Berlin

„union day“ auf der Berlinale – Kinobeschäftigte und Filmschaffende demonstrieren gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen

Beschäftigte der Kinoketten-Betreiber CinemaxX und CineStar, sowie Filmschaffende vor und hinter der Kamera demonstrieren im Rahmen der Berlinale am 15.2. für faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen. Zu dem ersten gemeinsamen „union day“ hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) gemeinsam mit dem Bundesverband Schauspiel (BFFS) aufgerufen. Hintergrund für die Protestaktion sind die jeweils getrennten bundesweiten Tarifverhandlungen mit den Kinokonzernen und der Produzentenallianz, die aktuell stattfinden.
In den Tarifverhandlungen mit den Kinokonzernen fordert ver.di unter anderem einen Einstiegslohn von 14 Euro. Die Arbeitgeber bieten lediglich einen Einstiegslohn auf Mindestlohnniveau an (aktuell 12,41 Euro).
„Die Mitarbeiter*innen in den Kinos sind die die ersten Ansprechpartner*innen, wenn es darum geht, ein schönes Kinoerlebnis zu ermöglichen. Leider sind sie aber immer wieder die letzten, wenn es darum geht, dass gute Arbeit auch angemessen entlohnt werden muss. Die Preise sind in den letzten Jahren explodiert. Ohne eine ordentliche Tariflohnsteigerung können sich die Kolleg*innen die Arbeit in der Kinobranche nicht mehr leisten. Deshalb brauchen wir einen Einstiegslohn von 14 Euro.“ erklärt ver.di-Tarifsekretärin Martha Richards.
Auf der Berlinale wird das Kino als elementarer Ort kreativer Arbeit zelebriert. Das Kino lebt von der Kreativität der Film- und Fernsehschaffenden auch hinter den Kulissen. Doch der Glamour auf der Berlinale steht im Widerspruch zu den glanzlosen Arbeitsbedingungen hinter den Kulissen. Diese sind geprägt von extremer Flexibilität und Arbeitszeiten von bis zu 60 Stunden in der Woche. ver.di setzt sich unter dem Motto #keinfilmohneuns für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein. Entsprechende Forderungen stehen im Mittelpunkt der Tarifverhandlungen mit der Produzentenallianz.
In den Verhandlungen mit der Produzentenallianz fordern ver.di und BFFS Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben. Insbesondere sollen die überlangen Arbeitszeiten innerhalb einer 4-Tage-Woche auf 40 Stunden pro Woche begrenzt werden – bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber wollen dagegen sogar Absenkungen bei den Gagen durchsetzen. Deswegen ist es wichtig, Tarifbindung in ein neues Filmfördergesetz die Tarifbindung zu integrieren, damit in geförderten Produktionen soziale & arbeitsrechtliche Standarts in Zukunft nicht unterlaufen werden können.
„Wie wahrscheinlich die meisten von uns habe ich eine Branche gewählt, die ich wegen ihrer Kreativität und Vielfalt liebe. Gleichzeitig merke ich aber, wie immer mehr Kolleg*innen in meinem Umfeld darüber nachdenken oder sich bereits dazu entschieden haben, die Branche zu verlassen. Unsere Arbeitsbedingungen machen ein planbares Privatleben unmöglich und stellen auf Dauer eine enorme Belastung für Psyche und Körper dar. Ohne die Arbeit hinter den Kulissen gäbe es keine Filme. Deshalb kämpfen wir auch für die Zukunft unserer Branche.” erklärt Paul-Vincent Roll, Kameraassistent.

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