheitsministerin Nonnemacher spricht Grußwort auf Eröffnungsveranstaltung in Berlin

Brandenburg beschreitet gemeinsam mit Berlin und Mecklenburg-Vorpommern neue, innovative Wege bei der medizinischen und pflegerischen Versorgung älterer, chronisch kranker Menschen. In den drei Bundesländern startet das vom Bund geförderte Innovationsfondsprojekt ErwiN (Erweiterte Übertragung von arztentlastenden Tätigkeiten in ArztNetzen), bei dem erfahrene Pflegekräfte nach erfolgreicher Ausbildung bestimmte Aufgaben von Hausärztinnen und Hausärzten übernehmen. Das Modellprojekt wird in Brandenburg zunächst in den Landkreisen Uckermark und Ostprignitz-Ruppin sowie im Mittelbereich Elsterwerda/Bad Liebenwerda erprobt. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher sprach bei der Eröffnungsveranstaltung am heutigen Freitag in Berlin ein Grußwort.

Das Projekt ErwiN wirkt auf zweifache Weise: Einerseits werden Ärztinnen und Ärzte durch den Einsatz speziell qualifizierten Pflegepersonals entlastet. Gleichzeitig übernimmt dieses auch ärztliche Aufgaben. Die Rolle der Pflege wird somit fachlich insgesamt gestärkt. ErwiN wird aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses bei einer Laufzeit von 3,5 Jahren mit rund 6,7 Millionen Euro gefördert.

Ministerin Nonnemacher: „Eine immer älter werdende Bevölkerung stellt die Gesundheitsvorsorge nicht nur in unserem Bundesland in den nächsten Jahren vor enorme Herausforderungen. Es gilt neue, innovative Lösungen und Herangehensweisen zu entwickeln. Genau dies tut das Projekt ErwiN. Im Angesicht des demografischen Wandels verzahnt es auf fachlicher Ebene die Bereiche Medizin und Pflege und trägt so vor allem in ländlichen Regionen zur Sicherung der flächendeckenden Versorgung bei. Ich freue mich daher sehr, dass Brandenburg an der Erprobung dieses außerordentlich vielversprechenden Projekts beteiligt ist.“

In der Startphase des Projekts werden zunächst neun examinierte Pflegefachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung sechs Monate lang durch die Universitätsmedizin Greifswald in Vollzeit ausgebildet. Der Schwerpunkt liegt dabei unter anderem auf den Themen Geriatrie, Schmerzbehandlung, Bluthochdruck sowie Ernährung/Ausscheidung. Abgeschlossen wird die Ausbildung mit einer dreitägigen staatlich anerkannten Prüfung.

Diese speziell ausgebildeten Fachkräfte übernehmen in ausgewählten Regionen in Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern Hausbesuche und Behandlung von 100 Patientinnen und Patienten mit bereits diagnostizierten Erkrankungen in enger Abstimmung mit den versorgenden Ärztinnen und Ärzten. Diese können über Videosprechstunden bei Bedarf hinzugezogen werden.

Die Versorgung der ersten 100 Patientinnen und Patienten startet am 1. Juli 2024. Geplant sind vier Phasen mit insgesamt mehr als 1.200 Patientinnen und Patienten. Gesetzliche Grundlage ist § 63 Absatz 3c SGB V, der eine Übertragung bestimmter ärztlicher Tätigkeiten innerhalb von Modellprojekten erlaubt.

Projektträger ist die Arztnetze MEDIS Management GmbH aus Elsterwerda, Projektpartner sind die AGBAN – Arbeitsgemeinschaft Berliner Arztnetze GmbH & Co. KG und HaffNet Management GmbH, sowie AOK Nordost und BARMER, die beiden jeweils größten Krankenkassen in den Regionen.

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