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Zweiteilige rbb-Doku „Lost Places“ über Geisterfabriken und Klinikruinen in Berlin und Brandenburg

Mi 27.03.2024 20:15, rbb Fernsehen | ARD Mediathek

Lost Places – fast jeder hat schon einmal solch einen verlassenen und verfallen Ort gesehen, beim Vorbeifahren, am Stadtrand oder mitten im Wald. Meist liegen die Ruinen hinter Zäunen und Absperrungen. Fenster und Türen sind verbarrikadiert. So bleiben ihre Geheimnisse verborgen, ihre Geschichten unbekannt. Die zweiteilige rbb-Dokumentation „Lost Places“ öffnet diese Türen und führt die Zuschauerinnen und Zuschauer an Orte, an denen die Zeit stillzustehen scheint. Es ist der Reiz des Vergessenen, die Schönheit des Verfalls, die ihre magische Anziehungskraft ausmacht. Hier lässt sich beobachten, wie sich die Natur die maroden Gebäude zurückerobert.

Der Film „Geisterfabriken“ von Karoline Kleinert erkundet die Geheimnisse der drei spektakulärsten Industrieruinen Brandenburgs. Im Anschluss erzählt die Doku „Klinikruinen“ von Lutz Rentner die unbekannten Geschichten dreier ehemaliger Krankenhäuser in Berlin und Brandenburg. Beide „Lost Places“ sind am 27. März in der ARD Mediathek und ab 20.15 Uhr im rbb Fernsehen zu sehen.

„Lost Places: Geisterfabriken“, 20.15 Uhr im rbb Fernsehen

Ein Film von Karoline Kleinert

Eine Mühle aus Beton in Fürstenberg/Havel, direkt am Ufer des Röblinsees. Einst einer der größten Mehlproduzenten Norddeutschlands. In der DDR ein Kraftfuttermischwerk, das Tierfutter für die industrielle Landwirtschaft lieferte. Seit der Abwicklung 1992 stehen die Gebäude leer.

Das Nazi-Kraftwerk an der Oder, etwa drei Kilometer nördlich von Eisenhüttenstadt. Hier ragen zwei gut 100 Meter hohe Schornsteine in den Himmel. Sie sind Wahrzeichen des Kraftwerksbaus Vogelsang. Eigentlich sollte hier Energie für den „Totalen Krieg“ produziert werden. Erbaut wurde die monumentale Beton-Konstruktion fast ausschließlich von Zwangsarbeitern – unter schwersten Lebens- und Arbeitsbedingungen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs tobte hier eine wochenlange Schlacht, deren Spuren noch heute zu sehen sind.

Seit Jahrhunderten ist Wittstock eine Stadt der Tuchmacher. Heute noch sichtbare Zeugen dieser Zeit sind die verfallenen Gebäude der alten Uniform-Tuchfabrik. Erbaut in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts von Emil Quandt und seinen Söhnen. Eine Tuchfabrik für Millionen. Grundlage eines Familienvermögens, das heute zu den größten Deutschlands gehört. An den Lost Places trifft das Filmteam auf Urban Explorer, Street Artists und ehemalige Arbeiter – Menschen, die auf der Suche sind, nach der Geschichte, nach Erinnerungen, nach einer Zukunft für die verfallenen Gebäude.

„Lost Places: Klinikruinen“, 21.00 Uhr im rbb Fernsehen

Ein Film von Lutz Rentner

Bei Kolkwitz, südöstlich von Cottbus, befindet sich das „Tuberkulose-Schloss im Wald“. Einst wurden hier Frauen gepflegt, die sich mit der tödlichen Tuberkulose infiziert hatten. Arbeiterinnen aus der umliegenden Textilindustrie. Mit dem Bau großzügiger Heilstätten versuchte man, der massenhaften Erkrankung zu begegnen. Nach dem Krieg wird die Klinik zu einem Reha-Zentrum für Herzpatienten. Seit 2007 steht das Gebäude leer, das Gelände wird zur Brache. Urban Explorer entdecken heute den verwunschenen Ort. Andreas Böttger gehört zu ihnen. Aus seiner Leidenschaft hat er einen Beruf gemacht, heute organisiert er offizielle Fototouren an Lost Places.

„Honeckers Regierungskrankenhaus“ lag mitten im Bucher Stadtforst. Das riesige Gebäude aus den 1970er Jahren war der Nomenklatura der DDR-Partei- und Staatsführung vorbehalten. Erich Honecker gehörte zu den prominenten Patienten. Für ihn war eine eigene Suite reserviert. Die Vorzeigeklinik wurde nach der Wende dem Senat unterstellt und später an die Helioskliniken verkauft. Seit 2007 steht das Gebäude leer. Heute ist die einstige Klinik eine Ruinenlandschaft.

Anders die „Bunkerklinik am Wannsee“. Ein riesiges Areal mit Klinkerbauten, alten Patientenbaracken und einem gewaltigen Hochbunker. Ende der 1930er Jahre zieht in den Wald von Heckeshorn die Reichsluftschutzschule. Wenig später entscheidet die Wehrmacht, die zentrale Luftabwehr in und um Berlin dorthin zu verlegen. Ein Hochbunker entsteht und wird Kommandozentrale der Luftwaffe. Nach dem Krieg errichten die Amerikaner auf dem Areal eine Lungenklinik. Der Bunker wird schließlich zum Notkrankenhaus.

Auch an diesen Lost Places trifft das Filmteam Menschen, die auf der Suche nach einer Zukunft für die verfallenen Bauten und geschichtsträchtigen Orte sind.

„Lost Places“ ist eine Produktion von Noahfilm im Auftrag des Rundfunk Berlin-Brandenburg, Redaktion Ulrike Gerster und Jens Stubenrauch.

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