FernsehnMedien/Kultur

Weltspiegel – Auslandskorrespondenten berichten am Sonntag, 20. November 2022, um 18:30 Uhr vom WDR im Ersten

Geplante Themen:

Katar: Kamelrennen contra Fußball-WM
Die Augen leuchten, die Motoren heulen, der Staub der Wüste wirbelt durch die Luft. Hunderte Katarer wie Hammad Ali Jarhab gehen auf der Ash-Shahaniyah-Rennstrecke ihrem Nationalsport nach: Kamelrennen. Per Fernbedienung steuern sie Roboter-Jockeys auf den Höckern der Kamele. Die Wüstentiere kosten zum Teil hunderttausende Dollar, den Gewinnern der Rennen winken brandneue SUV. Von der Fußball-Weltmeisterschaft wollen sie hier nichts wissen. Ganz anders Abdullah Al-Darwish, Mitte 20, fußballbegeistert. Sein ganzes Zimmer hängt voller Trikots, seit Jahren freut er sich auf die WM im eigenen Land. Er ist sich sicher: Wenn die WM-Kritiker aus dem Ausland erstmal nach Katar kommen, werden sie das wahre Bild seines Landes kennenlernen. Ein Stimmungsbild aus Katar am Tag des WM-Eröffnungsspiels.
Autor: Ramin Sina / ARD Studio Kairo

Polen: Energiewunder Plattenbau
Alle in der Stadt haben gelacht, als die Wohngemeinschaft des Wohnblocks an der Slaska-Straße in Szczytno 2014 ihren Vertrag mit dem örtlichen E-Werk kündigte und beschloss, energetisch total unabhängig zu werden. Die erste Großinvestition waren Heizungspumpen, dann kam eine Solaranlage auf das Dach. Trotzdem mussten die Einwohner noch ihre Rechnungen zahlen. Deshalb wurden jüngst alle 40 Balkone umgebaut und mit Solaranlagen ausgestattet. Das sieht zwar komisch aus, macht das Haus aber zum einzigen Wohnblock in Polen, in dem Strom und Wärme diesen Winter nichts kosten werden. Zbigniew Chrapkiewicz, Kopf der Go-Independent-Operation, ist mega-stolz und schaut gelassen auf die steigenden Energiepreise in Polen.
Autorin: Kristin Joachim / ARD Studio Warschau

USA: Von der Müllkippe zur grünen Stadt-Oase
Freshkills auf Staaten Island - früher stand der Name für die größte Müllkippe der Welt, üble Gerüche und viele Anwohner, die krank geworden sind von den Giftstoffen. Auch die Trümmer der Twin Towers landeten hier nach 9/11. Mittlerweile ist die Müllhalde geschlossen, das Gebiet abgedeckt. Obendrauf entsteht New Yorks neuester Park, dreimal so groß wie der Central Park. Im kommenden Jahr soll er offiziell eröffnet werden. Die Idee: Ein paar Gräser pflanzen und den Rest der Natur überlassen. So entstehen Feuchtbiotope, neue Wälder und Buschland - und es wachsen und gedeihen Pflanzen und Tiere, die hier ein neues Zuhause gefunden haben. Schon jetzt tummeln sich Füchse, Rehe und seltene Vögel in der neuen Parklandschaft. New York liegt übrigens mitten in einem der weltweit 36 Hotspots für Biodiversität. Auch fühlen sie sich im Freshkills Park besonders verpflichtet, die Vielfalt in der Natur zu fördern.
Autorin: Marion Schmickler / ARD Studio New York

Kasachstan: Spagat zwischen Russland und dem Westen
Am 20. November finden in Kasachstan vorgezogene Präsidentschaftswahlen statt. Der vermutlich alte und neue Präsident Tokajew versucht die stärkere Ausrichtung in Richtung Westen, ohne es sich dabei mit Russland zu verscherzen. Eine Zollunion mit Russland, aber auch Gespräche zum Beispiel mit der EU und Annalena Baerbock über eine weitere Zusammenarbeit mit Deutschland. Der Ukraine-Krieg stößt bei vielen in Kasachstan auf Kritik, wenn auch nicht immer öffentlich. Wir treffen eine junge kasachische Bloggerin und sprechen mit ihr über die Situation und ihre Hoffnungen für die Zukunft in ihrer Heimat. Wirtschaftlich hat der Krieg in der Ukraine zur Folge, dass viele internationale Firmen ihre Zelte in Russland abgebrochen haben. Andere kommen jetzt nach Kasachstan. Das Land sucht seine Chancen in der Krise, auch mit Plänen, mehr Energie in Richtung Westen zu exportieren.
Autor: Olaf Bock / WDR Köln

Irak: Drogen gegen Armut
"Es war die schlimmste Zeit seines Lebens", sagt er heute nach seinem erfolgreichen Entzug. Jede Woche holte sich Mohammed in einem Elendsviertel von Basra seinen Stoff, ein Gramm Chrystal Meth. So wollte er seine Geldnot, seine Arbeits- und Perspektivlosigkeit für wenige Momente vergessen. Einst war Basra eine blühende Metropole, reich durch die Milliarden aus dem Ölgeschäft. Inzwischen versickert das Geld in den Taschen einer korrupten Elite in Bagdad. Das einstige Venedig des Nahen Ostens verfällt. Und auch der Kampf gegen die Terrormiliz IS hat viele junge Männer auf Droge gebracht, der Stoff sollte gegen die Furcht helfen.
Autor: Daniel Hechler / ARD Studio Kairo

Japan: Babys im Altenheim
Die Einrichtung "Ginko-Laube" könnte ein sehr ruhiger Ort sein. In der Theorie. Tatsächlich aber hallt Baby-Geschrei über die Gänge des Altenheims, es wird viel gelacht und manchmal auch hemmungslos geheult. Das passiert immer dann, wenn die tüchtigsten aller Mitarbeiter im Einsatz sind - im Alter ab 0 Jahren. Der Anblick der Säuglinge weckt die Lebensgeister der Demenz-Patienten im Heim. Deshalb sind die Nachwuchs-Kräfte hier so stark gefragt. Das Honorar für die jungen Kolleg*nnen wird gezahlt in der besten "Währung", die es in zartem Alter geben kann: in Windeln. Dahinter steht ein Konzept mit weiteren ungewöhnlichen Ideen, das Demenz-Patient*innen nicht länger isolieren will, sondern ins Leben zurückholen möchte.
Autor: Ulrich Mendgen / ARD Studio Tokio

Weltspiegel-Podcast in dieser Woche:
Energiekrise - Roter Teppich für Autokraten? 
Moderation: Janina Werner

 http://www.daserste.de/weltspiegel

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